Der Ring des Sarazenen
erschien er ihr fast ebenso intensiv wie oben. Aber das, was sie am meisten erschreckte, war das Wasser, das auch hier herein bereits seinen Weg gefunden hatte.
Aber wenigstens waren hier keine Sarazenen. Die Bewegung, die sie wahrgenommen hatte, stammte von den Pferden, die den Schlachtenlärm hörten und das Blut und die Todesangst der Menschen witterten. Fast wahnsinnig vor Furcht zerrten sie an ihren Fesseln. Auch Shalima und Wirbelwind, Salims und ihr Pferd, waren unter ihnen. Möglicherweise die einzigen lebenden Freunde auf dieser Welt, die ihr noch geblieben waren.
Sie kam nicht bis zu ihnen durch. Noch bevor sie einen weiteren Schritt in den Raum hinein machen konnte, traf ein neuerlicher, noch gewaltigerer Schlag die Sankt Christophorus. Robin wurde von den Füßen gerissen, segelte hilflos durch die Luft und spürte, während sie mit grausamer Wucht gegen ein Hindernis prallte, wie irgendetwas Großes tief im Rumpf des Schiffes barst. Grelle Lichtpunkte tanzten vor ihren Augen und Dunkelheit griff nach ihrem Verstand. Benommen stellte sie fest, dass sie mit dem Gesicht voran in das mittlerweile fast knietiefe Wasser fiel, das den Boden bedeckte. Erst nach endlosen Sekunden fand Robin die Kraft, die Schwärze in ihren Gedanken zurückzudrängen und sich zitternd hochzustemmen. Sie spuckte Wasser und rang qualvoll nach Atem, während sie instinktiv versuchte, das brennende Salz aus ihren Augen wegzublinzeln. Neben ihr tobten die Pferde, zerrten wie von Sinnen an ihren Fesseln und schlugen in kopfloser Panik mit den Vorder- und Hinterhufen aus. Möglicherweise hatte ihr der Sturz das Leben gerettet, denn hätte sie sich in ihrer Panik zwischen die Tiere geflüchtet, dann wäre sie unweigerlich zu Tode getrampelt worden.
Doch auch so befand sie sich in höchster Lebensgefahr. Das Schiff hatte spürbar Schlagseite bekommen. Durch die Tür, die durch die Wucht des neuerlichen Treffers aus den Angeln gerissen worden war, schoss Wasser in Sturzbächen in den Frachtraum. Robin hatte kaum noch die Kraft, sich auf Händen und Knien zu halten. Die Sankt Christophorus würde innerhalb kürzester Zeit sinken. Ganz egal, wie der Kampf über ihr ausging, der Laderaum, den sie sich als Versteck ausgesucht hatte, drohte zur Todesfalle zu werden.
Es war wohl nur dieser Gedanke, der ihr diesmal Kraft gab. Sie stemmte sich weiter hoch, spuckte erneut salziges Meerwasser aus und nestelte den Schild vom linken Arm. Als sie sich vollends auf die Beine gearbeitet hatte, stürmte einer der Sarazenen herein, die sie gerade draußen im Kampf mit den beiden Tempelrittern beobachtet hatte. Robin erstarrte. Sie hatte sich an die Hoffnung geklammert, dass die Sarazenen viel zu sehr mit ihren Gegnern beschäftigt gewesen waren, um sie überhaupt zu bemerken. Doch der Krieger hatte sie so wenig übersehen, wie er im Kampf gegen die Templer gefallen war. Er blutete aus einer tiefen Schnittwunde im Gesicht und auch die Klinge seines Krummsäbels schimmerte in der gleichen Farbe wie das Tatzenkreuz auf Robins Brust. In seinen Augen loderte derselbe unheimliche Hass, den sie schon in den Augen des Sarazenenkriegers an Deck bemerkt hatte. Er warf nur einen einzigen Blick in die Runde, um sich zu überzeugen, dass sie allein waren, dann riss er seinen Säbel in die Höhe und stürzte sich auf sie. Wahrscheinlich glaubte er, leichtes Spiel mit dem einzelnen und vollkommen verängstigten Gegner zu haben, dem er sich gegenübersah.
Obwohl Robins Verstand sich der Gefahr durchaus bewusst war, in der sie jetzt schwebte, stand sie einfach nur da und starrte dem Angreifer entgegen, unfähig, sich zu bewegen oder auch nur einen Muskel zu rühren. Erst im buchstäblich allerletzten Moment gewannen ihre antrainierten Kampfreflexe die Oberhand.
Als die Klinge des Sarazenen herabsauste, warf sie sich zur Seite und zog den Kopf zwischen die Schultern. Der Krummsäbel verfehlte sie um Haaresbreite und prallte gegen die Bordwand. Robin verlor durch den Schwung ihrer eigenen Bewegung das Gleichgewicht und stürzte.
Aber auch der Sarazene glitt aus und fiel mit einem gewaltigen Platschen ins Wasser. Diesmal reagierte Robin, wie es sich für eine Kriegerin gehörte. Es war nicht einmal nötig, dass sie sich in Gedanken eine Kampfstrategie zurechtlegte - ihr Körper schien ganz von selbst zu wissen, was zu tun war, als hätte er seinen eigenen, zähen und von ihrem Verstand unabhängigen Überlebenswillen.
Im Fallen nutzte Robin den Schwung ihres Sturzes,
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