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Der Ring des Sarazenen

Der Ring des Sarazenen

Titel: Der Ring des Sarazenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Palmyra das Verwirrspiel noch einmal wiederholen. Ich werde erneut nach Süden reiten und das Gerücht verbreiten lassen, ich wäre auf dem Weg nach Damaskus. Im Sandmeer der Wüste werden wir dann einen weiten Bogen schlagen und unserem wirklichen Reiseziel weit oben im Norden entgegenstreben. Ein halber Tag in der Wüste reicht, um die Spuren selbst einer so großen Karawane wie der unseren im Sand zu verwischen. Dann ist es, als würdest du einen Feind über das Salzmeer verfolgen. Du hast keine Fährte, und wenn du ihn finden willst, dann kannst du allein auf Allahs Hilfe vertrauen.« Omar grinste. »Oder darauf, dass du vielleicht sein wirkliches Reiseziel kennst.«
    »»Und welches wäre das?«, fragte Robin.
    Der Sklavenhändler schüttelte lächelnd den Kopf. »Das weiß nur ich allein. Nicht einmal Mussa kennt das Ziel unserer Reise. Es ist besser so, zumindest bis sicher ist, dass die Assassinen ihre Verfolgung endgültig aufgegeben haben. «
    »Und wenn Ihr Euch täuscht?«, fragte Robin. »Wie könnt Ihr so sicher sein, dass die Assassinen sich nicht mit ein paar wenigen Kamelen begnügen?«
    »Wir sind mehr als fünfzig«, gab Mussa zu bedenken.
    Robin schüttelte den Kopf. »Es heißt doch, sie sind so unbesiegbare Kämpfer.«
    Der Söldnerführer stieß verächtlich die Luft aus. »Das mögen sie sein«, antwortete er. »Aber ihre Macht beruht vor allem auf der Furcht, die sie in die Herzen der Menschen streuen. Sie sind keine Dschinn. Sie sind einfach nur Männer aus Fleisch und Blut.«
    Robin dachte an die Geschichten, die Naida über die Hashashin erzählt hatte, und vor allem an das, was Omar und sie selbst erlebt hatten. Mussa schien ihre Zweifel zu bemerken, er schüttelte den Kopf und fuhr fort: »Als kleiner Junge habe ich selbst gesehen, wie sich die Straßen von Damaskus rot vom Blut der Assassinen gefärbt haben. Der neue Atabeg von Damaskus, Tadsch el-Mulk Buri, gab gleich zu Beginn seiner Herrschaft den Befehl, jeden Assassinen zu töten, dessen man habhaft werden konnte, und er wurde ausgeführt. Glaub mir, wenn man sie schneidet, dann bluten sie wie du und ich, Christenweib.«
    »Dessen man habhaft werden konnte«, erinnerte ihn Robin an seine eigene Formulierung.
    Für einen Moment sah es so aus, als würde Mussa wütend werden. Wahrscheinlich war er es, denn er war es ganz gewiss nicht gewohnt, Widerworte von einer Frau, noch dazu von einer christlichen Sklavin, zu hören. Aber Omars Gegenwart hielt ihn wohl davon ab, das zu sagen oder zu tun, wonach ihm wirklich war. Er hob die Schultern.
    »Möglich, dass es einige auserwählte Assassinen mit besonderen Fähigkeiten gibt«, räumte er ein. »Die meisten jedoch sind nichts Außergewöhnliches. Sollen sie nur kommen - ich habe vor einer Hand voll verrückter Selbstmörder keine Angst. Wir sind hier in einer Festung, und am Tag wieder in der Wüste. Das ist nicht die Welt, in der die Assassinen kämpfen. So tödlich ein Einzelner von ihnen sein mag, wenn er bereit ist, sein Leben zu opfern, um sein Ziel zu erreichen, so wenig kann er gegen eine ganze Karawane ausrichten. Und eine ganze Gruppe von ihnen noch viel weniger, denn sie sind Meuchelmörder und Attentäter, keine schlachtenerprobten Krieger wie meine Männer.«
    Es lag Robin auf der Zunge zu fragen, warum Mussa dann nicht einfach gegen die Assassinen in den Krieg zog und sie auslöschte, um eine fürstliche Belohnung von Omar einzufordern. Aber der Blick des Sklavenhändlers, den sie auffing, machte ihr klar, dass sie schon viel zu weit gegangen war. Mussa stand in Omars Diensten und würde sich daher hüten, irgendetwas Unbedachtes zu tun. Aber er war auch ein unberechenbarer Mann, und es brachte nichts ein, ihn noch weiter zu reizen.
    »Wenn es so ist, dann können wir uns in Eurer Obhut ja alle sicher fühlen«, sagte sie.
    Die Worte waren Robin herausgerutscht. Sie merkte sofort, dass sie Mussa erzürnt hatte. In seinen Augen blitzte es auf, und sie sah, wie sich seine Gestalt versteifte.
    »Das ist wahr«, sagte Omar fast hastig. Auch ihm war nicht entgangen, wie heftig der Söldnerführer auf Robins Worte reagiert hatte. Er erhob sich. »Würdest du ein paar Schritte mit mir gehen, Robin? Ich würde dir gern etwas zeigen.«
    Robin war eigentlich viel zu müde, um aufzustehen, aber sie war auch froh, auf diese Weise aus Mussas Nähe zu entkommen. Der Mann wurde ihr mit jedem Augenblick unheimlicher. Darüber hinaus würde ihr Omar ja vielleicht doch das Ziel ihrer Reise

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