Der Ring des Sarazenen
in dichtem Abstand ein zweiter, dritter, vierter und schließlich ein fünfter, alles bewaffnete Männer mit schwarzen Turbanen, langen, wehenden Mänteln und den typischen Rundschilden muslimischer Krieger.
Schließlich, in kurzem Abstand gefolgt von einem weiteren halben Dutzend Bewaffneter, ritt Omar selbst auf den Hof. Der Sklavenhändler brachte sein Pferd mit einem brutalen Ruck am Zügel zum Stehen, stieg mit einer energischen Bewegung ab und drehte sich auf dem Absatz herum. Die fackeltragenden Sklaven bildeten ein Spalier vor ihm, aber er schien es gar nicht zur Kenntnis zu nehmen. Sein Blick irrte über den Hof, blieb einen kurzen Moment an der Gestalt des hoch gewachsenen schwarzen Riesen haften, und wanderten dann weiter. Unwillkürlich zog Robin sich abermals einen halben Schritt weit vom Fenster zurück, sodass sie nun sicher sein konnte, von der Dunkelheit in ihrem Zimmer verborgen zu werden; im selben Moment legte Omar den Kopf in den Nacken und starrte zu ihr hoch. Es war kein flüchtiger Blick wie der des Kriegers zuvor. Er stand wohl eine halbe Minute da und starrte in ihre Richtung, und auch wenn es im Grunde völlig ausgeschlossen war, so war Robin, als bohrte sich der Blick seiner dunklen, mitleidlosen Augen direkt in ihre.
Es war einer der Sklaven, der den Bann brach. Er eilte auf seinen Herrn zu, eine Schale mit frischem Wasser in beiden Händen und ein sauberes Tuch über dem linken Arm. Omar riss sich von Robins Fenster los, starrte den Mann einen halben Herzschlag lang an - und versetzte ihm einen Hieb, der ihn zurücktaumeln und haltlos zu Boden stürzen ließ. Dann drehte er sich herum und ging mit großen Schritten auf Naida zu.
»Was hast du getan, du verfluchtes Weib?«, schrie er sie an.
Naida duckte sich unter seinen Worten wie unter einem Hieb, wich aber weder zurück, noch senkte sie den Blick. In ihrer Stimme schwang tiefe Angst mit, als sie antwortete, und dennoch war sie laut und fest. »Das einzig Richtige«, erwiderte sie. »Der Ring ist verflucht, Herr. Er wird großes Unglück über uns alle bringen. Ich habe es im Traum gesehen. Er wird unser aller Verderben sein. Was ich tat, tat ich, um Euch und Euer Haus zu schützen.«
»Verdammte Närrin!«, brüllte Omar. »Hat das Alter schon so sehr deine Sinne vernebelt, dass du dich von Träumen lenken lässt?«
»Es war nicht nur ein Traum, Herr«, beharrte Naida. »Allah hat mir eine Warnung geschickt, die…«
In diesem Augenblick schlug Omar zu. Es war kein Fausthieb, wie der, mit dem er den Sklaven niedergestreckt hatte, sondern ein Schlag mit dem Rücken der Linken, aber er war kräftig genug, um den Kopf der alten Frau in den Nacken zu schleudern und sie mit einem keuchenden Schrei rücklings zusammenbrechen zu lassen.
»Närrin!«, wiederholte Omar. »Bei Allah, ich habe dir vertraut, wie man sonst nur seiner Mutter traut! Ich habe dir alles gegeben, was du wolltest! Alle Freiheiten, die sich eine Sklavin nur erträumen kann! Wie konntest du dich nur so schamlos gegen mich wenden? Ich sollte dich auf der Stelle töten lassen!«
Er holte mit dem Fuß aus, wie um seine Drohung auf der Stelle in die Tat umzusetzen, dann besann er sich eines Besseren und trat mit einer unwirschen Geste zurück. Zornig deutete er auf Naida. Zwei der Männer aus seinem Gefolge eilten herbei und hoben die alte Sklavin auf. Naida war bei Bewusstsein, aber ihr Gesicht war blutüberströmt und sie konnte sich aus eigener Kraft nicht mehr auf den Füßen halten. Als die Männer sie losließen, wäre sie gestürzt, hätten sie sie nicht sofort wieder aufgefangen.
»Bringt sie ins Haus!«, befahl Omar unwirsch. »Ich werde später entscheiden, wie ihre Strafe aussieht. Und jetzt bringt diesen verfluchten Christenhund zu mir!«
Die Reihe der sonderbaren, unheimlichen Ereignisse der Nacht setzte sich am nächsten Morgen fort. Überrascht stellte Robin fest, dass sie in dieser Nacht doch noch Schlaf gefunden hatte, der noch dazu einigermaßen erholsam gewesen war und weder von Albträumen noch schrecklichen Vorahnungen unterbrochen. Umso schlimmer empfand sie es, dass es wieder Lärm auf dem Hof war, der sie hochschrecken ließ - diesmal aber erst nach Sonnenaufgang.
Sie widerstand der Verlockung, sofort aufzuspringen und zum Fenster zu eilen. Ihre Begeisterung über den freien Blick in den Hof hatte durch die Ereignisse der letzten Tage einen deutlichen Dämpfer erhalten. Anfangs hatte der Ausblick aus dem Fenster sie erfreut,
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