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Der Ring des Sarazenen

Der Ring des Sarazenen

Titel: Der Ring des Sarazenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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seltsam«, sagte Harun. »Wärst du ein Mann, dann würde ich sagen, das ist die Hand eines Kriegers, der lange Zeit täglich mit dem Schwert geübt hat, während er um den linken Arm einen Schild geschnallt hat.« Er starrte Robin so durchdringend an, dass sie sich ertappt fühlte. Verzweifelt überlegte sie, wie sie sich herausreden konnte, aber Harun nahm ihr die Mühe ab, denn plötzlich warf er den Kopf in den Nacken und fing lauthals an zu lachen.
    »Aber wer hätte je von einem Weib gehört, das im Schwertkampf unterrichtet wurde? Das hieße, den Willen Allahs und den des Propheten zu verhöhnen.«
    »Allah ist nicht mein Gott«, sagte Robin. »Und von Eurem Propheten habe ich noch nie gehört.« Gleichzeitig fragte sie sich, ob sie eigentlich verrückt war. Irgendein Teil von ihr schien es darauf anzulegen, sich selbst um Kopf und Kragen zu reden.
    Harun schüttelte aber nur weiter lachend den Kopf. »Ihr mögt den Propheten nicht kennen und Allah unter einem anderen Namen anbeten, aber auch bei euch ist ein Mann ein Mann und eine Frau eine Frau. Es wäre wider die Natur der Frauen. Eher bringe ich selbst einem plattfüßigen Trampel wie dir das Tanzen und einen damenhaften Gang bei, als dass man ein Weib zu einem Schwertkämpfer machen könnte.«
    Robin atmete auf und biss sich auf die Zunge, um nicht noch mehr zu verraten.
    Harun schien jedes weitere Interesse an dem Thema verloren zu haben, denn er schüttelte nur noch einmal den Kopf und griff erneut nach Robins Händen, diesmal aber nicht, um sie nach Schwielen oder anderen verräterischen Spuren zu untersuchen, sondern um die Schellen von ihren Fingern zu lösen.
    »Die Stunde des abendlichen Gebetes ist nicht mehr fern«, sagte er.
    »Für heute wird meine Seele Frieden suchen und ich werde meine Augen an Weibern weiden, die mehr Talent als du haben, Ungläubige. Übe heute Abend die Tanzschritte, die Aisha dir gezeigt hat. Ich erwarte, morgen Fortschritte zu sehen.« Er stand auf und deutete auf die so gut wie nie fehlende Reihe mit wassergefüllten Krügen, die Omars Diener hereingeschafft und an der Wand neben der Tür aufgereiht hatte. »Versuche dich auch weiterhin im Gehen mit den Krügen. Wenn du es schaffst, mit einem Wasserkrug auf dem Haupt einherzuschreiten, ohne eine Hand zu gebrauchen, mit der du den Krug abstützt, dann hast du es geschafft, dir einen Gang anzueignen, der deinen zukünftigen Herrn erfreuen wird. Und nur dann kannst du gewiss sein, dass er dich nicht mit einem weißen Kamel verwechselt, wenn er dich gehen sieht.«
    Robin schluckte die spitze Bemerkung herunter, die ihr auf der Zunge lag. Stattdessen sah sie schweigend zu, wie Aisha den Fächer, ihren Umhang, die Schellen und die kleine Handtrommel, die sie zuvor im Takt zu Robins unbeholfenen Tanzschritten geschlagen hatte, zusammenraffte und ihrem Herrn zur Tür folgte. Wie durch Zufall stieß sie dabei gegen einen der Krüge, der auch prompt umkippte. Ohne zu zerbrechen, vergoss er seinen Inhalt über den gefliesten Boden, und Robin presste ärgerlich die Lippen aufeinander.
    Natürlich wusste Aisha, dass Robin die Überschwemmung selbst würde fortwischen müssen, und natürlich war sie nicht zufällig gegen den Krug gestoßen. Aber vermutlich konnte sie noch von Glück sagen, dass das Gefäß nicht zerbrochen war. Sie streifte Aisha mit einem Funken sprühenden Blick, den die Sklavin völlig ausdruckslos erwiderte.
    Aisha war wirklich eine sonderbare Frau. Obwohl sie sich als zunehmend rücksichtslos erwies und Robins unbeholfenen Anstrengungen höchst unsanft nachhalf oder sie sogar untergrub, spiegelte sich niemals Zorn, Eifersucht oder gar Hass in ihren Augen. Ihr Blick schien völlig teilnahmslos zu sein, als wäre die Seele hinter diesen wunderschönen dunklen Augen vor langer Zeit schon gestorben.
    »Bete zu Allah, oder meinetwegen auch zu deinem Gott, dass er ein Wunder geschehen lässt«, säuselte Harun im Hinausgehen. »Ich jedenfalls bin mit meinen Künsten fast am Ende, und es sind nur noch wenige Tage bis zum Sklavenmarkt.«
    »Wartet!«, rief Robin.
    Harun blieb tatsächlich stehen und drehte sich unter der Tür noch einmal herum. Nicht zum ersten Mal verspürte Robin angesichts seiner Eleganz ein Gefühl von Bewunderung. Obwohl dieser Koloss von einem Mann - der so massig war, dass er sich ohne fremde Hilfe scheinbar kaum zu erheben vermochte - bei jedem Schritt vor Anstrengung keuchte, hatte er doch einen schönen, fast schwebenden Gang, der sie sein

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