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Der Ring der Kraft - Covenant 06

Der Ring der Kraft - Covenant 06

Titel: Der Ring der Kraft - Covenant 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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durch spürbares Zittern etwas von Cails innerer Aufwühlung. » Voure und Vitrim machen's deinen Gefährten möglich, sich der Gegner fortgesetzt zu erwehren«, berichtete er weiter. »Der Kerker ist gestürmt worden. Stell und andere unseres Volkes sind befreit, doch haben wir keine Bewohner des Landes vorgefunden. Die Befreiten haben den Kampf wider die Sonnengefolgschaft aufgenommen. Der Steinmeister und die Sonnenseherin sind wohlauf. Doch haben wir weder die Erste noch den Schiffsmeister wiedergesehen.« Damit verstummte er. Er bat nicht um die Erlaubnis, bei Covenant bleiben zu dürfen; seine Haltung bewies eindeutig genug, daß er nicht die Absicht hatte, in die oberen Bereiche Schwelgensteins zurückzukehren.
    Covenant schwieg. »Danke«, sagte Linden leise an seiner Stelle. »Danke fürs Kommen.« Ihre Stimme zeugte vom Schmerz, den sie bei dem Gedanken an die unschuldigen Männer und Frauen verspürte, die Lord Fouls Opfer waren – und um der Gefährten willen, die keine Wahl hatten.
    Aber Covenant war, über die Einzelheiten aller Pein hinaus, ganz in einem Zustand der vollkommensten Zielbewußtheit aufgegangen, erfüllt von ungemildertem Gram und geballter Wut. Indem er sie fällt, vergießt Pechnase Tränen, wie kein Haruchai jemals Tränen vergossen hat. Das mußte die reine Wahrheit sein; Haruchai pflegten nicht zu lügen. Doch das war nur ein weiteres Tröpfchen in jenem Ozean, der an den Ufern der Zeit selbst zehrte. Dem Ozean von Lord Fouls Grausamkeit. Solche Dinge durfte man nicht weitergehen lassen. Der Zweifler entwand sich seinem Schwindelgefühl und Lindens Griff, machte sich erneut an den Abstieg in Schwelgensteins Tiefen. Linden rief seinen Namen, aber er gab keine Antwort. Cail an ihrer Seite, hastete sie ihm hinterher.
    Der Weg war nicht mehr weit. Wenig später erreichte Covenant den Fuß der letzten Treppe, verharrte vor einer kahlen Wand, an die er sich entsann – einer Wand mit einer unsichtbaren Tür, die er nur einmal gesehen und die zu öffnen man ihn nie aufgefordert hatte. Er wußte nicht, wie man sie öffnete. Das jedoch spielte keine Rolle. Was zählte, war der Umstand, daß Gibbon ausgerechnet diese, diese Örtlichkeit zum Schauplatz ihres letztendlichen Ringens bestimmt hatte. Schlichte Betroffenheit versetzte Covenant einen inwendigen Ruck, der den Knoten seiner Selbstbeherrschung fast zerriß.
    Aber es war überflüssig, daß er die Tür selber aufbrach. Gibbons Befehl ließ sie einwärts schwingen, gewährte Covenant, Linden und Cail Zutritt zu einem der größten Schätze der früheren Lords. In die Halle der Geschenke.
    Auch nach all den Jahrhunderten war sie noch unbeschädigt vorhanden. Die Luft roch nach Qualm, denn die Fackeln, die Gibbon entzündet hatte, konnten nur durch die Vernichtung von Holz Helligkeit erzeugen. Und diese Art von Licht wurde der Wunderbarkeit der hohen Halle keinesfalls gerecht. Doch alles, was Covenant sah, war unverändert erhalten. Die Erbauer Schwelgensteins hatten das Felsgestein in diesem weiträumigen Saal nur wenig bearbeitet. Der Fußboden war geglättet worden, aber den natürlichen Stein der Wände und die ungefügen Säulen, die eindrucksvoll wuchtig emporragten, um die Decke und den gesamten Rest Schwelgensteins zu stützen, hatte man nicht angerührt. Aber diese Naturbelassenheit paßte gut zum Zweck der Halle. Die rauhen Flächen boten überall einen geeigneten Hintergrund zur Ausstellung all der besten Werke der genialsten Künstler und Handwerker, die das Land in den alten Zeiten besessen hatte. Gobelins und Gemälde hingen an den Wänden, trotzten dem Moder der Jahrhunderte, erhalten durch irgendeinen Kunstgriff ihrer Erschaffer oder die Atmosphäre der Halle. Auf Untersätzen zwischen den Säulen standen grobe Skulpturen und Bildwerke. Auf hölzernen Regalen, geschickt am Stein befestigt, sah man kleinere Ausstellungsstücke. Zahlreiche verschiedenartige Materialien waren verwendet worden; die Mehrheit der Kunstgegenstände jedoch bestand entweder aus Holz oder Stein, den beiden Grundstoffen, denen das Land einst regelrechte Verehrung gezollt hatte. Es gab keinerlei Metall in der Halle.
    Covenant hatte die Räumlichkeit nicht vergessen, sie nie vergessen; doch nun war ihm, als wäre ihre Kostbarkeit seinem Gedächtnis entfallen. Auf einen Schlag, so hatte er den Eindruck, vergegenwärtigte sie ihm alles wieder, jede geschätzte oder widerwärtige Erinnerung: Lena und Atiaran, Liebe und Vergewaltigung; Mhorams kühne,

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