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Der Richter

Der Richter

Titel: Der Richter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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ein Brötchen und erzählte ihnen die letzten Einzelheiten über die prächtige Trauerzeremonie, die er im Andenken an den toten Richter plante.
    »Alle wollen nach Maple Run kommen«, sagte Harry Rex mit vollem Mund.
    »Ist absolutes Sperrgebiet«, bemerkte Ray.
    »Das habe ich ihnen auch gesagt. Wollt ihr heute Abend Gäste empfangen?«
    »Nein«, antwortete Forrest.
    »Sollten wir?«, fragte Ray.
    »Das wäre angemessen, entweder zu Hause oder im Bestattungsinstitut. Aber wenn ihr nicht wollt, ist das auch kein großes Problem. Die Leute werden bestimmt nicht gleich beleidigt sein und auch in Zukunft mit euch reden.«
    »Es gibt die Totenwache im Gerichtsgebäude und die Beerdigung, reicht das denn nicht?«, fragte Ray.
    »Meiner Meinung nach schon.«
    »Ich sitze auf keinen Fall den ganzen Abend im Bestattungsinstitut rum, um alte Omis zu umarmen, die zwanzig Jahre lang über mich hergezogen sind«, sagte Forrest. »Du kannst Ja hingehen, wenn du Lust hast, aber ich werde nicht kommen.«
    »Damit wäre das erledigt.«
    »Die Bemerkung eines wahren Nachlassverwalters«, kommentierte Forrest mit einem sarkastischen Grinsen.
    »Eines Nachlassverwalters?«, fragte Harry Rex.
    »Ja, auf seinem Schreibtisch lag sein vom Samstag datierender letzter Wille. Ein schlichtes, eine Seite langes, handschriftliches Testament, in dem er uns beiden alles zu gleichen Teilen vermacht. Darin hat er seine Vermögenswerte aufgeilstet und mich als Nachlassverwalter eingesetzt.
    Außerdem will er, dass du das Testament gerichtlich bestätigen lässt, Harry Rex.«
    Harry Rex hörte zu kauen auf, rieb sich mit einem seiner Wurstfinger die Nase und blickte sich dann in dem Lokal um. »Das ist seltsam«, bemerkte er. Offensichtlich irritierte ihn etwas.
    »Was ist seltsam?«
    »Vor einem Monat habe ich ein langes Testament für ihn aufgesetzt. «

    Jetzt aß keiner mehr. Ray und Forrest tauschten Blicke, die allerdings nichts verrieten, weil keiner von ihnen eine Ahnung hatte, was der andere dachte.
    »Vermutlich hat er seine Meinung geändert«, sagte Harry Rex.
    » Was stand denn indem anderen Testament? «, fragte Ray.
    »Das kann ich euch nicht sagen. Er war mein Mandant, also unterliegt das der Schweigepflicht.«
    »Und was passiert jetzt?«, sagte Forrest. »Tut mir ja Leid, aber ich bin nun mal kein Rechtsanwalt.«
    »Nur das letzte Testament zählt«, erklärte Harry Rex. »Es macht alle früheren Testamente nichtig. Was immer euer Vater also in dem letzten Willen berücksichtigt haben wollte, den ich für ihn aufgesetzt habe, ist jetzt irrelevant.«
    »Warum kannst du uns dann nicht sagen, was drin stand?«, fragte Forrest.
    »Weil ich als Anwalt nicht über das Testament eines Mandanten reden darf.«
    »Aber der letzte Wille, den du aufgesetzt hast, ist doch nicht mehr gültig, oder?«
    » Schon richtig, aber ich darf trotzdem nicht darüber reden. «
    »Was für ein Scheiß«, sagte Forrest, der Harry Rex mit einem funkeln-den Blick anstarrte. Die drei Männer atmeten tief durch und aßen dann weiter.
    Ray war klar, dass er das erste Testament so schnell wie möglich sehen musste. Wenn darin das in dem Kabinettschrank verborgene Vermögen erwähnt wurde, wusste Harry Rex davon. Und wenn Harry Rex davon wusste, musste das Geld schnell aus dem Kofferraum des Audi herausgeholt, wieder in den Blake & Son-Kartons verstaut und in das ur-sprüngliche Versteck zurückgebracht werden. Dann würde es in das Erbe einbezogen und offiziell registriert werden.
    »Könnte in seinem Büro nicht eine Kopie von dem von dir aufgesetzten Testament herumliegen?«, fragte Forrest Harry Rex.
    »Nein.«
    »Bist du sicher?«
    »Ziemlich sicher«, sagte Harry Rex. »Wenn man ein neues Testament macht, vernichtet man das alte, weil man nicht will, dass jemand es findet und versucht, es als rechtswirksam bestätigen zu lassen. Manche Leute ändern ihren letzten Willen jedes Jahr, und Anwälte wissen, dass die alten Testamente verbrannt werden sollten. Euer Vater war fest davon überzeugt, dass widerrufene Testamente vernichtet werden müssen. Schließlich hat er dreißig Jahre lang beruflich mit Erbschaftsstreitigkeiten zu tun gehabt.«
    Die Tatsache, dass ihr Freund etwas über ihren toten Vater wusste, das dieser seinen Söhnen nicht hatte anvertrauen wollen, kühlte die Atmosphä-
    re des Gesprächs deutlich ab. Ray beschloss, Harry Rex erst dann in die Mangel zu nehmen, wenn er mit ihm allein war.
    »Magargel erwartet uns«, sagte er zu Forrest.
    »Na,

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