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Der Riesenmaulwurf

Der Riesenmaulwurf

Titel: Der Riesenmaulwurf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz Kafka
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ihr zum Sieg zu verhelfen.
    Nun, ich hatte schon die nötigen Entschlüsse gefaßt, konnte ihn
    ruhig erwarten und ruhig zusehen, wie er ankam, sogar weniger
    höflich grüßte als sonst, sich stumm mir gegenübersetzte, sorgfäl-
    tig aus der Brusttasche seines eigentümlich wattierten Rockes die
    Zeitschrift hervorzog und sie aufgeschlagen vor mich hinschob.
    »Ich kenne es«, sagte ich und schob die Zeitschrift ungelesen
    wieder zurück. »Sie kennen es«, sagte er seufzend, er hatte die
    alte Lehrergewohnheit, fremde Antworten zu wiederholen. »Ich
    werde das natürlich nicht ohne Abwehr hinnehmen«, fuhr er fort,
    tippte aufgeregt mit dem Finger auf die Zeitschrift und sah mich
    dabei scharf an, als wäre ich der entgegengesetzten Meinung; eine
    Ahnung dessen, was ich sagen wollte, hatte er wohl; ich habe auch
    sonst nicht so sehr aus seinen Worten, als aus sonstigen Zeichen zu
    bemerken geglaubt, daß er oft eine sehr richtige Empfindung für
    meine Absichten hatte, ihr aber nicht nachgab und sich ablenken
    ließ. Das, was ich ihm damals sagte, kann ich fast wortgetreu wie-
    dergeben, da ich es kurz nach der Unterredung notiert habe. »Tut,
    was Ihr wollt«, sagte ich, »unsere Wege scheiden sich von heute
    ab. Ich glaube, daß es Euch weder unerwartet, noch ungelegen
    kommt. Die Notiz hier in der Zeitschrift ist nicht die Ursache
    meines Entschlusses, sie hat ihn bloß endgültig befestigt; die ei-
    gentliche Ursache liegt darin, daß ich ursprünglich glaubte, Euch
    durch mein Auftreten nützen zu können, während ich jetzt sehen
    muß, daß ich Euch in jeder Richtung geschadet habe. Warum es
    sich so gewendet hat, weiß ich nicht, die Gründe für Erfolg und
    Mißerfolg sind immer vieldeutig, sucht nicht nur jene Deutungen
    hervor, die gegen mich sprechen. Denkt an Euch, auch Ihr hattet
    die besten Absichten und doch Mißerfolg, wenn man das Ganze
    ins Auge faßt. Ich meine es nicht im Scherz, es geht ja gegen mich
    selbst, wenn ich sage, daß auch die Verbindung mit mir leider zu
    Euren Mißerfolgen zählt. Daß ich mich jetzt von der Sache zu-
    rückziehe, ist weder Feigheit noch Verrat. Es geschieht sogar nicht
    ohne Selbstüberwindung; wie sehr ich Eure Person achte, geht
    schon aus meiner Schrift hervor, Ihr seid mir in gewisser Hinsicht
    ein Lehrer geworden, und sogar der Maulwurf wurde mir fast lieb.
    Trotzdem trete ich beiseite, Ihr seid der Entdecker, und wie ich es
    auch anstellen wollte, ich hindere immer, daß der mögliche Ruhm
    Euch trifft, während ich den Mißerfolg anziehe und auf Euch
    weiterleite. Wenigstens ist dies Eure Meinung. Genug davon. Die
    einzige Buße, die ich auf mich nehmen kann, ist, daß ich Euch um
    Verzeihung bitte und wenn Ihr es verlangt, das Geständnis, das ich
    Euch hier gemacht habe, auch öffentlich, zum Beispiel in dieser
    Zeitschrift, wiederhole.«
    Das waren damals meine Worte, sie waren nicht ganz aufrich-
    tig, aber das Aufrichtige war ihnen leicht zu entnehmen. Meine
    Erklärung wirkte auf ihn so, wie ich es ungefähr erwartet hat-
    te. Die meisten alten Leute haben jüngeren gegenüber etwas
    Täuschendes, etwas Lügnerisches in ihrem Wesen, man lebt ruhig
    neben ihnen fort, glaubt das Verhältnis gesichert, kennt die vor-
    herrschenden Meinungen, bekommt fortwährend Bestätigungen
    des Friedens, hält alles für selbstverständlich und plötzlich, wenn
    sich doch etwas Entscheidendes ereignet und die so lange vorberei-
    tete Ruhe wirken sollte, erheben sich diese alten Leute wie Fremde,
    haben tiefere, stärkere Meinungen, entfalten förmlich jetzt erst
    ihre Fahne und man liest darauf mit Schrecken den neuen Spruch.
    Dieser Schrecken stammt vor allem daher, weil das, was die Alten
    jetzt sagen, wirklich viel berechtigter, sinnvoller, und als ob es eine
    Steigerung des Selbstverständlichen gäbe, noch selbstverständli-
    cher ist. Das unübertrefflich Lügnerische daran aber ist, daß sie das,
    was sie jetzt sagen, im Grunde immer gesagt haben. Ich muß mich
    tief in diesen Dorfschullehrer eingebohrt haben, daß er mich jetzt
    nicht ganz überraschte. »Kind«, sagte er, legte seine Hand auf die
    meine und rieb sie freundschaftlich, »wie kamt Ihr denn überhaupt
    auf den Gedanken, Euch auf diese Sache einzulassen? – Gleich als
    ich zum erstenmal davon hörte, sprach ich mit meiner Frau dar-
    über.« Er rückte vom Tische ab, breitete die Arme aus und blickte
    zu Boden, als stehe dort unten winzig seine Frau und er spreche
    mit ihr. »›So viele

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