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Der Ring des Sarazenen

Der Ring des Sarazenen

Titel: Der Ring des Sarazenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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bitter.
    »Das stimmt«, sagte er. »Aber überschätze deinen Wert nicht. Du bist ein hübscher Bonus, das ist wahr. Aber so kostbar nun auch wieder nicht. Widersetzt du dich noch einmal oder machst du anderweitig Schwierigkeiten, wirst du hier heruntergebracht und in einem Monat auf dem Sklavenmarkt verkauft - falls du dann noch lebst.«
    Seine Worte klangen nicht nach einer bloßen Drohung, und gerade das war es, was Robins Herz erneut mit Furcht erfüllte. Er sagte das nicht nur, um sie einzuschüchtern. Er meinte es bitter ernst. Sie antwortete nicht laut, sondern nickte nur, und ihm schien es zu genügen, denn er seufzte zufrieden. Als Robin zu ihm hochsah, winkte er ihr mit der Hand, dass sie ihm folgen sollte. Sie drehte sich gehorsam herum und trat hinter ihn, doch gerade, als sie schon gehen wollten, erscholl im hinteren Teil des Verlieses ein schriller Schrei, und diesmal war Robin sicher, dass sie ihren Namen hörte.
    Und sie wusste sogar, wer es war, der ihn rief.
    So schnell, dass sie den erschrockenen Wachen zuvorkam, die sie aufzuhalten versuchten, fuhr sie herum und rannte den schmalen Gang zwischen den Gitterstäben entlang. Der Schrei ertönte abermals, fast ein Kreischen jetzt, und Robin rannte so schnell, dass sie auf den letzten Schritten ins Stolpern kam und vor der Tür des hintersten Verschlages auf die Knie fiel.
    Sie hatte sich nicht getäuscht. Und dennoch verstand sie nicht, was sie sah. Sie versuchte nicht einmal, es zu begreifen. Dort in dem Kerker war Nemeth. Das Mädchen stand auf der anderen Seite des Gitters, hatte die Hände um die rauen Stäbe geschlossen und blickte sie mit einer Mischung aus Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit an, die Robin erneut die Tränen in die Augen steigen ließ. Die Kleine war so abgemagert und blass wie alle anderen hier, und ihre Haut starrte vor Schmutz. Ihr Kleid war zerrissen und ihr ehemals hübsches Gesicht von der Sonne verbrannt und an vielen Stellen verschorft. Sie rief ununterbrochen Robins Namen und rüttelte dabei mit aller Kraft an den Gitterstäben. Dann war eine der Wachen heran, riss Robin mit einer derben Bewegung an der Schulter zurück und schlug zugleich Nehmet so fest mit der Faust auf die Finger, dass das Mädchen mit einem gellenden Schmerzensschrei zurücksprang.
    Mit einer wütenden Bewegung fuhr Robin herum, schlug die Hand des Wachpostens zur Seite und funkelte den Sklavenhändler an, der ihr gefolgt war.
    »Warum habt Ihr das getan?«, fragte sie. Das drohende Glitzern in den Augen ihres Gegenübers entging ihr nicht, aber sie konnte sich nicht mehr beherrschen.
    Plötzlich war es ihr gleichgültig, was mit ihr geschehen mochte. Nur noch mit Mühe konnte sie sich davon zurückhalten, sich auf den Sklavenhändler zu stürzen und so lange mit den Fäusten auf ihn einzuschlagen, bis er wusste, wie sich seine hilflosen Gefangenen fühlen mochten. »Wieso habt Ihr sie mitgenommen? Dieses Mädchen ist keine Sklavin!«
    »Jetzt schon«, antwortete er ruhig. »Ihre Familie wollte mich betrügen.«
    »Und da habt Ihr…« Robin verstummte mitten im Satz, drehte sich wieder herum und ließ ihren Blick erneut über die Gesichter auf der anderen Seite der Gitterstäbe wandern. Im ersten Moment war sie nicht ganz sicher - für sie sahen die meisten Muselmanen so fremdartig aus, dass es ihr schwer fiel, sie zu unterscheiden -, aber dann entdeckte sie ein Gesicht, das sie nur zu gut kannte.
    »Saila!«, entfuhr es ihr.
    Die Angesprochene sah hoch, aber auch in ihrem Blick waren nur noch Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit. Einen Augenblick lang sah sie Robin wortlos an, dann erhob sie sich auf Hände und Knie, kroch zu Nemeth hinüber und schloss das weinende Kind in die Arme.
    »Ihr… Ihr habt sie alle mitgenommen?«, murmelte Robin. »Das ganze Dorf?«
    »Ich schätze es nicht, betrogen zu werden«, antwortete der Sklavenhändler kalt. »Ich habe ihnen einen fairen Preis geboten und wir waren uns einig. Aber sie haben versucht, mich zu hintergehen, und so musste ich mir nehmen, was mir von Rechts wegen zusteht.«
    »Zusteht?«, flüsterte Robin. »Ihr…«
    Sie sprach nicht weiter, nicht aus Furcht. Das Entsetzen über das, was sie sah und gerade erfahren hatte, schnürte ihr einfach die Kehle zu. Vielleicht hatten Abbé, Horace und die anderen Ritter ja Recht, dachte sie. Vielleicht waren die Menschen in diesem Teil der Welt ja tatsächlich die Ungeheuer, als die sie sie so oft beschrieben hatten. Barbaren, die sich hinter

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