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Der Regenmacher

Der Regenmacher

Titel: Der Regenmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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Fragen gerechnet, weshalb ich die Klage nicht schon längst eingereicht habe. Ich hatte Angst, es könnte unangenehm werden. Aber sie reibt nur sanft Donny Rays Schultern und schaut unglücklich zum Fenster hinaus. Sie wird sich genau überlegen, was sie sagt, weil sie ihn nicht aufregen will.
    Donny Ray sitzt mit dem Gesicht zum Fenster. »Kommt Daddy nicht herein?« fragt er.
    »Er will nicht«, antwortet sie.
    Ich hole den Vertrag aus der Akte und gebe ihn Dot. »Der muß unterschrieben werden, bevor wir Klage einreichen können. Es ist ein Vertrag zwischen Ihnen, den Mandanten, und meiner Anwaltskanzlei. Ein Vertrag über juristische Vertretung.«
    Sie hält ihn argwöhnisch in der Hand. Er umfaßt nur zwei Seiten. »Was steht da drin?«
    »Oh, das Übliche. Ein Standardvertrag. Sie verpflichten uns als Ihre Anwälte, wir übernehmen den Fall, tragen die Unkosten, und wir bekommen ein Drittel von dem, was wir herausholen.«
    »Und weshalb sind dafür zwei Seiten Kleingedrucktes nötig?« fragt sie und zieht eine Zigarette aus der Schachtel auf dem Tisch.
    »Zünde die bloß nicht an«, fährt Donny Ray sie über die Schulter hinweg an. Er sieht mich an und sagt: »Kein Wunder, daß ich sterbe.«
    Ohne jedes Zögern steckt sie sich die Zigarette zwischen die Lippen und betrachtet das Dokument. Sie zündet sie nicht an. »Und das müssen wir alle drei unterschreiben?«
    »So ist es.«
    »Er hat gesagt, er kommt nicht herein«, sagt sie.
    »Dann geh damit zu ihm hinaus«, sagt Donny Ray wütend. »Nimm einen Kugelschreiber und geh hinaus und bring ihn dazu, das verdammte Ding zu unterschreiben.«
    »Darauf bin ich überhaupt nicht gekommen«, sagt sie.
    »Ist doch nicht das erste Mal.« Donny Ray senkt den Kopf und kratzt sich am Schädel. Die scharfen Worte haben ihn angestrengt.
    »Ich denke, das könnte ich wohl tun«, sagt sie, immer noch zögernd.
    »Geh endlich, verdammt noch mal«, sagt er, und Dot wühlt in einer Schublade, bis sie einen Kugelschreiber gefunden hat. Donny Ray hebt den Kopf und stützt ihn auf die Hände. Seine Handgelenke sind so dünn wie Besenstiele.
    »Bin gleich wieder da«, sagt Dot, als hätte sie etwas ein Stück die Straße hinunter zu erledigen und machte sich Sorgen um ihren Jungen. Sie geht langsam über die hintere Terrasse und in das Unkraut hinein. Eine Katze auf der Motorhaube sieht sie kommen und verzieht sich unter den Wagen.
    »Vor ein paar Monaten«, sagt Donny Ray, dann macht er eine lange Pause. Sein Atem geht schwer, und sein Kopf schwankt leicht. »Vor ein paar Monaten mußten wir seine Unterschrift beglaubigen lassen, und er wollte nicht mitkommen. Sie hat eine Notarin gefunden, die sich bereit erklärte, für zwanzig Dollar einen Hausbesuch zu machen, aber als sie hier war, wollte er nicht hereinkommen. Also sind Mom und die Notarin zu seinem Wagen hinausgegangen. Sehen Sie die große orangefarbene Katze auf dem Wagendach?«
    »Ja.«
    »Wir nennen sie Claws. Sie ist gewissermaßen die Wachkatze hier. Jedenfalls, als die Notarin in den Wagen langte, um Buddy, der natürlich beduselt und kaum bei Bewußtsein war, die Papiere wieder abzunehmen, ist Claws vom Wagen gesprungen und hat die Notarin angegriffen. Hat uns sechzig Dollar für den Besuch des Arztes gekostet. Und eine neue Strumpfhose. Haben Sie schon einmal jemanden mit akuter Leukämie gesehen?«
    »Nein. Bis jetzt nicht.«
    »Ich wiege noch fünfundfünfzig Kilo. Vor elf Monaten waren es achtzig. Die Leukämie wurde so rechtzeitig entdeckt, daß sie noch behandelt werden konnte. Ich habe das Glück, einen Zwillingsbruder zu haben, und unser Knochenmark ist identisch. Eine Transplantation hätte mir das Leben gerettet, aber wir konnten sie uns nicht leisten. Obwohl wir versichert waren. Den Rest der Geschichte kennen Sie. Ich nehme an, Sie wissen das alles, stimmt’s?«
    »Ja. Ich bin mit Ihrem Fall vollauf vertraut, Donny Ray.«
    »Gut«, sagt er erleichtert. Wir beobachten, wie Dot die Katzen wegscheucht. Claws, die auf dem Wagendach liegt, tut so, als schliefe sie. Claws will mit Dot Black nichts zu tun haben. Die Türen stehen offen, und Dot streckt den Vertrag hinein. Wir können ihre durchdringende Stimme hören.
    »Ich weiß, Sie glauben, daß sie verrückt sind«, sagt er, meine Gedanken lesend. »Aber sie sind gute Menschen, die eine Menge durchgemacht haben. Haben Sie Geduld mit ihnen.«
    »Ich finde sie sehr nett.«
    »Ich bin zu achtzig Prozent hinüber, okay. Achtzig Prozent. Wenn ich diese

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