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Der Ring des Sarazenen

Der Ring des Sarazenen

Titel: Der Ring des Sarazenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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zögern, seinen Zorn an den Sklaven auszulassen. Niemand hatte ihr bisher sagen wollen, was aus Rustan geworden war oder ob er überhaupt noch lebte. Und Omars Worte waren auch in diesem Punkt völlig unmissverständlich gewesen: Nemeth wäre die Nächste, und sie würde er zu Tode peitschen lassen.
    Sie konnte keinen Fluchtversuch wagen. Die Fesseln, mit denen Omar sie gebunden hatte, waren unsichtbar, aber fester als der härteste Stahl.
    Die Musik, die zu ihr aus einem anderen Teil des Hofes herüberwehte, kam ihr mit einem Male unendlich traurig vor, und nicht zum ersten Mal an diesem Tag saß plötzlich ein bitterer Kloß in ihrem Hals, der ihr das Atmen erschwerte. Es gelang ihr nicht, ihre Fantasie
    davon abzuhalten, sich die Männer auszumalen, die jetzt dort draußen saßen, sich von Omars Sklavinnen bewirten ließen und vermutlich schon voller Vorfreude auf den einzigen und ganz besonders kostbaren Posten warteten, der an diesem Tag zur Versteigerung anstand. Vielleicht rieben sie sich schwitzende Hände an Hosenbeinen trocken, machten derbe Scherze oder stellten sich vor, was sie mit ihrer Neuerwerbung anfangen konnten. Auf jeden Fall aber waren es Männer, für die sie nicht viel mehr sein würde als ein kostbares Pferd in ihren Ställen.
    Sie wünschte sich, sie würde noch ein einziges Mal Salim sehen können, ihn noch einmal berühren, noch einmal seine Stimme hören. Ohne dass sie etwas dagegen tun konnte, kam ein leises, trauriges Seufzen über ihre Lippen.
    »Fang jetzt nicht auch noch zu heulen an, du nichtsnutziges Geschöpf!«, herrschte Naida sie an. »Die Schminke wird verlaufen und deine Wangen mit schwarzen Streifen verzieren, törichtes Ding! Wir haben keine Zeit mehr, um dich wieder herzurichten. Ganz zu schweigen davon, dass Tränen deine Augen rot und hässlich machen!«
    »Lasst sie in Frieden«, sagte Aisha - mit dem Ergebnis allerdings, dass Naida mit einer wütenden Bewegung herumfuhr und sich ihr Zorn nun auf Haruns Sklavin entlud.
    »Schweig, du dummes Weib! Siehst du nicht, was sie vorhat? Anscheinend ist sie wild entschlossen, nichts auszulassen, womit sie meinem Herrn schaden kann.«
    Robin sah das Aufblitzen in Aishas Augen und setzte gerade dazu an, etwas zu sagen, um den drohenden Streit im Keim zu ersticken. Auch wenn Aisha nicht gerade ihre Freundin war, so wollte sie doch nicht, dass Naida die Gelegenheit ergriff, um ihre unübersehbar gereizte Laune nun an ihr auszulassen.
    Bevor sie jedoch ein Wort sagen konnte, ging die Tür auf und Harun kam zurück. »Es ist so weit«, verkündete er, und in seiner Stimme klang fast so etwas wie Stolz mit. »Die Gäste sind versammelt und alle warten begierig darauf, die kostbarste Blüte aus den Gärten Hamas zu sehen.«
    Die Musik auf dem Hof brach in diesem Moment ab und auch die Stimmen, die die fremdartigen Töne bisher murmelnd untermalt hatten, wurden leiser und verstummten dann ganz. Sicher war es nur Zufall, aber die Szene hätte kaum besser verlaufen können, hätte Harun sie sorgsam arrangiert.
    Harun streckte die Hand aus und nickte auffordernd. Robin bedachte seinen ausgestreckten Arm nur mit einem verächtlichen Blick, was Haruns Lächeln aber sonderbarerweise nur noch eine Spur wärmer werden ließ. Dann trat sie dennoch gehorsam neben ihn und setzte sich in Bewegung, als Harun seine gewaltige Körperfülle ächzend herumwälzte und den Flur hinunterging. Robin war nicht überrascht, dass sie draußen von fast einem Dutzend Kriegern erwartet wurde. Die Hälfte der Männer ging vor ihnen her, der Rest in dichtem Abstand hinter ihnen.
    »Hab keine Angst«, flüsterte Harun neben ihr. »Dir wird nichts geschehen. Omar Khalid gehört zu den Männern, die keine Gelegenheit auslassen, um ihre Macht zu demonstrieren.«
    Ein leises Gefühl von Übelkeit begann sich von ihrem Magen aus in ihrem ganzen Körper auszubreiten, und ihr Herz klopfte mit jedem Schritt schneller, den sie sich der Tür und damit dem Hof näherten. Als sie aus dem Haus heraustraten, rauschte das Blut in ihren Ohren, und sie musste sich mit aller Macht beherrschen, um sich nicht mit dem Handrücken über die Augen zu fahren; eine Geste, die Naida ganz bestimmt wieder zum Anlass genommen hätte, sie zu maßregeln.
    Draußen erwartete sie eine Überraschung. Sie befanden sich jetzt auf dem zweiten, größeren Hinterhof. Robin hatte erwartet, dass vor oder neben dem Springbrunnen vielleicht eine kleinere Version des obszönen Podestes aufgebaut worden wäre,

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