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Der Richter und sein Henker - Der Verdacht

Der Richter und sein Henker - Der Verdacht

Titel: Der Richter und sein Henker - Der Verdacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Dürrenmatt
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Besprechung. Der Polizist von Lamboing war klein, dick und rothaarig. Er hieß Jean Pierre Charnel.
    Tschan? setzte sich zu ihnen, und das Mißtrauen, das die beiden dem Kollegen aus Bern entgegen-brachten, schwand bald. Nur sah Charnel nicht gern, daß er nun anstatt französisch deutsch spre -
    chen mußte, eine Sprache, in der es ihm nicht ganz geheuer war. Sie tranken Weißen, und Tschanz aß Brot und Käse dazu, doch verschwieg er, daß er eben von Gastmanns Haus ko mme, vielmehr fragte er, ob sie noch immer keine Spur hätten.
    »Non«, sagte Charnel, »keine Spur von Assas -
    sin. On a rien trouve, gar nichts gefunden.«
    Er fuhr fort, daß nur einer in dieser Gegend in Betracht falle, ein Herr Gastmann in Kolliers Haus, das er gekauft habe, zu dem immer viele Gäste kämen, und der auch am Mittwoch ein großes Fest gegeben habe. Aber Schmied sei nicht dort gewesen, Gastmann habe gar nichts gewußt, nicht einmal den Namen gekannt. »Schmied n'etait pas chez Gastmann, impossible. Ga nz und gar un-möglich.«
    Tschanz hörte sich das Kauderwelsch an und entgegnete, man sollte noch bei ändern nachfra gen, die auch an diesem Tag bei Gastmann gewesen seien.
    Das habe er, warf nun Clenin ein, in Schernelz über Ligerz wohne ein Schriftsteller, der Gast-48
    mann gut kenne und der oft bei ihm sei, auch am Mittwoch hätte er mitgemacht. Er habe auch nichts von Schmied gewußt, auch nie den Namen gehört und glaube nicht, daß überhaupt je ein Polizist bei Gastmann gewesen sei.
    »So, ein Schriftsteller?« sagte Tschanz und runzelte die Stirne, »ich werde mir wohl dieses Exemplar einmal vorknöpfen müssen. Schriftsteller sind immer dubios, aber ich komme diesen Übergebil-deten schon noch bei.«
    »Was ist denn dieser Gastmann, Charnel?«
    fragte er weiter.
    »Un monsieur tres riche«, antwortete der Polizist von Lamboing begeistert. »Haben Geld wie das Heu und tres noble. Er geben Trinkgeld an meine fiancee« — und er wies stolz auf die Kellnerin — »comme un roi, aber nicht mit Absicht, um haben etwas mit ihr. Jamais.«
    »Was hat er denn für einen Beruf?«
    »Philosophe.«
    »Was verstehen Sie darunter, Charnel?«
    »Ein Mann, der viel denken und nichts
    machen.«
    »Er muß doch Geld verdienen?«
    Charnel schüttelte den Kopf. »Er nicht Geld verdienen, er Geld haben. Er zahlen Steuern für das ganze Dorf Lamboing. Das genügt für uns, daß Gastmann ist der sympathischste Mensch im ganzen Kanton.«
    »Es wird gleichwohl nötig sein«,
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    Tschanz, »daß wir uns diesen Gastmann noch gründlich vornehmen. Ich werde morgen zu ihm fahren.«
    »Dann aber Achtung vor seine Hund«, mahnte Charnel. »Un chien tres dangereux.«
    Tschanz stand auf und klopfte dem Polizisten von Lamboing auf die Schultern. »Oh, mit dem werde ich schon fertig.«

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    Es war zehn Uhr, als Tschanz Clenin und Charnel verließ, um zum Restaurant bei der Schlucht zu fahren, wo Bärlach wartete. Er hielt jedoch, wo der Feldweg zu Gastmanns Haus abzweigte, den
    Wagen noch einmal an. Er stieg aus und ging langsam zu der Gartentüre und dann die Mauer entlang. Das Haus war noch wie zuvor, dunkel und einsam, von den riesigen Pappeln umstellt, die sich im Winde bogen. Die Limousinen standen immer noch im Park. Tschanz ging jedoch nicht rund um das Haus herum, sondern nur bis zu einer Ecke, von wo er die erleuchtete Hinterfront überblicken konnte. Hin und wieder zeichneten sich Menschen an den gelben Scheiben ab, und Tschanz preßte sich eng an die Mauer, um nicht gesehen zu werden. Er blickte auf das Feld. Doch lag der Hund nicht mehr auf der kahlen Erde, jemand mußte ihn fortgeschafft haben, nur die Blutlache gleißte noch schwarz im Licht der Fenster. Tschanz kehrte zum Wagen zurück.
    Im Restaurant zur Schlucht war Bärlach jedoch 51
    nicht mehr zu finden. Er habe die Gaststube schon vor einer halben Stunde verlassen, um nach Twann zu gehen, nachdem er einen Schnaps getrunken, meldete die Wirtin; kaum fünf Minuten habe er sich im Wirtshaus aufgehalten.
    Tschanz überlegte sich, was der Alte denn getrieben habe, aber er konnte seine Überlegungen nicht länger fortsetzen; die nicht allzu breite Straße verlangte seine ganze Aufmerksamkeit. Er fuhr an der Brücke vorbei, bei der sie gewartet hatten, und dann den Wald hinunter.
    Da hatte er ein sonderbares und unheimliches Erlebnis, das ihn nachdenklich stimmte. Er war schnell gefahren und sah plötzlich in der Tiefe den See aufleuchten, einen nächtlichen Spiegel zwischen

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