Der Reiz des Verbotenen - Page, S: Reiz des Verbotenen
würde das nur tun, wenn das Kind schlafen sollte. Ansonsten wollte sie, dass David seine Umwelt entdeckte und spielen konnte.
Eine seltsame Ausgelassenheit kam über ihn, während er die großen Augen und die zarten Lippen, auf denen sich kleine Spuckebläschen gebildet hatten, betrachtete. Er ertappte sich dabei, wie er seltsame Babylaute machte.
Neben ihm kicherte Min. „Ich glaube, du hast dich gerade eben verliebt. Könnte das sein, Marcus?“
Er konnte nicht anders, als ihr Lächeln zu erwidern. „Ich muss zugeben, es ist so, Min.“ Sie war nach nur zwei Wochen so vertraut mit dem Kleinen. Würde es ihm als Vater ebenso gehen? Wenn er einen Sohn hätte, würde das Kindermädchen wahrscheinlich überall herumerzählen, dass er dieses Wunder zu jeder Tages- und Nachtzeit betrachtet. Er würde darauf achten müssen, dass er eine nachsichtige Nanny einstellte und nicht etwa eine strenge.
„Such dir eine Frau, und auch du wirst mit einem Kind gesegnet werden.“
Er versuchte, spöttisch zu reagieren. „Du hast einen Sohn, um den du dich kümmern musst. Ich verbiete dir, dich auf ein Eheanbahnungsprojekt zu stürzen. Zum Heiraten gibt es für mich keinen Grund.“ Er wollte keine Ehefrau, und er wollte auch nicht Vater werden, wenn er es verhindern konnte.
Min lachte. „Ich denke nicht im Traum daran, dich irgendeiner Frau aus meinem Bekanntenkreis als Ehemann zuzumuten.“ Er wusste, dass sie ihn necken wollte, doch plötzlich war ihr Gesicht ernst und das funkelnde Licht in ihren blaugrünen Augen wurde matt.
Woran hatte sie gerade gedacht? Hatte sie sich erinnert, dass sie ihn mit einundzwanzig dabei erwischt hatte, wie er Miss Wallace, ihre beste Freundin, küsste? Er hatte die vollen Brüste der jungen Dame mit seinen Händen umfasst. Selber kein Kind von Traurigkeit, hatte Min ihn beschuldigt, versucht zu haben, ihre beste Freundin zu vergewaltigen und hatte ihm eine Vase über den Kopf geschlagen, um Miss Wallace‘ Ehre zu retten.
Dies war der Moment gewesen, in dem seine geliebte Schwester ihm gezeigt hatte, wie sie tief in ihrem Herzen fühlte – dass sie dachte, er sei wie sein Vater. Sie hatte ihn für fähig gehalten, sich einer wehrlosen Frau aufzudrängen. Dabei hatte sich Miss Wallace ihm an den Hals geworfen, doch das wollte Min ihm nicht glauben.
Sie hatte ihn für einen Rohling gehalten, für einen Verführer und Vergewaltiger.
Wie konnte sie nur annehmen, dass er ein solcher Mann war? Er, der sich so oft in den Schlaf geweint hatte, wenn er Min nachts in ihr Kissen schluchzen hörte. Mit den Instinkten eines Kindes hatte er gewusst, dass die Art, in der sein Vater Min berührte, voller Lüsternheit und Begehren war. Er hatte gewusst, wie entsetzlich falsch das war.
Das laute Aufstoßen des Babys ließ ihn zusammenfahren. „Bravo, David.“
Min tupfte die Lippen des Säuglings mit einem Tuch ab, um die Tropfen geronnener Milch fortzuwischen. Zwischen Mutter und Sohn wurden leise, zärtliche Laute ausgetauscht. David schenkte Min ein zahnloses Lächeln, welches Marcus fast das Herz zerriss. „Wie wäre es mit Liebe als Grund?“, kehrte sie sanft zu ihrer vorherigen Unterhaltung zurück.
„Nun ja, ich habe Freunde, die aus Liebe geheiratet haben“, sagte er. „Die ihre Entscheidung nie bereut haben – und sagen, sie hätten das höchste Glück gefunden. Du weißt mehr über Liebe als ich.“
Min sah auf, und in ihren großen blaugrünen Augen brannte das Feuer unendlichen Glücks. „Ich wüsste nicht, wo ich anfangen sollte, wollte ich die Liebe beschreiben. Nähe. Freundschaft. Etwas Wunderbares, das gleichzeitig wehtut und dich reich beschenkt. Und du weißt, solltest du es jemals wieder verlieren, wird dein Herz für immer gebrochen sein.“
„Aber ich und die Liebe, das passt nicht zusammen. Ebenso wenig, wie die Ehe etwas für mich ist.“
Sorge legte einen Schatten über ihre Augen – Sorge um ihn – während sie die Arme nach David ausstreckte. „Ich dachte, du hättest dein sündiges Leben aufgegeben.“
Erleichtert gab er das Baby ab – es war zu winzig und zu kostbar für seine großen Hände. „Das habe ich getan. Doch manchmal ist die Versuchung zu groß, um zu widerstehen.“ Der Kuss. Venetia Hamilton hatte nach süßem Tee, gezuckerten Plätzchen und weiblichem Verlangen geschmeckt, und er hätte sie am liebsten verschlungen.
„Hast du Miss Hamilton geholfen? Ich weiß, es widerstrebt dir, Spielschulden zu erlassen …“
„Ja, wie versprochen,
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