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Der Ring des Sarazenen

Der Ring des Sarazenen

Titel: Der Ring des Sarazenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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gar nicht in einer Sprache, die ich nicht verstehe. Morgen wird unser Herr zurückkehren. Er wird über dein Verhalten nicht erfreut sein, aber ich werde sehen, was ich tun kann, damit sich sein Zorn nicht nur auf dich entlädt.«
    »Was ist mit den anderen Sklaven?«, fragte Robin. »Du hast gesagt, dass der Heiler sich auch um sie kümmern wird.«
    »Er würde nichts anderes sagen als über diesen Jungen«, erwiderte Naida. Sie ergriff Robin unnötig grob am Arm und schob sie vor sich her ins Haus. »Etwas essen, etwas Ruhe, und sauberes Wasser, und sie werden wieder zu Kräften kommen. Zumindest die, die Allah nicht genug liebt, um sie schon jetzt zu sich zu rufen.«
    Ungewohnter Lärm ließ Robin mitten in der Nacht aus dem Schlaf schrecken. Sie hatte noch lange wach gelegen und mit klopfendem Herzen die Decke über ihrem Gesicht angestarrt. In ihrem Inneren herrschte ein Chaos an Gefühlen, das es ihr fast unmöglich machte, auch nur einen klaren Gedanken zu fassen. Sie war trotz allem froh, dem Jungen geholfen zu haben, aber sie hatte zugleich auch das Gefühl, einen schrecklichen Fehler begangen zu haben. Mindestens bis Mitternacht hatte sie grübelnd wach gelegen, bis sie in einen unruhigen, von Albträumen geplagten Schlaf sank, der kaum länger als eine oder zwei Stunden gedauert haben konnte. Sie erwachte wieder mit klopfendem Herzen, in Schweiß gebadet und mit einem tauben Gefühl auf den Lippen. Im ersten Moment schienen all die Geräusche und die Aufregung, die vom Hof heraufdrangen, keinen Sinn zu ergeben. Erst nachdem sie sich aufgesetzt hatte und sich müde mit den Händen über das Gesicht fuhr, nahm sie Hufschlag, aufgeregte Rufe und schnelle Schritte wahr. Irgendetwas war geschehen.
    Robin fuhr sich ein zweites Mal mit der Hand über die Augen, versuchte die Müdigkeit mit einem Kopfschütteln zu verscheuchen und stand unsicher auf, um schlaftrunken zum Fenster zu wanken. Sie kam gerade zurecht, um zu erkennen, wie zwei mit Fackeln ausgerüstete Sklaven den schweren Riegel zur Seite schoben und das Tor des Sklavenhofes öffneten. Keinen Moment zu früh. Ein ganz in Schwarz gekleideter Reiter auf einem ebenfalls schwarzen Ross sprengte herein, riss sein Tier im allerletzten Moment herum und ließ sich aus dem Sattel gleiten, noch bevor das Pferd ganz zum Stehen gekommen war. Der Mann, ein wahrer Riese, war über und über mit Staub bedeckt. Robin konnte das Gesicht im unstet flackernden Licht der Fackeln nicht richtig erkennen. Deutlich sah sie jedoch, dass es vor Schweiß glänzte, als wäre der Krieger das ganze Stück hierher gerannt und nicht geritten. Weißer Schaum troff von den Nüstern seines Pferdes, und die beiden Sklaven, die herbeieilten und das Tier einzufangen versuchten, hatten alle Mühe, es zu bändigen, ohne sich dabei einen Tritt einzufangen.
    Der Riese mit dem schwarzen Turban machte einen unsicheren Schritt, wankte vor Erschöpfung und blieb stehen. Jetzt erst erkannte Robin ihn. Es war niemand anders als Faruk, der Krieger, der die letzten Tage vor ihrer Tür verbracht und sie auf Schritt und Tritt begleitet hatte.
    Entschlossen, herauszufinden, was dort unten vor sich ging, trat sie vom Fenster zurück, nahm die Decke von ihrem Bett und schlang sie sich um die Schultern, um sich vor der Kälte der Nacht zu schützen, und ging zur Tür. Wie immer war sie verriegelt, aber sie musste nur zweimal dagegen klopfen, bis von außen geöffnet wurde und ihr das verschlafene Gesicht des Kriegers entgegenblinzelte, der seine Nachtwache draußen auf dem Flur verdöst hatte.
    »Ich muss nach unten«, sagte Robin. »Naida wünscht mich zu sehen.«
    Das war natürlich eine glatte Lüge, normalerweise jedoch reichte die bloße Erwähnung der alten Sklavin, um jeden Widerspruch der Wachen im Keim zu ersticken. Diesmal allerdings nicht. Der Krieger blinzelte sie nur verständnislos an. Im ersten Moment vermutete Robin, dass sie ihn tatsächlich geweckt hatte und er noch zu schlaftrunken war, um sie überhaupt zu verstehen, dann aber wurde ihr klar, dass sie in ihrer Aufregung nicht Arabisch sondern in ihrer Muttersprache geredet hatte. Sie wiederholte ihr Anliegen auf Arabisch, doch die Reaktion des Wachtpostens fiel auch diesmal anders aus, als sie gehofft hatte. Er schien tatsächlich ein oder zwei Sekunden lang über ihre Forderung nachzudenken, dann aber schüttelte er entschlossen den Kopf.
    »Aber ich muss zu ihr!«, verlangte Robin.
    Der Krieger wiederholte sein Kopfschütteln - und

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