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Der Ring des Sarazenen

Der Ring des Sarazenen

Titel: Der Ring des Sarazenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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der Fremde das Zelt.
    Auch Saila, Nemeth und der Bärtige gingen, doch bevor sie sie allein ließen, bedachte Saila Robin noch einmal mit einem sehr sonderbaren Blick. Diesmal war sie sicher, Schmerz darin zu lesen und ein so tief empfundenes Mitleid, dass ihr ein kalter Schauer über den Rücken lief. Etwas stimmte hier nicht. Dieser Fremde war nicht gekommen, um ihr zu helfen. Robin glaubte zwar nicht mehr, dass er zu den Sarazenen auf den Schiffen gehörte, denn wäre es so gewesen, hätte er sie zweifellos auf der Stelle getötet, dennoch war sie sich sicher, dass dieser Mann keinesfalls in freundlicher Absicht gekommen war.
    Verwirrt und weitaus mehr beunruhigt, als sie selbst zugeben wollte, ging sie wieder zu ihrem Teppich zurück und ließ sich darauf nieder. Sie musste sich innerlich zur Ruhe zwingen. Nach allem, was sie gerade erlebt hatte, wäre sie am liebsten auf der Stelle aus dem Zelt gestürmt und davongelaufen. Aber ihre Vernunft sagte ihr, dass sie wahrlich genug Fehler begangen hatte. Vor allem aber war sie noch immer nicht in der Lage, einen möglicherweise tagelangen, strapaziösen Fußmarsch zu bewältigen. Sie würde hier bleiben, - zumindest noch für den Rest des Tages und die darauf folgende Nacht, und sich morgen früh entscheiden.
    Es vergingen nur wenige Minuten, bis Saila und ihre Mutter zurückkehrten. Saila betrat das Zelt mit gesenktem Blick, während die ältere Frau Robin auf eine Weise musterte, die ihr abermals einen kalten Schauer über den Rücken laufen ließ. Irgendetwas war geschehen. Das Gespräch zwischen dem Bärtigen und dem hoch gewachsenen Fremden schien tatsächlich nicht so harmloser Natur gewesen zu sein, wie sie sich gerade einzureden versucht hatte. »Ich hoffe, ich habe euch nicht schon wieder Ärger bereitet«, sagte sie.
    »Ich wollte wirklich nicht…«
    Die Alte brachte sie mit einer herrischen Geste zum Schweigen, zugleich warf sie ihr ein Bündel vor die Füße und sagte etwas, das eindeutig den Tonfall eines Befehls hatte.
    Robin versuchte vergeblich, einen Blick aus Sailas Augen aufzufangen, sah dann einen Moment verständnislos ihre Mutter an, um dann ziemlich beunruhigt das Bündel anzustarren, das die Alte mitgebracht hatte. Zögernd bückte sie sich danach, faltete es auseinander und stellte fest, dass es sich um ein schwarzes Kleid handelte, in Schnitt und Farbe ähnlich dem, das sie trug, aber aus deutlich gröberem Stoff gewoben. Auch Kopftuch und Schleier waren viel schwerer und schmucklos. Zusätzlich fand sie in dem Bündel ein Paar grob gefertigte, stabil aussehende Sandalen. Offensichtlich erwartete die Alte von ihr, dass sie die Kleider, die sie trug, gegen diese hier austauschte. Vielleicht war ihre Sorge doch übertrieben gewesen. Es waren eindeutig Kleidungsstücke, die für eine lange Reise gedacht waren.
    Sie zögerte noch einen letzten Moment, aber dann hob sie gehorsam die Schultern und zog sich um, so rasch sie konnte. Saila sah sie immer noch nicht an, sondern starrte mit unbewegtem Gesicht zu Boden, und es war gerade diese bemühte Beherrschtheit, die aus dem unguten Gefühl in Robin allmählich Furcht werden ließ. Irgendetwas stimmte hier nicht. Ihr war mittlerweile klar geworden, dass dieser Fremde sie mitnehmen würde, doch jetzt war sie ganz und gar nicht mehr sicher, ob sie das tatsächlich wollte.
    Sie streifte das Gewand über, das man ihr hingeworfen hatte. Es war viel schwerer als das Kleid, das sie bisher getragen hatte, und so grob, dass es sogleich auf der Haut zu scheuern begann. Mit dem schweren Stoff am Leib klebend durch die glühende Mittagssonne zu reiten würde eine reine Qual werden. In diesem unbequemen knöchellangen Kleid auf ein Pferd zu steigen erschien ihr so gut wie unmöglich. Vermutlich erwartete man von ihr, dass sie im Damensitz reiten würde.
    Robin drehte sich zu Saila herum, legte sich das Tuch über Kopf und Schultern und bat sie mit Gesten, ihr dabei zu helfen, auch den Schleier anzulegen. Die junge Frau entsprach ihrer Bitte, wich jedoch ihrem Blick weiter aus und Robin glaubte für einen Moment, nicht nur Schmerz, sondern das feuchte Schimmern von Tränen in ihren Augen zu sehen. Sie war nicht sicher, aber allein der Gedanke, dass es so sein könnte, ließ sie vor Furcht innerlich erschauern. Sie verfluchte sich noch einmal für ihre Unbeherrschtheit gegenüber dem bärtigen Fischer. Hätte sie sich nicht dazu hinreißen lassen, ihn niederzuschlagen, dann hätten ihre Aussichten für eine Flucht

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