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Der Regenmacher

Der Regenmacher

Titel: Der Regenmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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klopften an Türen, bäten um Unterstützung, verletzten genügend ethische Kanons, um mich auf Lebenszeit aus der Anwaltskammer auszuschließen. Und diese entsetzliche Niedertracht findet am Abend vor dem Tage statt, an dem sich die Geschworenen versammeln, um befragt zu werden!
    Es ist uns gelungen, auf ungefähr ein Drittel von den gut sechzig Leuten, die an der nächsten Runde teilnehmen und zur Befragung erscheinen werden, schwere Zweifel zu werfen. Und wir haben uns ganz bewußt diejenigen ausgesucht, vor denen wir uns am meisten fürchten.
    Ich wette, Leo Drummond wird heute nacht kein Auge zutun.

42
    Die ersten Eindrücke sind entscheidend. Die Geschworenen treffen zwischen acht Uhr dreißig und neun Uhr ein. Sie schieben sich nervös durch die hölzerne Doppeltür, dann kommen sie den Gang entlang und betrachten, fast glotzend, ihre Umgebung. Für viele ist es der erste Besuch in einem Gerichtssaal. Dot und ich sitzen zusammen und allein am Ende unseres Tisches, mit dem Gesicht zu den Reihen von gepolsterten Bänken, die sich jetzt mit Geschworenen füllen. Unsere Rücken sind dem Richtertisch zugewandt. Auf unserem Tisch liegt ein Notizblock, sonst nichts. Deck hat sich auf einem Stuhl in der Nähe der Geschworenenbänke niedergelassen, ein ganzes Stück von uns entfernt. Dot und ich flüstern miteinander und versuchen zu lächeln. Ich habe ein ganz flaues Gefühl im Magen.
    Der Tisch der Verteidigung jenseits des Ganges bietet ein absolut gegensätzliches Bild. Er ist von fünf Männern in schwarzen Anzügen und mit finsteren Mienen umgeben, die alle über den Stapeln von Papieren brüten, mit denen der ganze Tisch bedeckt ist.
    Hier findet ganz offensichtlich ein Kampf David gegen Goliath statt, und er beginnt jetzt. Das erste, was die Geschworenen sehen, ist, daß ich meinem Gegner zahlen-und waffenmäßig und offensichtlich auch finanziell unterlegen bin. Meine arme kleine Mandantin ist schwach und gebrechlich. Diesen reichen Typen da drüben sind wir nicht gewachsen.
    Jetzt, da die Beweisaufnahme abgeschlossen ist, kommt mir der Gedanke, wie unnötig es war, daß in diesem Fall fünf Anwälte zur Verteidigung aufgeboten wurden. Fünf sehr gute Anwälte. Ich wundere mich, daß Drummond nicht begreift, wie bedrohlich das auf die Geschworenen wirken muß. Sein Mandant muß irgendeine Schuld auf sich geladen haben. Weshalb würden sie sonst fünf Anwälte gegen einen einzigen einsetzen?
    Heute morgen haben sie sich geweigert, mit mir zu sprechen. Wir haben Abstand gehalten, aber ihre verächtlichen Blicke haben mir verraten, daß sie empört sind über meine direkten Kontakte mit den Geschworenen. Sie sind schockiert und empört, und sie wissen nicht, was sie dagegen unternehmen können. Abgesehen vom Bestehlen eines Mandanten ist das Kontaktieren von möglichen Geschworenen das schwerste Verbrechen, das ein Anwalt begehen kann. Es ist genauso schwerwiegend wie das illegale Anbringen von Wanzen in den Telefonen des Gegners. Sie sehen richtig blöd aus, wie sie versuchen, sich entrüstet zu geben.
    Der Gerichtsdiener treibt die Leute an einer Seite zusammen und fordert sie dann auf, in beliebiger Ordnung auf der anderen Seite, vor uns, Platz zu nehmen. Von der Liste von zweiundneunzig Personen sind einundsechzig erschienen. Einige waren unauffindbar. Zwei waren gestorben. Eine Handvoll behauptete, krank zu sein. Ein paar andere hat Kipler aus verschiedenen persönlichen Gründen entlassen. Als der Gerichtsdiener die Namen aufruft, mache ich mir Notizen. Mir ist, als kenne ich diese Leute seit Monaten. Nummer sechs ist Billy Porter, der Geschäftsführer von Western Auto, der mich angeblich gestern abend angerufen hat. Es dürfte interessant sein zu erleben, was Drummond mit ihm macht.
    Jack Underhall und Kermit Aldy vertreten Great Benefit. Sie sitzen hinter Drummond und seinem Team. Das sind sieben dunkle Anzüge, sieben todernste und einschüchternde Gesichter, die die Geschworenen mustern. Nur Mut, Leute! Ich behalte eine freundliche Miene bei.
    Kipler betritt den Saal, und alle erheben sich. Das Gericht tagt. Er begrüßt die Geschworenen und hält eine kurze und eindringliche Rede über das Geschworenenamt und Bürgerpflichten. Ein paar Hände heben sich, als er fragt, ob es begründete Entschuldigungen gibt. Er läßt sie einzeln zum Richtertisch kommen, wo sie mit gedämpfter Stimme ihre Gründe vortragen. Vier der fünf leitenden Angestellten von meiner schwarzen Liste flüstern mit dem Richter. Er

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