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Der Ring des Sarazenen

Der Ring des Sarazenen

Titel: Der Ring des Sarazenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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deutete zum Fenster. »Du solltest dich nicht zu oft dort zeigen. Und wenn, dann verschleiere dich. Es sei denn, du willst mit ansehen, wie ich diesem leichtsinnigen Trottel dort unten die Augen ausstechen lasse.«
     
    9. K APIT E L
     
    Der Tag neigte sich dem Ende zu. Robin war müde, sie hatte Kopfschmerzen, jeder Muskel in ihrem Leib tat weh und sie hatte sowohl Omar als auch Naida, ja selbst das Geheimnis um ihren Ring, vergessen, denn sie war seit mehr als zwei Stunden voll und ganz damit beschäftigt, sich Haruns Beschimpfungen und Vorwürfe anzuhören. Außerdem musste sie erdulden, dass Aisha den Forderungen ihres Herrn mit unnötiger Härte Nachdruck verschaffte. Sie wusste nicht, ob es an ihrem Ungeschick lag oder ob Omar ihrem Tanz- und Anstandslehrer entsprechende Anweisungen gegeben hatte; jedenfalls kam ihr Harun al Dhin an diesem Tag weit weniger geduldig und auch nicht annähernd so großherzig vor wie bei ihrem ersten Zusammentreffen. »O Allah, was habe ich nur getan, dass du mich so hart strafst?«, wimmerte er gerade. »Eher bringe ich einem dreibeinigen Kamel das Tanzen bei als dieser Ungläubigen!«
    Schnaufend und wie ein Berg aus Fleisch, dessen Fundament langsam unter seinem eigenen Gewicht nachgibt, ließ sich Harun auf einem Stapel Kissen nieder. Aisha, die bislang unmittelbar hinter Robin gestanden hatte, um sie mit wachsendem Vergnügen herumzuschubsen, zu kneifen oder ihr auch schon mal einen Schlag zu versetzen, wenn sie nicht schnell genug reagierte, eilte an seine Seite und begann, ihm mit einem Fächer aus bunten Federn Luft zuzufächeln. Harun japste, als stünde er kurz vor dem Erstickungstod, und legte den Kopf in den Nacken.
    »Komm her zu mir, meine Heimsuchung«, keuchte Harun und winkte Robin zu sich. Sie wartete lange genug, um sicher zu sein, dass er sich über ihr Zögern ärgerte, dann trat sie gehorsam näher.
    »So schwer kann es doch nicht sein, zwei Schellen im Takt deiner Tanzschritte zu schlagen«, sagte Harun mit weinerlicher Stimme.
    »Obwohl… wenn ich es mir recht überlege, war es ja vielleicht im Takt deiner Schritte.«
    Robin erwiderte vorsichtshalber nichts. Vermutlich hatte Harun Recht. Die Schellen, von denen er sprach, waren etwas mehr als münzgroße, nach innen gewölbte Silberplättchen, die mittels kleiner Lederschlaufen an ihren Daumen und Mittelfingern befestigt waren, sodass sie klingelnde Töne abgaben, wenn sie die Finger aneinander schlug. Robin kam sich ziemlich albern dabei vor, aber das galt ja nahezu für alles, was Harun al Dhin von ihr verlangte.
    Auf ihr Schweigen hin seufzte Harun abermals tief, scheuchte Aisha mit einer unwilligen Geste davon und schlug mit der anderen Hand auf das Kissen neben sich. »Setz dich zu mir, Kind. Ich werde dir zeigen, wie man die Schellen benutzt. Sieh genau hin.«
    Robin zögerte erneut - nicht ganz so lange diesmal -, dann ließ sie sich widerwillig neben ihrem Lehrer auf den Boden sinken, jedoch nicht auf das Kissen. Harun registrierte auch diesen kleinen Akt des Ungehorsams sehr wohl, beließ es jedoch bei einem ärgerlichen Zusammenziehen der Augenbrauen. »Deine Hände«, verlangte er.
    Robin streckte gehorsam die Arme aus.
    Harun machte sich einen Moment an ihren Händen zu schaffen. Es war ein sehr unangenehmes Gefühl. Seine Haut war verschwitzt und fühlte sich klebrig an. Plötzlich beugte er sich weiter vor und verdrehte Robins Hände mit einem Ruck so, dass er ihre Handflächen betrachten konnte. Er tat es ziemlich lange und aufmerksam und schüttelte mehrmals verwundert den Kopf.
    »Sieh dir das an, Aisha«, sagte er.
    Aisha folgte der Aufforderung und Harun fuhr in aufgeregtem Ton fort: »Ihre rechte Hand ist auf der Innenseite voller Schwielen. An der linken Hand sieht man jedoch nichts dergleichen.« Er ließ Robins Arme los. »Was für Arbeiten hast du verrichtet, Weib?«
    Robin druckste einen Augenblick verlegen herum und beschimpfte sich selbst in Gedanken dafür, nicht auf diese Frage vorbereitet gewesen zu sein. Schließlich war es nicht das erste Mal, dass Harun sich mehr oder weniger verwundert darüber äußerte, dass sie sich eher wie ein Mann bewegte. Sie schwieg. Sie hatte es sich zur Gewohnheit werden lassen, kaum mehr als die Hälfte von Haruns Fragen zu beantworten, und von dieser Hälfte wiederum nur einen geringen Teil zu seiner Zufriedenheit. Vermutlich hielt er ihr Schweigen auch jetzt nur für Verstocktheit, was ihr nur recht sein konnte.
    »Das ist wirklich

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