Der Ring an meiner Hand
fragte Rafaele Di Salis spöttisch. „Ich bin untröstlich.“
Er lockerte seinen Griff, und Emily zog sich rasch zurück. Dann drückte er auf den Lichtschalter neben der Tür.
Um ihre Verwirrung zu verbergen, griff Emily ihn an. „Was tust du hier? Schleichst dich wie ein Dieb ins Haus!“
Sarkastisch hob er die Augenbrauen. „Willst du damit andeuten, dass du mich mit einem Dieb verwechselt hast … nicht mit Simon Aubrey?“
„Simon“, entgegnete sie knapp, „geht dich nichts an.“
„Oh, doch, das tut er, Emilia. Denn ich fürchte, er wird nicht in der Lage sein, die Verabredung mit dir heute Abend einzuhalten.“
„Das … hat er dir gesagt?“
„Nein. Ich habe es ihm gesagt, als ich ihm vorhin im Garten begegnet bin.“
„Du hast uns nachspioniert?“
„Ich habe Signorina Aubrey nach Hause gebracht und anschließend den Wagen geparkt. Beim Aussteigen habe ich ihn im Vorgarten gehört.“ Er machte eine Pause. „Ich konnte ihn davon überzeugen, wie unangemessen ich seinen Besuch finde, und er ist wieder gegangen.“
„Was gibt dir das Recht, dich in meine Angelegenheiten einzumischen?“, stieß sie hervor.
„Angelegenheiten? Du meinst, es gibt mehr als einen? Und ich hätte geschworen, dass Simon Aubrey der Erste ist.“ Er sah sich um. „Außerdem muss ich dir sagen, cara , dass dies kaum die richtige Umgebung für ein so monumentales Ereignis wie den Verlust der Jungfräulichkeit ist.“
„Du bist ekelhaft.“
Rafaele lachte. „Nein, nur pragmatisch. Zudem wirkte dein Möchtegernliebhaber nicht gerade in der Stimmung für eine zärtliche Verführung, sondern eher sehr übellaunig. Im Haus seines Onkels gab es einen größeren Streit, an dem er nicht ganz unschuldig war.“
„Das geht dich überhaupt nichts an.“
„Stimmt. Deshalb habe ich mich auch sogleich entschuldigt und bin ohne den versprochenen Kaffee gefahren.“
„Und vermutlich auch ohne etwas anderes. Hast du deshalb beschlossen, mein Rendezvous mit Simon zu ruinieren? Weil du bei Jilly nicht zum Zug gekommen bist?“
„Das, mia cara “, sagte er sanft, „ist eine vulgäre Äußerung unter deiner Würde. Ich betrachte deinen Vater als meinen Freund, Emilia, weshalb ich alles von ihm fernhalten möchte, was ihn verärgern könnte. Und ein geheimes Stelldichein unter seinem Dach würde ihn bestimmt aufregen.“
„Zufällig sind Simon und ich verlobt. Wir wollten uns heute Abend hier treffen, um … unsere Pläne für die Zukunft zu besprechen, nicht aus den schmutzigen Gründen, die dir anscheinend vorschweben.“
Auf einmal machte er so schnell einen Schritt auf sie zu, dass ihr keine Zeit blieb zu reagieren. Und bevor sie sich verteidigen konnte, löste er den Gürtel ihres Morgenmantels. Die winzigen Dreiecke des BHs kamen zum Vorschein.
„Anscheinend bin ich nicht der Einzige mit einer schmutzigen Fantasie“, meinte er. „Allerdings bist du zu jung und viel zu hübsch, um so ein geschmackloses Beiwerk zu benötigen.“
„Wie kannst du es wagen?“, fragte sie mit vor Verlegenheit erstickter Stimme. „Mich anzufassen? Mich zu beleidigen? Du nennst dich Daddys Freund? Er wird dich aus dem Haus werfen, wenn ich ihm sage …“
„Wenn du ihm … was genau sagst?“, unterbrach Rafaele sie ungeduldig. „Was du hier gemacht hast? Warum du dich so angezogen hast?“ Er schüttelte den Kopf. „Nein, Emilia, ich empfehle, dass du über heute Abend ebenso schweigst wie ich. Und jetzt geh“, fügte er fast müde hinzu. „Ich schließe die Tür ab.“
Ohne ein weiteres Wort floh sie aus dem Wintergarten. In der Stille ihres Zimmers warf sie sich aufs Bett und verbarg ihr Gesicht in den Decken, von Schock und Entsetzen überwältigt.
Am nächsten Morgen kam Emily blass und hohläugig zum Frühstück. Falls Rafaele Di Salis auf die vergangene Nacht anspielen sollte, hatte sie sich einige würdevolle und zugleich schneidende Antworten zurechtgelegt. Doch die Vorbereitungen erwiesen sich als unnötig.
Er war nicht da. Als sie sich überwand und nach ihm fragte, erfuhr sie von ihrem Vater, dass Rafaele bereits frühmorgens abgereist war, um seinen Flug nach New York zu erwischen.
„Kommt das nicht ziemlich plötzlich?“ Es gelang ihr, sich mit halbwegs ruhiger Hand eine Tasse Kaffee einzuschenken.
Sir Travers blickte überrascht auf. „Ganz und gar nicht, mein Schatz. Rafaele hat von Anfang an geplant, uns gleich nach dem zweiten Weihnachtsfeiertag zu verlassen. Habe ich das nicht
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