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Der Regenmacher

Der Regenmacher

Titel: Der Regenmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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Morgen wieder in der Zeitung gestanden und hatte natürlich von nichts etwas gewußt. Wie immer. Vor zwei Jahren hatten die Bullen in einem Müllcontainer hinter einer Oben-ohne-Bar eine Leiche gefunden. Der Verblichene war ein einheimischer Ganove, der einen Teil des Pornogeschäfts in der Stadt beherrschte und offensichtlich vorgehabt hatte, auch in der blühenden Busenbranche miteinzusteigen. Er traf sich in der falschen Gegend mit den falschen Leuten und wurde kaltgemacht; Bruiser würde so etwas nie tun, aber die Bullen sind ziemlich sicher, daß er sehr genau weiß, wer es war.
    Er war in letzter Zeit sehr oft hier, hat eine Menge getrunken und mit Prince geflüstert.
    Gott sei gedankt, daß ich einen richtigen Job habe. Ich hatte mich schon fast mit dem Gedanken abgefunden, Bruiser um Arbeit bitten zu müssen.
    Heute ist Freitag, mein vierter Tag als Angestellter der Kanzlei Lake. Ich habe einer Handvoll Leuten erzählt, daß ich für die Kanzlei Lake arbeite, und das geht mir angenehm glatt von den Lippen. Hört sich ungeheuer befriedigend an. Die Kanzlei Lake. Niemand braucht nachzufragen. Man erwähnt nur den Namen, und die Leute sehen das prachtvolle alte Lagerhaus und wissen, daß hier der große Jonathan Lake mit seiner Truppe aus beinharten Anwälten residiert.
    Booker hat fast geweint. Er kaufte Steaks und eine Flasche alkoholfreien Wein. Charlene hat gekocht, und wir haben bis Mitternacht gefeiert.
    Ich hatte nicht vorgehabt, heute morgen vor sieben aufzustehen, aber dann hämmert es laut an meiner Wohnungstür. Es ist Miss Birdie, sie rüttelt am Türknauf und ruft: »Rudy! Rudy!«
    Ich entriegele die Tür, und sie stürmt herein. »Rudy. Sind Sie wach?« Sie mustert mich in der kleinen Küche. Ich habe eine Turnhose an und ein T-Shirt, nichts Anstößiges. Ich blinzle zwischen halb geöffneten Lidern hervor, mein Haar ist völlig zerwühlt. Ich bin wach, aber nur gerade so eben.
    Die Sonne ist kaum aufgegangen, aber sie hat bereits Erde auf der Schürze und Schlamm an den Schuhen. »Guten Morgen«, sage ich und bemühe mich angestrengt, nicht sauer zu klingen.
    Sie lächelt, gelb und grau. »Habe ich Sie geweckt?« flötet sie.
    »Nein. Ich wollte gerade aufstehen.«
    »Gut. Wir haben viel Arbeit vor uns.«
    »Arbeit? Aber …«
    »Ja, Rudy. Sie haben den Mulch lange genug stehengelassen, jetzt wird es Zeit, daß wir damit anfangen. Er verrottet, wenn wir uns nicht beeilen.«
    Ich blinzle immer noch und versuche, mich zu konzentrieren. »Heute ist Freitag«, murmele ich einigermaßen unsicher.
    »Nein. Heute ist Samstag«, erklärt sie.
    Wir starren uns ein paar Sekunden lang an, dann schaue ich auf die Uhr, eine Gewohnheit, die ich nach nur drei Arbeitstagen angenommen habe. »Es ist Freitag, Miss Birdie. Freitag. Heute muß ich arbeiten.«
    »Es ist Samstag«, wiederholt sie dickköpfig.
    Wir starren uns noch ein wenig länger an. Sie wirft einen Blick auf meine Turnhose. Ich betrachte ihre schmutzigen Schuhe.
    »Hören Sie, Miss Birdie«, sage ich freundlich, »ich weiß, daß heute Freitag ist, und ich muß in anderthalb Stunden im Büro sein. Wir verteilen den Mulch am Wochenende.«
    Natürlich versuche ich nur, sie zu besänftigen. Ich hatte eigentlich vorgehabt, den morgigen Vormittag an meinem Schreibtisch zu verbringen.
    »Er wird verrotten.«
    »Bis morgen nicht.« Verrottet Mulch im Sack tatsächlich? Ich glaube nicht.
    »Morgen wollte ich die Rosen beschneiden.«
    »Weshalb beschneiden Sie die Rosen nicht heute, während ich im Büro bin? Und morgen verteilen wir dann den Mulch.«
    Sie denkt einen Moment darüber nach und bietet plötzlich einen erbarmungswürdigen Anblick. Ihre Schultern sacken herunter, und auf ihrem Gesicht erscheint ein trauriger Ausdruck. Es ist schwer zu sagen, ob sie betreten ist.
    »Versprechen Sie es?« fragt sie demütig.
    »Ich verspreche es.«
    »Sie haben gesagt, Sie würden im Garten helfen, wenn ich die Miete heruntersetze.«
    »Ja, ich weiß.« Wie könnte ich das vergessen? Sie hat mich bereits ein Dutzendmal daran erinnert.
    »Also gut«, sagt sie, als hätte sie genau das bekommen, was sie erreichen wollte. Dann stapft sie zur Tür hinaus und die Treppe hinunter, wobei sie ununterbrochen etwas vor sich hin murmelt. Ich mache leise meine Tür zu und frage mich, wann sie morgen früh kommen wird, um mich zu holen.
    Ich ziehe mich an und fahre zum Büro, wo auf dem Parkplatz bereits ein halbes Dutzend Wagen steht und das Lagerhaus teilweise erleuchtet

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