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Der Ring des Sarazenen

Der Ring des Sarazenen

Titel: Der Ring des Sarazenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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nennen, wenn sie unter vier Augen waren. Vielleicht würde er sogar verraten, wen er als neuen Käufer für sie ins Auge gefasst hatte.
    Sie nickte. Als sie umständlich aufstand, streckte Mussa den Arm aus, um ihr zu helfen, aber sie beachtete ihn nicht. Mussas Gesicht verdüsterte sich noch mehr, er wandte sich ohne ein weiteres Wort ab und verschwand mit raschen Schritten in der Nacht. Omar sah ihm kopfschüttelnd nach, sparte sich aber zu Robins Erleichterung jede Bemerkung.
    Der Sklavenhändler fischte einen brennenden Ast aus dem Feuer und wies mit einer einladenden Geste in die Nacht hinein. Sie setzte sich gehorsam in Bewegung. Auch Omars Leibwächter wollte ihnen folgen, aber der Sklavenhändler schüttelte abwehrend den Kopf. »Ich brauche dich jetzt nicht, Faruk«, sagte er. »Wirf ein Auge auf Mussa. Ich traue ihm nicht.«
    Robin war jetzt wirklich erstaunt. Omar war zurzeit nie ohne seinen Schatten zu sehen. Hatte sie Grund, beunruhigt zu sein?
    Er führte sie quer durchs Lager und an den zum Großteil bereits schlafenden Kriegern vorbei. Robin fiel auf, dass seine und Mussas Männer sich nicht gemischt hatten. Die Krieger des Sklavenhändlers bildeten in der Mitte des weitläufigen Hofes eine kleine Gruppe, die ihrerseits von der deutlich größeren Anzahl Söldner eingekreist war. Das Bild war nicht ganz eindeutig. Robin hätte in diesem Moment nicht zu sagen vermocht, wer nun wen beschützte und wer wessen Herr oder Gefangener war.
    Omar zumindest schien das im Moment auch nicht zu interessieren. Das brennende Holz wie eine Fackel erhoben, sodass ihnen ein stetiger Schauer winziger roter Funken folgte, führte er sie zu einem verfallenen Gebäude, das nur noch aus wenigen Wänden und Torbögen bestand, die auf spiralförmig gedrehten Säulen ruhten. Es gab keine Decke mehr, sondern nur den Nachthimmel, der mit Tausenden winziger, leuchtender Diamanten übersät zu sein schien. Es war kalt.
    Nachdem sie das Gebäude betreten hatten, blieb Omar stehen, drehte sich zu ihr herum. Er sah sie auf eine Art an, die Robin erschauern ließ. Sie fragte sich, ob sie Grund hatte, sich Sorgen zu machen. Trotz allem hatte sich Omar ihr gegenüber bisher als ein Mann von Ehre erwiesen, aber wie er gerade selbst gesagt hatte: Sie waren weit weg von allem, irgendwo im Nichts, an einem Ort, der vielleicht nicht einmal von Gott bewohnt war. Sie gab sich Mühe, sich nichts von ihren Gefühlen anmerken zu lassen. Aber ganz schien es ihr nicht zu gelingen, denn plötzlich trat ein verzeihendes Lächeln auf Omars Lippen, als erahnte er ihre Gedanken.
    Und nicht zum ersten Mal registrierte Robin voller Schrecken, dass unter all dem Hass und all der Verachtung, die sie für diesen Mann empfand, noch etwas anderes war. Ein Gefühl, das sie am liebsten verbannt hätte, das jedoch vom allerersten Moment vorhanden gewesen war und langsam wuchs, ob sie es nun wollte oder nicht.
    »Warum… habt Ihr mich hierher geführt, Herr?«, fragte sie stockend.
    »Ich wollte dir das hier zeigen.« Omar hob seine Fackel und drehte sich langsam einmal im Kreis, sodass der flackernde rote Lichtschein auf die kunstvollen Reliefs und Bildhauerarbeiten fiel, mit denen die Wände geschmückt waren. Anders als draußen am Tor waren die Gesichter der abgebildeten Gestalten nicht gewaltsam zerschlagen worden. Die einzige Zerstörung, die sie sah, hatte die Zeit angerichtet.
    »Ist das nicht wunderbar?«, fragte Omar.
    Im ersten Moment überraschte Robin diese Frage. Wenn sie irgendetwas von Omar nicht erwartet hätte, dann wäre es Sinn für Schönheit oder Kunst. Doch nachdem sie neben ihn trat und die in die Wände gemeißelten Bilder etwas genauer betrachtete, musste sie ihm Recht geben. Trotz der Spuren, die die Jahrhunderte unübersehbar hinterlassen hatten, blieb ihr nichts anderes übrig, als zuzugeben, dass sie selten Arbeiten von größerer Kunstfertigkeit gesehen hatte.
    »Das hier sind die Ruinen von Qasr al-Hir al-Gharbi«, sagte Omar mit veränderter, sonderbar ehrfürchtig klingender Stimme. »Heute sieht man es ihnen vielleicht nicht mehr an, aber einst war das hier ein prächtiger Palast. Er ist uralt und wurde von einem der ersten Kalifen errichtet, Hisham. Einem Herrscher aus dem Geschlecht der Omayyaden. Es heißt, sie hätten sich noch darauf verstanden, die Dschinn der Wüste und andere Geister zu rufen.«
    Robin wurde immer verwirrter. Worauf wollte Omar hinaus? Hatte er sie mitten in der Nacht hierher geführt, um ihr

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