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Der Ring des Sarazenen

Der Ring des Sarazenen

Titel: Der Ring des Sarazenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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gehorchte und brachte Omar eine Schale der dünnen, scharf riechenden Gemüsesuppe sowie einen hölzernen Löffel. Der Sklavenhändler kostete, verzog das Gesicht - die Suppe war heiß - und nickte dann anerkennend.
    »Die Ungläubige hat Recht«, sagte er im Tonfall gespielter Überraschung. »Es schmeckt ganz ausgezeichnet. Es ist erstaunlich, wie gut manchmal gerade die einfachen Dinge des Lebens sind, wenn man sie nur lange genug vermisst.« Er wedelte mit der freien Hand.
    »Bring Mussa und meinem Begleiter auch eine Schale. Und Brot dazu.«
    Saila gehorchte, immer noch schweigend und weiterhin bemüht, jeden Blick in Omars Richtung zu vermeiden. Omar Khalids Leibwächter, Mussa und als Letzte auch Robin bekamen eine Schale Suppe. Robin registrierte matt, dass der Topf über dem Feuer damit leer war. Saila selbst und Nemeth würden an diesem Abend mit knurrendem Magen schlafen gehen. Sie sagte nichts dazu. Omar hatte seine beiden Begleiter zweifellos aus keinem anderen Grund aufgefordert, von der Suppe zu essen, als um genau das zu erreichen und Robin damit zu treffen. Sie würde ihm zu allem Überfluss nicht auch noch die Genugtuung geben, sich anmerken zu lassen, wie gut sein Plan aufgegangen war.
    »Sagtet Ihr nicht, es gäbe einen Grund zu feiern?«, fragte Robin, als sie zu Ende gegessen hatten und Saila die Gelegenheit nutzte, die schmutzigen Schüsseln fortzutragen und sich dabei unauffällig zurückzuziehen.
    »Mussa hier hat eine wahre Meisterleistung vollbracht«, antwortete Omar. Er lachte, schlug dem kleineren Mann derb auf die Schulter und lachte noch lauter, als Mussa das Gesicht verzog und ihm einen drohenden Blick zuwarf. »Ich übertreibe nicht! Wir sind weit abseits aller üblichen Karawanenrouten und sogar abseits der kärgsten Weidegebiete wandernder Beduinenstämme. Einen Weg hierher zu finden, und dabei nicht einen einzigen Mann und nicht ein einziges Tier zu verlieren, das ist schon eine Leistung. Dieser Tag ist es durchaus wert, ein Fest zu feiern. Wir sind in Sicherheit. Niemand wird uns hierher folgen.«
    »Wegen der Geister, die hier leben?«
    Omar wirkte für einen Moment verblüfft, aber dann lachte er. »Ah, ich verstehe. Du hast mit Harun al Dhin gesprochen.« Er schüttelte den Kopf. »Nein, nicht wegen der Geister. Aber wir haben heute im Laufe des Nachmittags einen Punkt überschritten, jenseits dessen uns die Assassinen nicht mehr gefährlich werden können.«
    »Wieso?«
    »Weil wir viel zu tief in der Wüste sind«, antwortete Omar. »Wir sind in der heißesten Jahreszeit überhaupt unterwegs. Und es gibt in weitem Umkreis kein Wasserloch, keinen Brunnen und erst recht keinen Fluss mehr, der Wasser führt. Pferde, wie sie die Assassinen benutzen, sind nicht so ausdauernd wie unsere Kamele. Sie ertragen die Hitze nicht so gut und brauchen regelmäßig Wasser. Nur wenn unsere Verfolger bis spätestens zur Mittagsstunde nach Westen abgebogen sind, dürfen sie überhaupt noch hoffen, dass ihre Pferde dem Wüstentod entgehen. Und damit sie selbst.«
    »Aha«, sagte Robin. »Und wenn die Assassinen keine Pferde haben, sondern Kamele?«
    »Kaum«, antwortete Omar lächelnd. Er warf Mussa neben sich einen fast verschwörerischen Blick zu. »Ich habe dafür gesorgt, dass jedermann in der Karawanserei in Hama wusste, dass wir auf dem Weg nach Damaskus sind. Eine Route, auf der man keine Kamele braucht. Ganz im Gegenteil: Eine Schar von Reitern hätte uns auf dieser Strecke mit Leichtigkeit einholen können.«
    »Aber sie müssen doch gemerkt haben, dass sich die Karawane nicht auf dem Weg nach Damaskus befindet.«
    »Nicht sofort«, antwortete Omar. »Später vielleicht. Wahrscheinlich sogar - die Assassinen sind nicht dumm. Aber nachdem wir den Orontes überquert haben und in die Wüste geritten sind, befanden wir uns in einer Gegend, in der es nur noch kleine Dörfer gibt. Dort bekommt man vielleicht Esel, vielleicht auch ein paar alte Klepper, die gerade noch zur Arbeit auf dem Feld gut sind, aber kaum Kamele. Sie hätten also nach Hama zurück oder sogar nach Homs reiten müssen, um sich Kamele zu besorgen, und dann wieder zurück bis an die Furt, um unsere Spur aufzunehmen. Wir sind so oder so in Sicherheit.«
    »Aber wenn sie den Plan durchschauen…?«
    Omar lachte leise auf. »Wenn sie unseren Plan durchschaut und sich Kamele besorgt haben, müssen sie mindestens einen Tag verloren haben, und damit auch unsere Spur. Und falls sie uns immer noch folgen, dann werden wir in

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