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Der Ring des Sarazenen

Der Ring des Sarazenen

Titel: Der Ring des Sarazenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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schien mit jedem Atemzug schwerer zu werden und die Wucht der Hiebe, die ununterbrochen auf sie niederprasselten, zermürbten sie. Früher oder später würde sein Schwert ihr Kettenhemd durchdringen oder sie an einer ungeschützten Stelle treffen.
    Als es so weit war, war sie dennoch überrascht. Sie parierte einen wuchtigen Angriff, als ihre Hände plötzlich nicht mehr die Kraft hatten, ihre eigene Waffe zu halten. Das Schwert wurde ihr aus der Hand geschlagen und flog davon. Die Kraft des Angriffs ließ sie rücklings gegen die Wand prallen und in die Knie brechen. Panik ergriff sie, doch sie hatte nicht einmal mehr die Kraft, die Arme über das Gesicht zu reißen, als der Sarazene zum letzten Hieb ausholte. Sie hockte einfach reglos auf den Knien und wartete auf den Tod.
    Das helle, reißende Sirren hörte sie kaum. Es war ein Geräusch wie Seide, die zerriss. Plötzlich erstarrte ihr Gegner mitten in der Bewegung. Die tödliche Waffe entglitt seinen Händen. Er hatte keinen Kopf mehr.
    Für einen scheinbar endlosen Moment stand der enthauptete Torso vollkommen reglos und aufrecht vor ihr, dann brach er zusammen und hinter ihm wuchs eine zweite Gestalt, ebenfalls in fast schwarzes Blau gekleidet, in die Höhe.
    »Sa…lim?«, murmelte Robin ungläubig. »Du? Aber was… wo kommst du denn…?«
    »Wenn ich ungelegen komme, gehe ich wieder«, knurrte Salim. Er klang wütend, aber seine Augen waren erfüllt von Sorge. »Wie geht es dir? Bist du verletzt?«
    »Nein«, entgegnete sie benommen. »Jedenfalls… nicht schlimm.« Sie versuchte aufzustehen, aber es gelang ihr erst, als Salim ihr half. Sein Griff war nicht besonders sanft.
    »Du hast wohl einen Schlag auf den Kopf bekommen«, sagte er wütend. »Oder wie sonst wäre zu erklären, dass du anscheinend alles vergessen hast, was ich dir beigebracht habe?«
    »Was… wovon sprichst du?«, fragte Robin verständnislos.
    Diesmal war der Ausdruck auf Salims Gesicht eindeutig Wut.
    »Verdammt, Robin, was sollte denn das? Wolltest du vielleicht warten, bis er verblutet ist? Du hattest ihn bereits am Boden!«
    »Woher weißt du das?«
    »Weil ich dir gefolgt bin«, knurrte Salim. »Ich habe gesehen, wie du in die Frachträume geflüchtet bist, und dachte mir, dass du vielleicht Hilfe brauchen könntest.«
    »Und warum hast du dann so lange damit gewartet?«, fragte Robin ärgerlich - auch wenn dieses Gefühl in Wahrheit mehr ihrem absurden Trotz und dem schlechten Gewissen Salim gegenüber entsprang.
    »Ich war beschäftigt«, antwortete Salim mit einer Kopfbewegung zur Tür. Robins Blick folgte seiner Geste und sie fuhr leicht zusammen, als sie den reglosen Körper eines weiteren Sarazenen entdeckte, der dort im Wasser lag.
    »Oh», sagte sie. »Das…«
    »… spielt jetzt keine Rolle«, unterbrach sie Salim. »Zieh dich aus.« Robin blinzelte. »Was?«
    »Das Kettenhemd!«, antwortete Salim. »Du musst das Kettenhemd ausziehen. Schnell.«
    »Aber wieso denn?«, fragte Robin verständnislos.
    »Weil es sich schlecht schwimmt mit einem Zentner Eisen am Leib«, antwortete Salim, plötzlich sehr ungeduldig. »Wir müssen das Schiff verlassen.«
    »Ist die Schlacht verloren?«, hauchte Robin.
    Salim hob die Schultern. »Das steht noch nicht fest. Es wäre gut möglich, dass deine ach so gottesfürchtigen Brüder am Ende doch noch siegen, doch was uns und dieses Schiff angeht, ist sie auf jeden Fall vorbei. Die Sankt Christophorus sinkt bereits. Wir müssen schwimmen.«
    Robin starrte den Tuareg noch einen weiteren kostbaren Moment lang entsetzt an, dann gewann ihre Vernunft endlich die Oberhand.
    Hastig löste sie den Waffengurt, streifte das Gewand über den Kopf und schlüpfte schließlich, mit sehr viel weniger Geschick, aber dafür mit Salims Hilfe, aus dem schweren Kettenhemd. Sie atmete erleichtert auf, als der bleischwere Panzerrock mit einem Platschen neben ihr im Wasser versank.
    »Schnell jetzt!«, sagte Salim. »Wir müssen hier raus!«
    Damit hatte er zweifellos Recht. Die Sankt Christophorus hatte mittlerweile eine so starke Schlagseite, dass Robin mit gespreizten Beinen dastehen musste, um überhaupt noch die Balance zu halten. Das Wasser reichte ihr jetzt bis weit über die Knie. Trotzdem schüttelte sie den Kopf. »Die Pferde«, sagte sie. »Sie werden ertrinken!«
    »Ich weiß«, antwortete Salim düster, »aber das ist…«
    »Shalima und Wirbelwind«, unterbrach ihn Robin. Sie schüttelte energisch den Kopf. »Sie sind auch hier. Ich gehe nicht ohne

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