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Der Ring des Sarazenen

Der Ring des Sarazenen

Titel: Der Ring des Sarazenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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keine Mühe machen. Aber was dann? Wohin sollte sie sich wenden? Nein, es war klüger, sich zunächst in ihr Schicksal zu fügen. So trat sie schweren Herzens in die Kammer, die man ihr aufgeschlossen hatte, und erlebte eine Überraschung. Das Zimmer war kein Kerker, nein, es war das prächtigste Gemach, das sie jemals gesehen hatte. Ein Quartier, das eines Königs würdig gewesen wäre.
    Der Raum war sehr groß und so hell, dass sie im ersten Moment blinzeln musste und ihre Augen zwei oder drei Herzschläge brauchten, um sich an das Licht zu gewöhnen. Der Boden bestand nicht mehr aus schlichten Steinplatten, sondern aus einem prächtigen schwarzweißen Mosaik. Die Wände waren mit wunderbaren Fresken bedeckt, die eine Jagd und Szenen im Garten eines Fürstenhofes darstellten.
    Allein das mit goldschimmernden Vorhängen gesäumte Nachtlager war so groß wie die Hütte, in der Robin aufgewachsen war. Daneben lagen farbenfrohe Teppiche. Es gab auch ein hüfthohes Wasserbecken, das aus makellos weißem Stein geschnitten war und aussah wie eine große Muschel, die von Weinreben getragen wurde. Auf einem kleinen, achteckigen Tisch neben dem Bett lag ein versilberter Handspiegel und daneben standen bunte Tiegel mit seltsamen Pasten und ein kostbar geschnitzter Holzkasten, in dem feine Pinsel und Holzstäbchen aufgereiht lagen.
    Doch mehr als all dieser Luxus beeindruckten Robin die großen Fensternischen, die an drei Seiten des Zimmers lagen. Es waren die ersten unvergitterten Fenster, die sie in diesem Haus sah. Bemüht unauffällig schlenderte sie zum nächstgelegenen Fenster. Von dort blickte man auf einen kleinen, gepflasterten Innenhof mit einem Brunnen. Er musste mindestens sieben Meter tief sein. Dieses Fenster brauchte keine Gitter! Wer dort hinuntersprang, würde sich die Beine brechen.
    Enttäuscht drehte sich Robin um und begegnete dem spöttischen Lächeln der Alten. Ihre Kerkerwärterin schien ihre Gedanken erraten zu haben.
    Robin ignorierte die Häme und deutete mit weit ausholender Geste auf die Einrichtung. »Das muss ein Irrtum sein«, sagte sie. »Das ist das Gemach einer Königin, nicht einer Sklavin.«
    Versehentlich hatte sie nicht Arabisch, sondern in ihrer Muttersprache geredet, und natürlich verstand die alten Frau sie nicht. Sie wedelte unwillig mit beiden Händen und sagte etwas, das Robin ihrerseits nun nicht verstand. Sie überlegte kurz, dann wiederholte sie ihre Worte - so gut sie es eben konnte - auf Arabisch.
    Die Antwort bestand diesmal aus einem Kopfschütteln und einer unwirschen Geste. Gleichzeitig deutete die Alte auf das Bett und einen dahinter stehenden Wandschirm.
    »Ich verstehe nicht«, sagte Robin, die allmählich in Verzweiflung geriet.
    Der Ausdruck von Ungeduld auf dem Gesicht der alten Frau verstärkte sich. Sie schloss die Tür hinter sich, trat dann mit zwei energischen Schritten auf Robin zu und zerrte an ihrem Gewand. Mit der anderen Hand deutete sie auf den Wandschirm.
    »Ich soll mich ausziehen?«, vermutete Robin.
    Die Alte nickte. Zumindest das hatte sie verstanden.
    Robin sah sich suchend im Zimmer um. Die Pracht und der verschwenderische Überfluss lähmten ihre Gedanken, ihren Augen konnte sie jedoch sehr wohl trauen. »Aber hier sind keine anderen Kleider», stellte sie fest.
    Anscheinend hatte sie die Geduld ihrer Wärterin überschätzt. Die alte Frau antwortete nicht mehr, sondern riss ihr mit einer einzigen groben Bewegung Schleier und Tuch vom Kopf, warf beides zu Boden und funkelte sie herausfordernd an.
    Robin hielt ihrem Blick stand. Mochte ihre Vernunft ihr auch einflüstern, dass sie sich äußerst unklug verhielt, so verlangten ihr Stolz und ihre Selbstachtung doch, dass sie nicht jede Demütigung einfach hinnahm. Sie brauchte diese alte Frau nicht zu fürchten. Dieses Mütterchen war ihr in keiner Beziehung gewachsen. Sie sollte es sein, die sich besser vorsah! Robin hatte zu oft um ihre Freiheit kämpfen müssen, um sie jetzt einfach wortlos aufzugeben und über Nacht eine fügsame Sklavin zu werden.
    Und tatsächlich schien irgendetwas in ihrem Blick zu sein, eine Stärke und Entschlossenheit, die die Alte verunsicherte, ja vielleicht sogar erschreckte, denn nach nur einem Augenblick war sie es, die den stummen Zweikampf aufgab. Mit einem Ruck drehte sie sich herum und stürmte aus dem Zimmer. Robin hörte das Scharren des Riegels, der außen vorgelegt wurde, und dann schnelle Schritte, die sich entfernten.
    Eine Zeit lang blieb sie noch stehen

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