Der Reisende
»Aber er bittet uns trotzdem, etwas zu tun. Daß nämlich jeder, der unter dem Fluch stand, einmal jährlich, am Jahrestag des Massakers am Tippy-Canoe, seine Familie versammelt und sie an diesem Tag nichts essen, sondern sich statt dessen die Geschichte erzählen, wie sie allen Fremden erzählt wurde, die durch Vigor Church kamen. Einmal im Jahr, und auch unsere Kinder und Enkel sollen dies tun, bis in alle Ewigkeit. Er bittet uns darum, wird uns jedoch nicht bestrafen, wenn wir es nicht tun. Die einzige Strafe wird sein, daß unsere Kinder es vergessen werden, und wenn sie es vergessen, besteht immer die Möglichkeit, daß es noch einmal passiert.«
»Auch das werde ich ihnen sagen«, erwiderte Armor. »Sie alle werden einen Eid ablegen, diese Bitte zu erfüllen, darauf kannst du dich verlassen, Alvin.« Er wandte sich an Ta-Kumsaw. »Wenn du deinen Bruder das nächste Mal siehst, kannst du ihm von mir ausrichten, daß sie alle diesen Eid geleistet haben.«
Ta-Kumsaw grunzte. »Soviel dazu, mich Isaac zu nennen, um vor euch zu verbergen, wer ich in Wirklichkeit bin.«
»Wir haben uns schon einmal getroffen«, sagte Armor, »und selbst, wenn das nicht der Fall gewesen wäre, würde ich einen großen Häuptling erkennen, wenn ich einen sehe, und ich wußte, wen Alvin hier aufsuchen wollte.«
»Du sprichst zuviel, Armor-of-God, wie alle Weißen«, sagte Ta-Kumsaw. »Aber wenigstens ist das, was du sagst, nicht immer dumm.«
Armor nickte und lächelte, um sich für das Kompliment erkenntlich zu zeigen.
Alvin und Peggy wurden in ein Schlafzimmer mit einem ausgezeichneten Bett geführt, von dem Peggy vermutete, daß es das von Ta-Kumsaw und Becca war. Die anderen schliefen in der Stube auf dem Boden – schliefen, so gut sie konnten, was nicht besonders gut war nach all der Aufregung, und weil Mike Fink so laut schnarchte, und weil Armor – so hatte es zumindest den Anschein – etwa dreimal in der Stunde aufstehen mußte, um zu pinkeln, bis Peggy die Unruhe hörte und Alvin weckte und Alvin mit seinem Talent etwas in Armors Körper anstellte, damit er nicht mehr ständig das Gefühl hatte, seine Blase würde jeden Augenblick platzen. Als der Morgen kam, schliefen die Männer in der Stube etwas länger und wurden vom Duft eines Landfrühstücks geweckt, zu dem es weiche Brötchen und Bratensaft gab, und gebratene Speckscheiben und Bratkartoffeln.
Dann war es an der Zeit für den Abschied. Armor-of-God wartete stampfend und schnaubend wie ein unruhiges Pferd, bis man ihm endlich sagte, er solle schon mal aufbrechen. Er stieg auf und ritt aus dem Chapman Valley, winkte mit dem Hut und johlte wie diese verdammten Narren während des Wahlabends eine Woche zuvor.
Alvin und Peggy fiel der Abschied schwerer. Sie und Geschichtentauscher würden Whitley Physickers Wagen nehmen und damit zur nächsten größeren Stadt fahren, wo sie einen anderen Wagen mieten würden, während Geschichtentauscher mit diesem hier nach Norden fuhr, nach Hatrack River, damit der Onkel Doktor sein Eigentum zurückbekam. Von dort aus wollte Peggy für eine Weile nach Philadelphia fahren. »Ich hoffe, dort, wo der Kongreß zusammenkommt, einige Herzen gegen Harrisons Pläne richten zu können. Er wird nur Präsident sein, kein König, kein Kaiser – er muß für alles, was er tut, die Zustimmung des Kongresses bekommen, und vielleicht gibt es ja doch noch Hoffnung.« Aber Alvin erkannte am Klang ihrer Stimme, daß sie nur wenig Hoffnung hatte und bereits wußte, auf welche dunklen Straßen Harrison das Land führen würde.
Was seine eigenen Aussichten betraf, sah Alvin fast genauso schwarz. »Tenskwa-Tawa konnte mir nicht verraten, wie ich die Kristallstadt errichten soll, hat mir nur etwas gesagt, was ich bereits wußte: Der Schöpfer ist Teil dessen, was er schöpft.«
»Also … wirst du suchen«, sagte Peggy, »und werde ich suchen.«
Keiner von ihnen sagte jedoch, weil beide von ihnen wußten, daß sie beide es schon wußten, daß bereits ein Kind in Margarets Schoß wuchs: ein Mädchen. Beide zählten neun Monate hinzu.
»Wo wirst du im nächsten August sein?« fragte Alvin.
»Wo auch immer ich bin, ich werde dafür sorgen, daß du davon erfährst.«
»Und wo auch immer du bist, ich werde dafür sorgen, daß auch ich dort bin.«
»Ich glaube, wir sollten sie Becca nennen«, sagte Peggy.
»Ich dachte daran, sie nach dir zu nennen. Sie Little Peggy zu nennen.«
Peggy lächelte. »Also Becca Margaret?«
Alvin erwiderte das
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