Der Ring Der Jaegerin
war vor vierzehn Tagen festgenommen worden. Man beschuldigte ihn des illegalen Organhandels, des Betrugs, der Erpressung und Datenschutzverletzungen. Mit ihm zusammen waren zwei Ärzte aus dem hiesigen Krankenhaus in ein übles Licht gerückt. Entdeckt worden war der ganze Schwindel durch Unregelmäßigkeiten, die bei einer externen Buchprüfung aufgefallen waren. Fein, Mergelsteinchen, gut gemacht!
In der Post fand ich auch die Benachrichtigung der Uni, dass die Klausur in Statistik fehlerlos gewesen sei. Meine Diplomarbeit war auch gut angekommen und die letzten Hindernisse vor der Abschlussprüfung damit aus dem Weg geräumt. Schön, aber das war mir eigentlich noch alles furchtbar fern.
Ich sah auf die Uhr und fragte mich, ob ich Gerti mal anrufen sollte. Aber dann verzichtete ich darauf. Ich hatte keine Lust, weitere Lügen über meinen wunderschönen Urlaub zu verbreiten, sondern beschäftigte mich stattdessen mit meiner Wäsche. Minni lag dösend auf ihrer Decke und wollte nicht gestört werden. Darum flocht ich meinen Zopf neu, packte meine Trainingstasche und genoss im Studio die dröhnend laute Musik. Stille hatte ich wirklich genug gehabt in der letzten Zeit.
Übrigens gefiel mir auch die Frau im Spiegel, die ich dort herumtoben sah. Hübsch muskulös war die geworden. Und eine Ausdauer hatte die!
Am nächsten Tag hatte mich die Erde dann endgültig wieder, als ich morgens ins Büro fuhr. Mit einer gewissen Spannung allerdings. Was würde ich antreffen?
Ich traf Mergelstein an, der mich sozusagen mit offenen Armen empfing. Ich kam kaum dazu, meine Tasche abzusetzen, da zerrte er mich schon in sein Zimmer und wahrte mit Mühe die Höflichkeit, sich nach meinem Urlaub zu erkundigen. Dann berichtete mir ein ungewöhnlich energischer, präziser Geschäftsführer, wie er seine Kollegen vom Kauf der Firma HeiDi abgehalten hatte und welche atemberaubende Entwicklung dann eingetreten war. Er fügte dem Zeitungsbericht, den ich schon kannte, noch einige geschmackvolle Details hinzu. Unter anderem, dass er vorgeschlagen hatte, die Stiftung He-Sti-A zu übernehmen. Sie war ja eben erst gegründet worden. Daher waren noch keine von Schraders geplanten üblen Machenschaften darüber gelaufen. Andererseits hatte er die für die Forschung zuständigen Kollegen überzeugen können, dass hier eine gute Möglichkeit bestand, zukunftsweisende Entwicklung auf einem Gebiet zu betreiben, das vielleicht später einmal eine wichtige Ergänzung zu dem Produktangebot der Firma werden könnte. Er hatte auch bereits einen Vorschlag zur Hand, wer diese Stiftung leiten sollte. Vorausgesetzt, die Dame würde zustimmen.
Inzwischen war ich seltsame Angebote dermaßen gewöhnt, dass ich kaum noch mit der Wimper zuckte, als er mich anzwinkerte.
»Vorausgesetzt, ich bestehe meine Prüfung.«
»Wissen Sie, wie egal mir das ist, Frau Leyden?«
»Wahrscheinlich genauso egal wie mir inzwischen. Trotzdem werde ich mich im Juni zum letzten Gefecht melden. Aber was sagen denn Ihre Kollegen zu dem Vorschlag, dass Sie Ihre Sekretärin zur Geschäftsführerin machen wollen?«
»Meine Kollegen«, schnaubte er mit einem gewissen hämischen Grinsen, »meine Kollegen winden sich sozusagen im Staub der Demut vor meinen Füßen. Es war ein äußerst lehrreiches Erlebnis für sie, von Schraders Verhaftung zu hören. Und mir war es ein äußerst genugtuendes Erlebnis, sie hier in meinem Büro stehen und um Aufklärung betteln zu sehen. Ihre Rolle in dem Spiel habe ich wunschgemäß jedoch nicht erwähnt.«
»Gut.«
Damit war eigentlich alles gesagt. Vom Verlassen der Firma war bei Mergelstein keine Rede mehr, sein Vertrag war um weitere fünf Jahre verlängert worden. Ich nahm meinen Arbeitsplatz im Vorzimmer wieder ein und atmete auf, als ich sah, dass sich das Chaos in Grenzen hielt.
Allerdings musste ich eine Stunde später die vor Neuigkeiten geradezu überkochende Miriam ertragen. Ich tat es schweigend, bis sie mitten im Satz abbrach, mich kritisch musterte und meinte: »Verdammt, du weißt über die ganze Sache mehr als ich. Was red ich nur!«
»Eben.«
»Weißt du, netter bist du während deines Urlaubs auch nicht geworden. Und hässlicher auch nicht. Wo um alles in der Welt warst du?«
»Weit weg, Miriam. Weit weg.«
»Klar, vor allem geistig. Sag mal, hast du einen Kurs in einem Ashram gemacht, oder so was?«
»So etwas Ähnliches, Miriam. Irgendwann erzähle ich dir davon. Aber jetzt geht das noch nicht.«
Eigenartigerweise war
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