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Der Ring der Kraft - Covenant 06

Der Ring der Kraft - Covenant 06

Titel: Der Ring der Kraft - Covenant 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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trotz des Gesangs, der sie beschworen hatte, völlig lautlos; und die aufgebotene Gewalt sprach sein Gemüt eindringlich an. Sein Verlangen nach Feuer rannte gegen die Wälle an, die er rings um es gezogen hatte; die Narben an seinem Unterarm glühten von Gift. Er machte einige Schritte rückwärts. Aber es gelang ihm nicht, Distanz zwischen sich und seinen Wunsch nach Kampf zu bringen. Nur von seinem Instinkt geleitet, tastete er sich zum einzigen Schutz, den er finden konnte: einem unregelmäßig geformten Felsen, der in der Nähe des Eingangs zum Rhyshyshim halb so hoch wie er selbst aufragte. Doch er suchte nicht dahinter Deckung, versteckte sich nicht. Seine tauben Hände klammerten sich auf gleiche Weise an den scharfkantigen Stein, wie sein Blick sich auf die Wegwahrer und Arghuleh heftete, und in seinem Innern flehte er: Nein. Nicht noch einmal. Den Untergang der Entwurzelten war er zumindest nicht mit anzusehen gezwungen gewesen.
    Da stieß Hamako einen Ruf aus, der wie ein Hurra klang; und der Keil setzte sich in Bewegung. Wie eins zogen die Wegwahrer dem Widersacher entgegen, dessen Zerschlagung sie als letzte Aufgabe ihres Dienstes beschlossen hatten.
    Beklommen und still im Vergleich zum wüsten Ansturm der Eisbestien, dem gedehnten, rauhkehligen Singen der Wegwahrer, den Echos, die an dem Steilabbruch auf- und niederschollen, beobachteten Covenant und seine Gefährten, wie der Keil zwischen die Arghuleh vordrang. Anfangs war der kollektiv geführte Stoß so erfolgreich, daß das Ende vorgezeichnet zu sein schien. Die Rhysh ließen Hamako ihre Kraft zuströmen; unaufhaltsam schlug er dem Stoßkeil eine Bresche. Und die einzelnen Wegwahrer spritzten ihre Flüssigkeit, die das Eis zerfraß, in sämtliche Richtungen. Arghuleh zerbrachen, schraken zurück, prallten aneinander. Sie grölten aus ihren zahlreichen Mäulern, umschwärmten den Keil, versuchten ihn zu umzingeln und einzudrücken. Aber dadurch ermöglichten sie es nur der dritten Seite des Keils, auch in den Kampf einzugreifen. Und Hamakos Säbel dröhnte wie ein Hammer auf dem Eis, so daß mit jedem nach links und rechts geführten Hieb Splitter und Gliedmaßen umherflogen. Er lenkte die Formation auf ein besonders großes Vieh hinten im feindlichen Haufen zu, das den Eindruck erweckte, als kauere eines der Wesen auf einem anderen; und mit jedem Schritt gelangten die Wegwahrer näher zu diesem Ziel.
    Die Arghuleh waren wild und kannten keine Furcht. Sie schleuderten Gespinste und Netze aus Eis über den Keil. Mit Donnerschlägen durchzogen Risse die verharschte Schneedecke. Doch schwarze Flüssigkeit zersengte die Eisgespinste zu Gebrösel. Brocken und Klumpen hagelten auf die Wegwahrer herab, streiften sie, konnten ihrer Keilformation jedoch nichts anhaben. Und das harte Erdreich unter der Schneekruste nahm den Rissen jede Wirkung.
    Covenant stützte sich auf seine an den Stein geklammerten Hände, halb erstarrt oder schon festgefroren, und wagte kaum zu glauben, was er sah. Der Ersten entflohen gedämpfte Rufe der Ermutigung; sie hielt ihr Schwert in den Fäusten. Offenkundig von lebhafter Hoffnung bewegt, spähte Pechnase in das Getümmel, als erwarte er jeden Moment den Sieg, rechne womöglich damit, der Winter selbst könne sich gleich geschlagen geben und die Flucht ergreifen.
    Dann aber änderte sich die ganze Lage ohne jede Vorwarnung. Die Arghuleh waren buchstäblich geistlose Kreaturen, doch das galt nicht für die Macht, die sie beherrschte. Sie besaß Verstand und Schläue. Dank der Attacke, mit der am Vortag die Gefährten von den Wegwahrern herausgehauen worden waren, hatte sie dazugelernt.
    Unvermittelt verlegte sich die Arghuleh -Horde auf eine andere Taktik. In einem plötzlichen Gestöber von Eiskristallen, das einer weißen Explosion glich und das Schlachtfeld nahezu der Sicht entzog, warfen sämtliche Bestien gleichzeitig ihr Eis empor. Aber diesmal richteten sie es nicht gegen den Wegwahrer-Keil. Statt dessen senkte es sich auf jeden Arghule , den die Wegwahrer verletzt, zerbrochen oder sogar getötet hatten. Eis überzog jeden Spritzer Säure, bedeckte die schwarze Flüssigkeit, vertilgte sie, heilte die Wunden. Eis flickte jedes Glied, jeden Körper, die von Hamako zerhackt oder zerborsten worden waren, fügte verstümmelte, verkrüppelte Kreaturen mit schauderhafter Schnelligkeit wieder vollauf zusammen. Eis scharrte die Bruchstücke der Erschlagenen zurecht, fror sie in- und aneinander, gab ihnen neues Leben ein.
    Die

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