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Der Ring der Kraft - Covenant 06

Der Ring der Kraft - Covenant 06

Titel: Der Ring der Kraft - Covenant 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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erlitten und waren nahezu nicht mehr einsatzfähig; einer hatte das gleiche Mißgeschick gehabt wie Nebelhorn, war im Kampf von einem Sporn verletzt worden. Findail war verschwunden. Linden wirkte so bitter wie Säure. Und Blankehans war fort. Nom war fort. Sie verfolgten in den Innenbereichen der Festung ihre eigenen Vorstellungen von Vernichtung.
    Zu viele Leben. Zuviel Schmerz. Und Covenant war seinem Ziel nicht näher als bis in den Eingangssaal der Festung des na-Mhoram gekommen. Das reicht, dachte Covenant benommen. Ich werde nicht noch mehr hinnehmen. »Linden«, sagte er schwerfällig. Seine Stimme war heiser von innerem Feuer. »Sag Pechnase, wie er diese Leute behandeln muß.«
    Im ersten Moment weiteten sich Lindens Augen. Covenant sorgte sich, sie werde Einwendungen machen. Sie war Ärztin; sieben Haruchai und Nebelhorn hatten ihren Beistand dringend nötig. Aber dann verstand sie ihn allem Anschein nach. Auch das Land bedurfte der Heilung. Und sie litt selbst unter einer anderen Art von Wunden, die behandelt werden mußten. Sie drehte sich nach Nebelhorn um. »Du hast noch Vitrim übrig«, sagte sie. Trotz der Nähe des Sonnenfeuers waren ihre Sinne ganz und gar deutlich geworden, konnten nicht länger verunsichert werden. »Reibe die Brandwunden damit ein. Gib allen Verletzten Diamondraught. « Danach schaute sie gefaßt wieder Covenant an. »Nebelhorns Arm kann warten. Aber das einzige, was ich weiß, das gegen das Gift der Landläufer hilft, ist Voure .«
    Covenant zögerte nicht; es gab in ihm keinen Raum mehr für Gezauder. »Cail, du kennst dich in Schwelgenstein aus«, sagte er. » Voure ist dir auch bekannt.« Der destillierte Saft, den die Sonnengefolgschaft benutzte, um sich Insekten vom Leibe zu halten, hatte Cail einmal das Leben gerettet. »Beauftrage deine Männer, welchen zu beschaffen.« Nur vier Haruchai waren unverwundet geblieben. »Und sag ihnen, sie sollen Sunder und Hollian mitnehmen.« Hollian verfügte über Erfahrung mit Voure . »Um Gottes willen, paßt mir ja auf die beiden auf.« Ohne eine Entgegnung abzuwarten, drehte er sich zur Ersten um. »Eigentlich wollte ich, daß ihr uns den Rückweg sichert.« Nun klang seine Stimme, als geränne sie ihm wie Blut. Er hatte all seinen Gefährten befohlen, außerhalb Schwelgensteins zu bleiben, und niemand hatte gehorcht. Doch diesmal würden sie gehorchen. Er gedachte keine weiteren Weigerungen zu dulden. »Dafür ist's jetzt allerdings zu spät. Ich will, daß ihr Blankehans sucht. Ihr müßt ihn irgendwie finden. Laßt ihn keinen Unsinn anstellen, ganz egal, was er vorhat.« Anschließend wandte er sich noch einmal an Cail. »Ich brauche keinen Schutz. Damit ist's vorbei. Aber 's können noch Leute im Kerker stecken ...« – Dörfler und Haruchai, deren Blut die Sonnengefolgschaft bislang nicht vergossen hatte –, »die Hilfe benötigen. Dringt irgendwie dorthin vor. Holt sie raus. Ehe man sie fürs Sonnenfeuer absticht. Linden und ich kümmern uns um Gibbon.«
    Keiner seiner Gefährten ließ Bedenken verlauten. Es war unmöglich geworden, ihm zu widersprechen. Er hielt die Welt in seinen Händen, und seine Haut schien immer dünner zu werden und die schwarze Gewalt, die sich in ihm auswärts fraß, stets deutlicher zu zeigen. Von seinen zerschnittenen Fingern tropfte Blut; aber er spürte keinen Schmerz in den Schnittwunden. Als Linden ans andere Ende der Halle deutete, ging er mit ihr in diese Richtung, ließ alle Nöte und Probleme zurück, für die er gegenwärtig weder Kraft noch Zeit hatte, insbesonders Sunder und Hollian, von denen die Zukunft des Landes abhing; aber auch die Erste und Pechnase, die ihm lieb waren; Nebelhorn, der in Zuckungen zu verfallen drohte; die bewährten Haruchai ; sie alle ließ er stehen, nicht weil sie lästige Anhängsel gewesen wären, sondern weil sie zu wertvolle Menschen waren, um von ihm in seine Risiken einbezogen zu werden. Er hätte auch Linden zurückgelassen, aber er brauchte sie, brauchte die Führung und Anleitung durch ihre Sinne – und ihren Rückhalt. Er fühlte sich von seinen Schwindelanfällen ausgelaugt. Das Geräusch ihrer Füße tönte wie das Rascheln trockener Blätter, während sie die Halle durchquerten; und Covenant war zumute, als wäre er unterwegs zu jenem Ort, an dem alle Dinge verdorrten. Dennoch schaute er sich nicht um, seine Schritte stockten nicht.
    Als sie aus der Eingangshalle ins unüberschaubare, von Riesen entworfene und angelegte System der Gänge und

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