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Der Ring des Sarazenen

Der Ring des Sarazenen

Titel: Der Ring des Sarazenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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brach. Vielleicht lag es daran, dass jetzt nicht nur ihre Kehle schmerzte, sondern auch ihr Kopf dröhnte und ihr Magen zu knurren anfing - auch wenn sie gerade noch geglaubt hatte, nicht hungrig zu sein. Irgendwie hatte sie immer noch das Gefühl, dass die Welt im Takt eines schaukelnden Kameles von links nach rechts und wieder zurückkippte.
    Sie musste aber doch eingeschlafen sein, denn plötzlich stand Omar wie aus dem Boden gewachsen neben ihr. Nur ein kleines Stück von ihm entfernt brannte ein Feuer, an dem Saila kniete und mit steinernem Gesicht in einem Suppenkessel rührte. Ihre Augen waren leer. Sie vermied es fast krampfhaft, den Mann anzusehen, der sie und ihre Familie in die Sklaverei verschleppt hatte.
    »Komme ich ungelegen, holde Wüstenblume?«, fragte Omar aufgeräumt.
    Weniger die Worte als vielmehr der entspannte, fast fröhliche Ton, in dem er die Frage stellte, ließen Robin müde den Kopf heben und in sein Gesicht hinaufsehen. Sie bemerkte, dass Omar nicht allein gekommen war. Hinter ihm stand sein Leibwächter, wie immer stumm und lautlos und in der Nacht fast unsichtbar wie ein Schatten, und ein Stück neben diesem erkannte sie Mussa, den Söldnerführer.
    Robin hätte nichts lieber getan, als seine Frage mit einem eindeutigen Ja zu beantworten - sie war so entsetzlich müde wie wohl noch nie zuvor in ihrem Leben -, aber da war etwas in Omars Blick, was sie neugierig machte. Sie deutete ein Kopfschütteln an und wollte aufstehen, aber Omar winkte ab und ließ sich ihr gegenüber im Schneidersitz nieder. Mussa tat es ihm gleich, während Omars Leibwächter wie eine Statue aus gemeißeltem Schwarz reglos stehen blieb.
    »Du bist doch sicher durstig?«
    Der Sklavenhändler reichte Robin einen Becher. Sie griff automatisch danach und trank gierig einen großen Schluck, ohne auch nur nachzudenken. Im nächsten Moment hustete sie und hätte die kostbare Flüssigkeit um ein Haar wieder herausgesprudelt, denn es war kein Wasser, sondern süßer, klebriger Dattelwein. Sie spürte jedoch Omars amüsierte Blicke, würgte den Schluck tapfer herunter und trank auch noch den Rest, der sich im Becher befand, ehe sie ihn zurückreichte.
    »Danke«, sagte sie. »Aber verbessert mich, wenn ich mich irre, edler Omar Khalid: Verbietet Allah nicht den Genuss von Alkohol?«
    Mussas Gesicht verdüsterte sich, aber Omar lachte nur leise. »Normalerweise schon«, sagte er. »Aber wir sind hier im Niemandsland. Ich werde morgen ein zusätzliches Gebet sprechen und um Vergebung bitten, und ich glaube, dass Allah und der Prophet Verständnis haben werden. Außerdem haben wir etwas zu feiern.«
    »Ach?«, fragte Robin.
    »Durchaus.« Omar nickte aufgeräumt, setzte den Becher an die Lippen und machte ein enttäuschtes Gesicht, als er feststellte, dass er leer war. Sein Leibwächter wollte sich vorbeugen und die Hand ausstrecken, aber Omar lehnte ab und winkte Nemeth herbei. »Du da, Mädchen!«
    Nemeth kam gehorsam heran, wich seinem Blick aber genauso aus wie ihre Mutter und starrte voller Unbehagen auf ihre nackten Zehenspitzen.
    »Geh zu meinem Kamel und sag dem Mann, der es bewacht, er soll den Becher wieder auffüllen«, befahl Omar, während er Nemeth das tönerne Trinkgefäß in die Hand drückte. »Und gib Acht, dass du nichts davon verschüttest. Lauf langsam!«
    Nemeth verschwand wie der Blitz und Omar drehte sich wieder zu Robin herum. Er setzte gerade dazu an, etwas zu sagen, als er abermals den Kopf wandte, diesmal aber in Richtung des Feuers, das Saila entfacht hatte. »Was kochst du da, Weib?«
    »Eine Suppe«, antwortete Saila. »Ich fürchte, sie wird Euren Ansprüchen nicht genügen, aber wir müssen mit unseren Vorräten haushalten.«
    »Du bist zu bescheiden«, antwortete Omar. »Sie riecht jedenfalls köstlich.«
    »Und vermutlich schmeckt sie genauso gut«, sagte Robin. »Saila ist eine hervorragende Köchin. Ich muss mich noch einmal bei Euch bedanken, dass Ihr sie mir geschenkt habt.«
    Saila fuhr bei diesen Worten fast unmerklich zusammen und auch Omar wandte mit einem Ruck den Kopf und starrte sie einen Herzschlag lang aus zusammengekniffenen Augen an. Der Blick des Söldnerführers wanderte mehrmals und erwartungsvoll zwischen Omar Khalid und Robin hin und her, aber der Sklavenhändler ging auf Robins Bemerkung nicht ein, sondern zuckte schließlich nur mit den Schultern.
    »So, wie es duftet, wirst du wohl Recht haben«, sagte er. »Bring mir einen Teller von deiner Suppe, Sklavin!«
    Saila

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