Der Regenmacher
Satz aus. Wenn sie zurückrufen, werde ich mich nicht melden. Falls sie sich später daran erinnern sollten, was höchst unwahrscheinlich ist, werde ich Sony die Schuld geben.
18
Deck liebt Herausforderungen, vor allem, wenn es darum geht, bei gefüsterten Telefongesprächen mit anonymen Maulwürfen Schmutz zutage zu fördern. Ich gebe ihm meine dürftigen Informationen über Kelly und Cliff Riker, und kaum eine Stunde später kommt er mit einem stolzen Grinsen in mein Büro geschlichen.
Er liest von seinen Notizen ab. »Kelly Riker wurde vor drei Tagen in St. Peter’s eingeliefert, um Mitternacht, wie ich hinzufügen möchte, mit einer ganzen Reihe von Verletzungen. In einem anonymen Anruf bei der Polizei meldeten irgendwelche Nachbarn einen heftigen Streit in ihrer Wohnung. Die Polizisten fanden Kelly zusammengeschlagen auf einem Sofa im Wohnzimmer liegend vor. Cliff Riker war offensichtlich betrunken und völlig ausgerastet und wollte sich über die Polizisten ebenso hermachen wie vorher über seine Frau. Mit einem Softballschläger aus Aluminium, offenbar die Waffe seiner Wahl. Er wurde schnell überwältigt, der Körperverletzung beschuldigt, festgenommen und abgeführt. Sie wurde mit einer Ambulanz ins Krankenhaus gebracht. Sie machte der Polizei gegenüber eine kurze Aussage, derzufolge er nach einem Softballspiel betrunken nach Hause gekommen war; es kam zu einem dummen Wortwechsel, sie kämpften, er gewann. Sie sagte, er hätte sie zweimal mit dem Schläger auf den Knöchel geschlagen und zweimal mit der Faust ins Gesicht.«
Letzte Nacht konnte ich nicht schlafen. Ich dachte an Kelly Riker und ihre braunen Augen und ihre langen Beine; bei dem Gedanken, daß ihr Mann auf diese Weise über sie hergefallen ist, wird mir schlecht. Deck beobachtet, wie ich wohl reagiere, also versuche ich, mir nichts anmerken zu lassen. »Ihre Handgelenke waren verbunden«, sage ich, und Deck schlägt stolz eine andere Seite auf. Er hat noch einen Bericht von einer weiteren Quelle, und diese Information lag tief in den Akten der Rettungsabteilung der Feuerwehr von Memphis vergraben.
»Was die Handgelenke angeht, ist der Bericht ein bißchen vage. Irgendwann während der Attacke hat er ihre Handgelenke auf den Boden gedrückt und versucht, sie zu vergewaltigen. Aber er war wohl nicht in der Stimmung, in der er zu sein glaubte, vermutlich zuviel Bier. Sie war nackt, als die Polizisten sie fanden, nur mit einem Laken bedeckt. Weglaufen konnte sie nicht, weil ihr Knöchel zersplittert war.«
»Was ist mit ihm geschehen?«
»Verbrachte die Nacht im Gefängnis. Seine Eltern haben Kaution gestellt. Kommt in einer Woche vor Gericht, aber es wird nichts passieren.«
»Weshalb nicht?«
»Höchstwahrscheinlich wird sie die Anklage zurückziehen, sie werden sich küssen und wieder vertragen, und dann wird sie die Luft anhalten, bis er es wieder tut.«
»Woher wissen Sie …«
»Weil es schon einmal passiert ist. Vor acht Monaten bekam die Polizei denselben Anruf, dieselbe Schlägerei, alles dasselbe, nur daß sie mehr Glück hatte. Nur ein paar Prellungen. Offensichtlich war der Schläger nicht zur Hand gewesen. Die Polizisten trennen sie, geben ihnen ein paar gute Ratschläge, schließlich sind sie ja noch halbe Kinder, jung verheiratet, und sie küssen sich und vertragen sich wieder. Dann, vor drei Monaten, kommt der Schläger ins Spiel, und sie verbringt eine Woche in St. Peter’s mit gebrochenen Rippen. Die Sache wird der zuständigen Abteilung bei der Polizei von Memphis übergeben, und die drängt auf eine strenge Bestrafung. Aber sie liebt den Jungen und weigert sich, gegen ihn auszusagen. Die ganze Sache wird fallengelassen. Kommt immer wieder vor.«
Ich brauche einen Moment, um das zu verdauen. Ich hatte häuslichen Ärger vermutet, aber nichts so Grauenhaftes. Wie kann ein Mann zu einem Aluminiumschläger greifen und damit auf seine Frau eindreschen?
»Kommt immer wieder vor«, wiederholt Deck, meine Gedanken lesend.
»Sonst noch etwas?«
»Nein. Aber halten Sie Abstand.«
»Danke«, sage ich. Ich fühle mich schwach und benommen. »Danke.«
Er gleitet von seinem Stuhl. »Keine Ursache.«
Natürlich hat Booker wesentlich intensiver für das Anwaltsexamen gelernt als ich. Und er macht sich meinetwegen Sorgen. Das ist typisch für ihn. Für diesen Nachmittag hat er einen Lernmarathon in einem Konferenzraum der Kanzlei Shankle angesetzt.
Ich komme, wie Booker mir eingeschärft hat, genau um zwölf Uhr dort an. Die
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