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Der Regenmacher

Der Regenmacher

Titel: Der Regenmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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in Memphis wären so verdammt konservativ, daß es schwer sei, einen gerechten Urteilsspruch zu erlangen. Das höre ich jetzt schon seit drei Jahren. Für einen Ort im Süden ist Memphis eine harte Gewerkschaftsstadt. Gewerkschaftsstädte bringen meistens gute Urteile zugunsten von Klägern zustande. Aber aus irgendeinem unerfindlichen Grund passiert das hier nur selten. Jonathan Lake hat eine Handvoll Millionen-Dollar-Urteile erreicht, zieht es jetzt aber vor, seine Fälle in anderen Staaten zu verhandeln.
    Ich habe Mr. Lake noch nicht kennengelernt. Er steckt mitten in einem großen Prozeß und hat andere Dinge im Kopf, als seinen neuesten Mitarbeiter kennenzulernen.
    Mein provisorisches Büro befindet sich in einer kleinen Bibliothek auf einer Empore oberhalb des zweiten Stockwerks. Es enthält drei runde Tische, acht Stapel Bücher, alle über ärztliche Kunstfehler. An meinem ersten vollen Arbeitstag hat Barry mir ein hübsches Büro gezeigt, nur ein paar Schritte von seinem entfernt, und erklärt, das würde in ein paar Wochen mir gehören. Muß erst frisch gestrichen werden, und es gibt irgendwelche Probleme mit den elektrischen Leitungen. Was kann man von einem alten Lagerhaus schon erwarten? hat er mich mehr als einmal gefragt.
    Sonst habe ich noch niemanden in der Kanzlei kennengelernt, und ich bin sicher, das liegt daran, daß ich ein bescheidener Anwaltsgehilfe bin, kein Anwalt. Ich bin nichts Neues oder Besonderes. Anwaltsgehilfen kommen und gehen.
    Sie sind alle sehr beschäftigt, und es geht hier nicht besonders kameradschaftlich zu. Barry spricht kaum über die anderen Anwälte im Haus; außerdem habe ich den Eindruck, daß jedes Prozeßteam so ziemlich auf sich allein gestellt ist. Ich habe das Gefühl, daß das Vorbereiten und Führen von Prozessen unter der Oberaufsicht von Jonathan Lake ein ziemlich hartes Geschäft ist.
    Barry erscheint jeden Morgen kurz vor acht, und ich bin entschlossen, ihn an der Eingangstür zu erwarten, bis ich einen eigenen Schlüssel zu dem Gebäude bekommen habe. Offensichtlich ist Mr. Lake, was den Zugang zu seinem Bau betrifft, sehr eigen. Es gibt eine lange Geschichte, daß vor etlichen Jahren, als er in einem tückischen Prozeß mit einer Versicherung steckte, seine Telefone angezapft wurden. Barry hat mir die Geschichte erzählt, als ich das Thema eigener Schlüssel zum erstenmal zur Sprache brachte. Ein paar Wochen würde ich wohl noch so über mich ergehen lassen müssen, hat er gesagt. Und einen Lügendetektortest.
    Er brachte mich auf der Empore unter, erteilte seine Anweisungen und verzog sich in sein Büro. Während der ersten beiden Tage hat er ungefähr alle zwei Stunden bei mir hereingeschaut. Ich kopierte die gesamte Black-Akte. Ohne sein Wissen fertigte ich auch eine vollständige Kopie der Akte für meine eigenen Unterlagen an. Am Ende des zweiten Tages nahm ich diese Kopie mit nach Hause, sicher in meinem hübschen neuen Aktenkoffer verstaut, einem Geschenk von Prince.
    Barrys Hinweisen folgend, setzte ich einen ziemlich harten Brief an Great Benefit auf, in dem ich alle relevanten Fakten und ihre einschlägigen Missetaten darlegte. Als seine Sekretärin mit dem Tippen fertig war, umfaßte er vier Seiten. Er strich ihn radikal zusammen und schickte mich zurück in meine Ecke. Er arbeitet sehr intensiv und ist überaus stolz auf seine Konzentrationsfähigkeit.
    In einer kurzen Pause an meinem dritten Tag nahm ich schließlich meinen Mut zusammen und fragte die Sekretärin nach dem meine Einstellung betreffenden Papierkram. Sie war beschäftigt, sagte aber, sie würde sich darum kümmern.
    Am Ende des dritten Tages verließen Barry und ich kurz nach neun sein Büro. Wir hatten den Brief an Great Benefit fertiggestellt, ein dreiseitiges Meisterwerk, das per Einschreiben mit Rückschein rausgehen sollte. Barry spricht nie über das Leben außerhalb des Büros. Ich schlug vor, wir könnten zusammen ein Sandwich essen und ein Bier trinken, aber er ließ mich schnell abblitzen.
    Ich fuhr zu Yogi’s auf einen späten Imbiß. Der Laden war bis auf den letzten Platz voll mit betrunkenen Verbindungsstudenten, und Prince stand selber hinter der Bar. Worüber er keineswegs glücklich schien. Ich übernahm und sagte ihm, er solle gehen und Rausschmeißer spielen. Er war hoch erfreut.
    Er ging statt dessen zu seinem Lieblingstisch, an dem sein Anwalt Bruiser Stone eine Camel nach der anderen rauchte und Wetten auf einen Boxkampf entgegennahm. Bruiser hatte an diesem

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