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Der Ring des Todes - ein Wagner Krimi

Der Ring des Todes - ein Wagner Krimi

Titel: Der Ring des Todes - ein Wagner Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Waldkirch Verlag
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die Bude auf den Kopf! Auf jeden Fall habt ihr was gut bei mir!“
    Die drei nahmen Abschied voneinander, ohne sich auch nur zu bemühen, ihre Enttäuschung zu verbergen. Auf seinem Weg nach Hause rief Hauptkommissar Wagner bei Elle an, obgleich es schon sehr spät war. Erwartungsgemäß ging sie nicht ans Telefon.
    Zu gerne hätte er mit ihr gesprochen! Das musste jetzt leider bis Sonntagmittag warten. Sie waren ohnehin zum Mittagessen verabredet. Wagner hatte Elle tatsächlich dazu überreden können, sich zum Essen einladen zu lassen. Er fand einen Parkplatz direkt vor seiner Haustür.
    Das war selten genug, kam heute aber gerade richtig. Nach einer ausgiebigen Dusche und einem Schluck Scotch on the rocks fiel er mit wild durcheinander wirbelnden Gedanken ins Bett. Es waren eben diese Gedanken, die ihn dann schnell in den Schlaf trugen.
    Er träumte von Albert Müller, Elle und einem Hirsch auf einer Waldeslichtung. Elle lief in ein weißes Baumwollnachthemd gehüllt in merkwürdigen Kreisen und mit wild fuchtelnden Armen um das Tier herum, das einfach nur still dastand. Sie schrie angestrengt ohne dabei tatsächlich ein Geräusch von sich zu geben. An ihren Schläfen platzten Adern, und Blut strömte über ihre Wangen. Dann trat Albert Müller aus der Dunkelheit des Waldes auf die Lichtung und ging mit festem Schritt auf den Hirsch zu. Elle verblasste zusehends in dieser Szenerie, bis sie nur noch eine geisterhafte Gestalt war und hilflos zusah, wie Albert Müller den Hirsch zu Boden drückte und in seinen kraftvollen Armen erwürgte.

‚Komm Erda, schlaf noch ein wenig! Du musst deine Kräfte schonen, damit du später bereit bist, Wotans Ende beizuwohnen, und um die vernichtenden Flammen, die ich Wallhall schicken werde, bewundern zu können. Ja, es ist wahr! Du allein darfst dabei sein, bevor du den ewigen Schlaf empfängst. So erfüllt jeder von uns sein Schicksal. Ich erfülle das meine und du das deine, Erda! Das sind wir der Welt schuldig!‘ Albert Müller wandte sich rasch von der schlafenden Frau ab und nahm am Klavier Platz. Leise, beinahe ehrfürchtig, begann er die für Erda symbolischen Melodien zu spielen. Der Meister hatte, so schien es ihm, besonders viel Feingefühl in diesen wichtigen Teil seiner Komposition gelegt
.
    Unter der Schönheit dieser Melancholie krümmte sich der Körper des Mannes
.
    Mit schmerzverzerrter Miene sah er zur Decke hinauf. Er konnte sich nicht gegen die in ihm aufsteigenden Bilder wehren. Er musste sie zulassen. Die Polizei war in seinem Haus gewesen und er selbst hatte es tatenlos geschehen lassen! Er war darauf nicht vorbereitet gewesen! Dieser dumme Bulle! Welche Dinge oder Möbelstücke hatte er im Haus berührt? War er im Kinderzimmer gestanden? Hatte er sich vielleicht sogar auf das Bett gesetzt? Neben blanker Wut stieg Übelkeit in Albert Müller empor. Wie sehr er diesen nutzlosen Bullen verabscheute. Wusste dieser Narr überhaupt, welche Ehre im zuteil wurde, jenen großen Namen tragen zu dürfen?
    Wagner! War diesem Narren klar, wer Erda war? Wohl kaum! Dem Bullen fehlte es dafür schlicht an der nötigen Tiefgründigkeit!‚Du kennst sie besser, Loge! Besser als irgendein Anderer! Erda!‘ Albert Müller unterbrach sein Klavierspiel, lachte laut auf und blickte zu der bewusstlosen Frau auf der Recamière hinüber. Elsbeth Winklers Gesichtszüge waren entspannt. Sie schlief einen tiefen Schlaf, so wie er es für sie vorgesehen hatte. Nachdenklich saß Albert Müller mit hängenden Schultern und leerem Blick auf dem Klavierhocker. Ihm war schon bei der ersten Begegnung mit dieser Frau bewusst gewesen, dass sie eine ganz Besondere war. Niemals zuvor war ihm jemand dieses Formats begegnet. Zunächst war Albert Müller zutiefst eingeschüchtert gewesen. Sie hatte Erdas Reinheit und Weisheit. Er selbst befand sich zu diesem Zeitpunkt erst am Anfang seiner Metamorphose. Daran hatte es gelegen. Heute konnte Loge Erda auf Augenhöhe begegnen
.
    Unwillkürlich musste er grinsen. Natürlich wusste dieser Barbar von Bulle nichts von ihrer Bedeutung. Woher auch? Dazu war schon ein besonderes Feingefühl vonnöten
.
    Selbst die klügsten Köpfe in Erdas Umkreis hatten diese spezielle Aura nie wahrgenommen
.
    Er, der Bastard Albert, schien tatsächlich der Einzige zu sein, dem ihr Rang bekannt war. Diese besondere Auffassungsgabe muss mit seiner besonderen Bestimmung zusammenhängen. Seit Loge in ihm immer stärker geworden war, sah er die komplexesten Zusammenhänge

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