Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Ring der Kraft - Covenant 06

Der Ring der Kraft - Covenant 06

Titel: Der Ring der Kraft - Covenant 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
Vom Netzwerk:
nicht aus der Reihe wichen, konnten die Wegwahrer an den Seiten des Keils auch individuell kämpfen; Hamakos Kraft jedoch würde verzweihundertfacht sein.
    Mit jedem Moment rückte der Ausbruch der Schlacht näher. Als er in den Norden spähte, vermochte Covenant hinter dem massierten Haufen der Arghuleh schwach die Region der Monolithen zu erkennen.
    In verhängnisvoll-bedrohlicher Gewichtigkeit kamen die Arghuleh heran, ein langsames Vorwärtsschieben von weißem Glanz auf Schnee und Eis. Durch die Stimmen der Wegwahrer ließ sich bereits ihr räuberisch-gieriges Geklirre und Geklacke vernehmen. Es hallte wie leises Bersten von der Felswand des Steilabbruchs wider. Die Horde war den Wegwahrern zahlenmäßig anscheinend nicht allzu stark überlegen; aber die deutlich größeren, wuchtigeren Gestalten sowie die Wildheit der Arghuleh verliehen ihrer Streitmacht den Eindruck einer unwiderstehlichen Gewalt.
    Noch immer hatten die Gefährten Zeit zur Flucht. Aber niemand schlug vor, die Flucht anzutreten. Die Erste stand in strenger, ernster Bereitschaft da, eine Hand ruhte auf dem Griff ihres Schwerts. In Blankehans' Augen glitzerte es, als freue er sich auf jeden Schlag, den er führen durfte, um seinem Gram irgendeinen Sinn zu geben. Pechnases Miene widerspiegelte eher Wachsamkeit und Verunsicherung; er war kein Krieger. Nebelhorn wirkte, als sähe er eine Chance zu seiner Ehrenrettung bevorstehen, die wahrzunehmen man ihm verboten hatte. Nur Cail beobachtete den Vormarsch der Arghuleh -Horde in völligem Gleichmut, von der Tapferkeit der Wegwahrer und der Gefahr für die Freunde gleichermaßen unbeeindruckt. Vielleicht sah er in dem, was die Rhysh taten, keinen Beweis besonderer Kühnheit. Oder womöglich war ein derartig hohes Wagnis für seine Haruchai -Begriffe lediglich vernünftig.
    Covenant bemühte sich darum, etwas zu sagen. Die Kälte schien ihm die Worte in der Kehle zu gefrieren. »Ich möchte ihnen helfen. Wenn's sein muß. Aber ich weiß nicht, wie.« Er wandte sich an die Erste. »Unternehmt nichts, bis der Keil etwaig auseinanderzubrechen droht! Ich habe diese Methode des Kämpfens schon miterlebt.« Er hatte Urböse ins Frühlingsfest vorstoßen gesehen, um die Geister Andelains zu verschlingen – und war gegen jenen schwarzen Keil machtlos gewesen. »Solange die Formation hält, sind sie nicht geschlagen.« Anschließend drehte er sich nach Linden um.
    Er stutzte, als er ihren Gesichtsausdruck sah. Ihre Miene, von der Kälte bleich, war starr den Arghuleh zugekehrt, und die herbe Gequältheit ihres Blicks ließ ihre Augen wie offene Wunden wirken. Einen unangenehmen Moment lang dachte er, sie wäre wieder in ihre eigentümliche Panik verfallen. Doch da fiel ihr Blick ruckartig auf ihn. Ihre Augen zeugten von argem Mitgenommensein, aber nicht von Einschüchterung. »Ich weiß nicht«, sagte sie gepreßt. »Er hat recht. Dort ist irgendeine Macht am Werk. Irgend etwas, das sie zusammenhält. Aber ich kann nicht sagen, was es ist.«
    Covenant schluckte einen Kloß aus Furcht hinunter. »Versuch's weiter«, bat er leise. »Ich will nicht, daß es mit ihnen genauso wie mit den Entwurzelten ausgeht.« Verloren zu sein und obendrein verdammt.
    Linden gab keine Antwort; aber ihr Nicken zeugte von heftiger Entschlossenheit, als sie ihre Aufmerksamkeit wieder den Arghuleh widmete.
    Die Eisbestien waren jetzt gefährlich nah. Zwei Dutzend von ihnen führten den Haufen als Vorhut an, und die Hauptmasse war fast ebensoviel Reihen tief. Obwohl sie Geschöpfe des Hasses waren, die sich auf alles Lebende stürzten, traten sie so organisiert wie eine vorsätzlich aufgestellte Armee auf. Fortwährend beschleunigten sie ihr Tempo, um über die Wegwahrer herzufallen.
    Zur Reaktion erhoben die Wegwahrer nun einen Gesang in die Eiseskälte. Gemeinsam röhrten sie eine heisere arhythmische Beschwörung, die hinter ihnen der Steilabbruch zurückwarf und die über die Ebene hinaushallte. Einen Moment später glomm an der Spitze des Keils schwärzlicher Lichtschein. Hamako schwang seinen Säbel. Die Klinge war so dunkel wie ebenholzschwarze Dämondim-Säure geworden. Sie strahlte Mitternacht aus, als wäre sie entflammt mit Tod. Gleichzeitig färbten sich auch die kleineren Klingen der Wegwahrer schwarz und begannen von einer heißen Flüssigkeit zu tröpfeln, die im Schnee zischte und dampfte.
    Ohne zu merken, was er tat, wich Covenant zurück. Die kalte Luft war zu einem Pulsieren und Brausen geballter Kraft geworden,

Weitere Kostenlose Bücher