Der Regenmacher
Ich habe nur fünf auf meiner Liste ausfindig machen können, und ich bin sicher, jeder von ihnen wird ein Dutzend Gründe für seine Entlassung vorbringen. Unter anderen Umständen würde Kipler ihnen die Hölle heiß machen. Aber ich habe den starken Verdacht, daß auch Kipler diese Burschen nicht will. Ich würde mein überwältigendes Nettoeinkommen darauf verwetten, daß Seine Ehren schwarze Gesichter auf den Geschworenenbänken sehen möchte.
Ich bin sicher, daß mir, wenn ich in diesem Geschäft bleibe, eines Tages ein noch schmutzigerer Trick einfallen wird, aber im Augenblick kann ich mir nur schwer einen vorstellen. Ich habe eine Woche darüber nachgedacht und schließlich vor ein paar Tagen mit Deck darüber gesprochen. Er war sofort Feuer und Flamme.
Wenn Drummond und seine Bande mein Telefon abhören wollen, dann sollen sie auch etwas zu hören bekommen. Wir warten bis zum späten Nachmittag. Ich bin im Büro, Deck um die Ecke in einer Telefonzelle. Er ruft mich an. Wir haben dies mehrere Male geprobt, haben sogar einen Text.
»Rudy, Deck hier. Ich habe endlich Dean Goodlow gefunden.«
Goodlow ist weiß, männlich, Alter neununddreißig, College-Absolvent, besitzt eine Teppichreinigung. Er ist eine Null auf unserer Skala, eindeutig ein Geschworener, den wir nicht wollen. Drummond würde ihn mit Freuden nehmen.
»Wo?« frage ich.
»Habe ihn in seinem Büro erwischt. Er war eine Woche nicht in der Stadt. Wirklich ein netter Mann. Wir haben uns gründlich in ihm getäuscht. Er sagt, er kann Versicherungsgesellschaften nicht ausstehen, streitet sich ständig mit ihnen herum; er findet, sie müßten strengeren Vorschriften unterworfen werden. Ich habe ihm einiges über unseren Fall erzählt, und er ist buchstäblich in die Luft gegangen. Er wird einen großartigen Geschworenen abgeben.« Decks Bericht klingt ein bißchen unnatürlich, aber für den Uneingeweihten hört er sich glaubhaft an. Vermutlich liest er den Text ab.
»Was für eine Überraschung«, sage ich laut und deutlich ins Telefon. Ich will, daß Drummond keine Silbe entgeht.
Der Gedanke, daß Anwälte vor dem Auswahlprozeß mit potentiellen Geschworenen reden, ist unvorstellbar. Deck und ich haben uns Sorgen gemacht; unsere Kriegslist könnte so absurd sein, daß Drummond wissen würde, daß wir nur eine Schau abziehen. Aber wer wäre auch auf die Idee gekommen, daß ein Anwalt seinen Gegner mit Hilfe illegaler Abhörgeräte belauschen könnte? Außerdem sind wir zu dem Schluß gekommen, daß Drummond auf unser Spielchen hereinfallen würde, weil ich nur ein dämlicher Anfänger bin und Deck nichts ist als ein bescheidener Hilfsanwalt. Wir wissen es einfach nicht besser.
»War ihm unbehaglich zumute bei dem Gespräch?«
»Ein bißchen. Ich habe ihm erzählt, was ich auch den anderen gesagt habe. Ich bin nur ein Ermittler, kein Anwalt. Und wenn sie niemandem von unserer Unterhaltung erzählen, bekommt auch niemand Ärger.«
»Gut. Und Sie glauben, Goodlow steht auf unserer Seite?«
»Ganz bestimmt. Wir müssen ihn haben.«
Ich raschele neben dem Telefon mit ein paar Papieren. »Wen haben Sie noch auf Ihrer Liste?« frage ich laut.
»Einen Moment.« Ich kann hören, wie Deck gleichfalls mit Papier raschelt. Wir sind ein tolles Team. »Ich habe mit Dermot King, Jan DeCell, Lawrence Perotti, Hilda Hinds und RaTilda Browning gesprochen.«
Mit Ausnahme von RaTilda Browning sind das Weiße, die wir nicht in der Jury haben wollen. Wenn wir ihre Namen genügend einschwärzen, wird Drummond alles tun, um sie auszuschließen.
»Was ist mit Dermot King?« frage ich.
»Solide. Mußte einmal einen Versicherungsvertreter aus dem Haus werfen. Ich würde ihm eine Neun geben.«
»Und mit Perotti?«
»Toller Mann. Konnte einfach nicht glauben, daß eine Versicherungsgesellschaft tatsächlich einen Menschen umbringen kann. Er ist auf unserer Seite.«
»Jan DeCell?«
Weiteres Papierrascheln. »Einen Moment. Eine sehr nette Dame, die nicht viel reden wollte. Ich glaube, sie hatte Angst, es wäre nicht Rechtens oder so etwas. Wir haben uns über Versicherungsgesellschaften unterhalten, und ich habe ihr erzählt, daß Great Benefit vierhundert Millionen schwer ist. Ich glaube, sie wird für uns sein. Habe ihr eine Fünf gegeben.«
Es ist schwer, nicht laut herauszulachen. Ich drücke das Telefon fester ans Ohr.
»Ra Tilda Browning?«
»Radikale Schwarze, für Weiße nutzlos. Sie hat mich aufgefordert, aus ihrem Büro zu verschwinden, arbeitet in
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