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Der Ring des Sarazenen

Der Ring des Sarazenen

Titel: Der Ring des Sarazenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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die sich nachhaltig wehrte. Und gegen alle konnte sie nichts ausrichten.
    Robin hätte am liebsten laut aufgeschrien. Noch vor wenigen Augenblicken hatte sie geglaubt, in Sicherheit zu sein, unter Freunden, zumindest aber bei Menschen, die nicht ihre Feinde waren. Ihre Neugier und ihre Unbeherrschtheit hatten all das zunichte gemacht. Sie wich so weit vor dem Bärtigen zurück, wie es in der Enge des Zeltes überhaupt möglich war, und hob schützend die Arme vors Gesicht. Dabei achtete sie ganz bewusst darauf, dass die Bewegung nicht aggressiv wirkte, sondern eher übertrieben ängstlich. Ihre Rechnung ging auf. Der Bärtige schrie und gestikulierte weiter, kam ihr aber nicht so nahe, dass er sie zu einer Reaktion gezwungen hätte. Nach einer Weile begann er sich auch wieder zu beruhigen.
    Nemeth war ihnen ins Zelt gefolgt. Sie wagte es nicht, irgendetwas zu sagen, sondern blickte weiter aus angstvoll aufgerissenen Augen zu dem Mann auf, der vielleicht ihr Vater, oder aber auch ihr Großvater war. Vielleicht war es einzig ihre Gegenwart, die den Bärtigen davon abhielt, mehr zu tun, als Robin anzubrüllen und wütend mit den Armen zu gestikulieren.
    Robin war sich nicht sicher, ob die Situation nicht dennoch ein böses Ende genommen hätte, wäre nicht plötzlich Saila unter dem Eingang aufgetaucht - zweifellos angelockt vom Gebrüll des Bärtigen. Sie schien die Situation mit einem einzigen Blick zu erfassen, denn sie trat sofort und ohne zu zögern zwischen Robin und den Muselmanen und zog - wie schon am Tag zuvor - seinen Zorn für einen Moment auf sich, ja, er schien sogar noch wütender zu werden. Zu Robins Erleichterung ließ er seinen Zorn nicht an Saila aus, sondern wandte sich plötzlich um und stürmte dann erbost aus dem Zelt.
    »Danke«, sagte Robin. »Es tut mir wirklich Leid. Ich… ich wollte nicht, dass du meinetwegen Ärger bekommst. Bitte glaub mir das.«
    Saila antwortete etwas, das Robin wie üblich nicht verstand, aber ihr Ton war sehr ernst, vielleicht auch erbost.
    »Ich verstehe, dass du zornig auf mich bist«, bekannte Robin. »Ich verspreche dir, dass es nicht noch einmal vorkommt.« Sie war nicht sicher, ob sie dieses Versprechen wirklich würde halten können. Es war nicht das erste Mal, dass ihre Gefühle mit ihr durchgegangen waren und sie Dinge tun ließen, die sie fast sofort bedauerte. Sie durfte nicht vergessen, dass sie hier fremd war. Eine Fremde in einer Welt, die so vollkommen anders und unverständlich war als alles, was sie jemals erlebt hatte, sodass sie eigentlich nur Fehler machen konnte. Das war in Ordnung, solange diese Fehler nur sie betrafen, aber wenn sie damit andere in Schwierigkeiten oder gar in Gefahr brachte, dann ging das eindeutig zu weit.
    »Ich verspreche, dass es nicht noch einmal vorkommen wird«, sagte sie in ernstem, fast feierlichem Ton, und Saila schien die Bedeutung ihrer Worte zu erraten, denn sie nickte ein paar Mal und der Ärger verschwand rasch von ihrem Gesicht. Sie bedeutete Robin noch einmal mit einer Geste, das Zelt nicht zu verlassen, dann drehte sie sich ebenfalls um und folgte dem Bärtigen.
    Nemeth, die mit ihnen hereingekommen war, sah Robin noch einen Augenblick lang eindeutig erschrocken an. Dann zog auch sie sich zurück und Robin blieb allein mit sich und ihren Gedanken.
    Es waren keine sehr angenehmen Gesellschafter. Ganz egal, was sie noch am Morgen gedacht haben mochte: Sie hatte sich zumindest einen Feind in diesem Dorf gemacht, und es war besser, wenn sie in Zukunft auf der Hut war. Sie ging zum Ausgang, wagte aber nicht, das Zelt zu verlassen, sondern blickte nur stumm hinaus. Niemand war in ihrer Nähe. Augenscheinlich war sie keine Gefangene, und doch waren die unsichtbaren Ketten, die sie hielten, so stabil, als wären sie aus dem härtesten Eisen geschmiedet. Sie sah eine geraume Weile in das allmählich heller werdende Licht des neuen Tages hinaus. Schließlich wandte sie sich traurig ab, ging zu dem kleinen Teppich in der Mitte des Raumes zurück, auf dem sie geschlafen hatte, und ließ sich darauf nieder. Sie dachte wieder an Salim, aber nicht einmal dieser Gedanke brachte ihr jetzt noch Trost.

Der Tag, der ihr letzter in diesem Fischerdorf werden sollte, verging quälend langsam. Gegen Mittag kamen Nemeth und ihre Großmutter in Robins Zelt, um ihr Brot, Fisch und eine Schale Kamelmilch zu bringen. Robin nahm das Essen dankbar an, bedeutete der alten Frau aber mit Gesten, dass sie lieber Wasser trinken würde, und

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