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Der Ring des Todes - ein Wagner Krimi

Der Ring des Todes - ein Wagner Krimi

Titel: Der Ring des Todes - ein Wagner Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Waldkirch Verlag
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klarer
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    Erda war sich ihrer großen Macht offenbar selbst nicht bewusst, denn niemals hätte sie ihre Kräfte absichtlich für fehlgeleitete Interessen missbraucht. Dies war absolut gegen ihre Natur. Erda hatte Loge hinter seiner Maske nicht erkannt. Zu gut hatte er seine Motive getarnt. So gut, dass nicht einmal die Erdenmutter Erda diese durchschauen konnte. Die Metamorphose war somit abgeschlossen. Nun war er ganz Loge, das würde Erda in Kürze auch begreifen. Jetzt, da sie in seinen Plänen eine feste Größe eingenommen hatte. Da Erda jetzt auf seiner Seite stand, würde sie seine Motive gut heißen und ihn nicht mehr derart in Gefahr bringen. Sie hatte diesem Theobald Wagner den Weg zu ihm verraten. Nicht einmal geleugnet hatte sie diesen Verrat
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    Albert Müller hatte sie unverzüglich zu sich geholt, nachdem dieser Mistkerl sein Haus endlich wieder verlassen hatte. Er lachte kurz auf. Ratlos musste der Bulle durch dieses ihm so verhasste Haus geschlichen sein, rein gar nichts findend und noch weniger begreifend!
    Das Versteck hatte dieses Spatzenhirn natürlich nicht finden können. Der Zugang im Keller war zu perfekt getarnt. Der Bulle hätte die ollen Klamotten der Großmutter zur Seite schieben müssen, um den Mechanismus zum Bewegen der Rückwand des Wäscheschrankes finden zu können. Das allerdings überstieg eindeutig den Horizont dieses Tölpels, seine beschränkte Vorstellungskraft. Albert Müller stoppte sein Klavierspiel und strich mit der rechten Hand über die abgegriffenen Tasten
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    Nur einige wenige Möbelstücke hatten den Weg aus dem Haus in seinen Unterschlupf gefunden. Beispielsweise das Klavier des alten Hurenbocks, wie er den Großvater immer noch zu nennen pflegte. Mit diesem schweren Holzdeckel hatte der Alte die Finger des Kindes stets malträtiert. Immer, wenn Albert es wieder einmal an der nötigen Disziplin gefehlt hatte. Der Mann rieb sich unwillkürlich die Knöchel seiner Hände, als würden sie beim Gedanken an diese Marter schmerzen. Tränen waren damals verboten gewesen. Heute verbot er sie sich selbst. Albert Müller hob den Kopf und sah sich in seinem Reich um. Da waren das Bett und auch die Recamière der Großmutter, auf der Elsbeth Winkler nun betäubt und gefesselt lag. Erda durfte darauf liegen
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    Es schien beinahe, als sei dieses filigrane Möbelstück mit hölzernen Löwentatzen einzig für die Erdenmutter gemacht worden. Albert Müller schloss vorsichtig den Klavierdeckel und betätigte seine Stereoanlage. Es verging kein Tag, an dem nicht die alten Schallplatten des Großvaters hier unten gespielt wurden. Heute war es Zeit für des Meisters Götterdämmerung. Wotan musste früher sterben als geplant. Der Bulle war ihm schon zu nahe gekommen. Dennoch kein Grund zur Sorge. Es war bereits seit Wochen alles vorbereitet. Es bedurfte nur einer kleinen Änderung des Plans. Er musste heute Nacht das Auto der Nachbarn benutzen, weil er Erda unbedingt mit sich nehmen wollte. Sie sollte seinen Triumph über Wotan miterleben. Sie sollte erleben, wie Loge mit Vertragsbrechern verfuhr. Das Auto parkte heute Nacht auf dem Wanderparkplatz
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    Albert Müller hatte seinen eigenen Schlüssel für den alten Kombi. Das Vertrauen der naiven Nachbarn von gegenüber hatte er sich dank seiner großartigen Maske Stück für Stück erschlichen. Einkäufe aller Art erledigte er damit für sie. Ha! Der perfekte Nachbar! Die perfekte Tarnung! Nie hatte er es allerdings in Erwägung gezogen, einen Führerschein zu machen. Wozu sollte das auch gut sein? Er fuhr auch ohne dieses Stück Papier exzellent
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    Der Führerschein war nur ein weiteres Organ zur Überwachung der menschlichen Individuen. Loge stand jenseits dieses Systems, das würde bald auch dem letzten Beamten klar werden. In nur wenigen Stunden würde er Erda durch den geheimen Gang führen und mit ihr unweit des Parkplatzes aus dem Dickicht des Waldes emporsteigen, um seiner Bestimmung wieder ein Stück näher zu kommen. Dieser schmale Durchlass, der vom Keller des Hauses unter dem Waldboden entlang führte, war ein verdammt hartes Stück Arbeit gewesen
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    Hart aber notwendig! Die Nachbarn in der Siedlung registrierten jeden einzelnen Schritt des anderen. Es war für ihn stets ein großer Spaß gewesen, seine Umgebung zum Narren zu halten. Dieser Gang ermöglichte ihm ein unbeobachtetes Verlassen des Hauses und ein ebenso unauffälliges Heimkehren. Die jahrelange harte Arbeit an dem Gang hatte ihm zudem gut getan. In der frischen Erde

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