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Der Rebell

Titel: Der Rebell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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lächelte sie und fragte sich, ob ihre zusammengebissenen Zähne zerbrechen und aus ihrem Mund bröseln würden.
    Gewiß, Elsie Fitch war keine überwältigende Schönheit, aber recht attraktiv, mit braunem Haar und großen dunklen Augen. Kichernd hatte sie ihren Freundinnen anvertraut, sie sei schon seit einer Ewigkeit in Peter verliebt. Natürlich würde er ihre Gefühle mit gleicher Glut erwidern und könne es kaum erwarten, mit ihr vor den Traualtar zu treten.
    »Alles Gute zur Verlobung, Peter. Und jetzt laß mich gehen.«
    »Alaina, du verstehst nicht ...«
    »Was gibt es da zu verstehen? Du wirst Elsie Fitch heiraten, und damit basta.«
    »Hör mich doch an! Als ich dich heute mit diesen Männern flirten sah, wäre ich fast gestorben. Beinahe hätte ich dir gesagt, du dürftest dich nicht wie ein Flittchen benehmen ...«
    »Sei nicht unverschämt! Ich habe nichts mehr mit dir zu tun. Und wie ich mich in Gesellschaft anderer Männer verhalte, geht dich nichts an.«
    Sie versuchte sich an ihm vorbeizuschieben. Aber er packte ihre Schultern und drückte sie gegen die Wand. »Um Himmels willen, Alaina, quäl mich nicht so! Spürst du denn nicht, wie sehr ich dich begehre? Komm mit mir in den Wald ...«
    »In den Wald!« rief sie. »Mit dir?« Sollte sie lachen oder weinen? O ja, sie hatte in den Wald wandern wollen, aber allein, um die schmerzliche Erniedrigung zu verwinden.
    »O Alaina, ich liebe dich, ich brauche dich, ich bete dich an! Glaub mir, ich bin todunglücklich, weil wir nicht heiraten können. Machen wir das Beste aus der Situation. Da mir meine Mutter einen Trustfonds hinterlassen hat, bin ich nicht mittellos. Ich würde ein Haus für dich kaufen und ...«
    »Hör auf. Ich traue meinen Ohren nicht. Glaubst du wirklich, ich würde jetzt, wo du mit einer anderen verlobt bist ...«
    »Sei doch nicht albern, Alaina! Kein respektabler junger Mann würde jemals um deine Hand bitten.«
    »Kein respektabler junger Mann würde jemals um meine Hand bitten?« wiederholte sie in eisigem Ton.
    »Nun, dein Vater ist arm wie eine Kirchenmaus, und du bist in der Wildnis aufgewachsen. Außerdem wurdest du nicht richtig erzogen. Aber das braucht dich nicht zu bekümmern, weil ich dich vergöttere. Alles will ich dir geben, alles, was dein Herz begehrt ...«
    Seine Stimme erstarb. Ungläubig schaute sie ihn an. Ehe ihr seine Absicht bewußt wurde, küßte er sie. Sein Körper preßte sie an die Wand und ließ keinen Zweifel an seinem Verlangen. Als er seine Zunge in ihren Mund schob, war sie sekundenlang wie betäubt. Dann spürte sie seine Hand, die am Ausschnitt ihres Kleides zerrte. Erbost rammte sie ihr Knie zwischen seine Beine, und er sprang stöhnend zurück. Mit aller Kraft schlug sie in sein Gesicht. »Fahr zur Hölle, Peter, mitsamt deinen abscheulichen Vorschlägen!«
    »Alaina!« jammerte er gequält.
    Ob ihn die Abfuhr schmerzte, die sie ihm erteilt hatte, oder der gezielte Stoß ihres Knies, wußte sie nicht. Es war ihr auch egal. Sie konnte die Gesellschaft des reichen, respektablen Mr. Peter O'Neill nicht länger ertragen, nutzte seine augenblickliche Schwäche und schob ihn beiseite. Dann floh sie aus der Anrichtekammer, hinaus ins Freie, in die schützenden Schatten zwischen den Bäumen.

2
    Ian spürte einen warmen Atemhauch an seiner Wange. »Am üblichen Ort!«
    Vor einiger Zeit waren die jungen Damen nach oben gegangen, und die älteren überließen die Gentlemen ihrem Brandy und den Zigarren. Die Flüsterstimme gehörte Lavinia, der schönen, sinnlichen dreißigjährigen Witwe des steinreichen alten Lawrence Trehorn. Obwohl er beschlossen hatte, seinen Eltern mitzuteilen, er würde Risa Magee heiraten, die er liebte und begehrte, würde es vielleicht noch lange dauern, bis er sie heimführen konnte. Und an Liebe dachte Lavinia in dieser Phase ihres Lebens nicht — nur an Lust.
    »Was sagten Sie, Ian?«
    Er blinzelte verwirrt, von Lavinias Parfüm abgelenkt, dessen Duft ihn immer noch einhüllte. Offenbar fragte Alfred Ripply, ein Schiffsbauer aus Tampa, nach seiner letzten Bemerkung. Irgend etwas über die Union ... Daran erinnerte er sich nicht mehr, weil ihn das Flüstern auf ganz andere Gedanken gebracht hatte. Er räusperte sich und begegnete dem glühenden Blick einer anderen Frau, die gerade den Salon betreten hatte und die Brandygläser nachfüllte.
    Seit langer Zeit war er mit der exotischen Lilly befreundet, in deren Adern das Blut weißer, schwarzer und indianischer Vorfahren floß.

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