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Der Ring des Todes - ein Wagner Krimi

Der Ring des Todes - ein Wagner Krimi

Titel: Der Ring des Todes - ein Wagner Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Waldkirch Verlag
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Nachbarn. Er schloss den Kühlschrank wieder und verließ die Küche. Rechter Hand lag das Wohnzimmer. Theobald Wagners Augen folgten dem schmalen Lichtschein der Taschenlampe. Auch dieser Raum war ausschließlich mit älteren, sehr gepflegten Möbeln bestückt. An den Wänden hingen diverse Ölgemälde. Plötzlich blieb der Lichtkegel an einem bestimmten Bild hängen. Da war er! Theobald Wagners persönlicher Albtraum. Der allseits gefürchtete röhrende Hirsch auf einer Waldlichtung! Obgleich Albert Müller damals, während ihrer einzigen kurzen Begegnung, kühle und moderne Eleganz ausgestrahlt hatte, schien er sich inmitten all dieser alten Gegenstände sehr wohl zu fühlen. Oder nicht? Alles wirkte auf eine befremdliche Art sehr unpersönlich. Jedenfalls hätte ein Antiquariat bei der Auflösung dieses Domizils gewiss seine helle Freude. Ein so gut erhaltenes Einrichtungsgemisch der fünfziger und sechziger Jahre war selten zu finden. Wagner trat beinahe ehrfürchtig vor einen hölzernen Musikschrank, auf dem eine Vielzahl von Schallplatten stand. Er beugte sich vor. Ausschließlich klassische Musik. Opern, Sinfoniekonzerte, Ballettmusik. Auch von Richard Wagner fanden sich einige Opern. Parsifal, Tristan und Isolde und die Meistersinger von Nürnberg - aber nicht eine Platte vom Ring des Nibelungen. Was hatte das zu bedeuten? Wagner hielt kurz inne.
    Ein plötzliches blechernes Poltern aus nächster Nähe ließ ihn zusammenzucken. Instinktiv drückte Wagner sich mit dem Rücken an die Wand neben der Musiktruhe und versuchte, mit zitternden Fingern das Licht der Taschenlampe zu löschen. Viel zu lange dauerte dieser Versuch. Endlich war das Licht aus. Angestrengt lauschte Wagner jedem Geräusch, solange seine Augen sich langsam an die Dunkelheit gewöhnten. Erneut zuckte er zusammen. Wieder ein Poltern, diesmal nur noch dumpf, ohne den blechernen Nebenton. Die Quelle war schwer auszumachen, denn Wagners Herzschlag war nicht nur an Geschwindigkeit kaum noch zu überbieten, sondern tönte aus tiefstem Inneren lästig an sein Ohr. ‚Ausblenden‘, befahl er sich selbst und versuchte, leise zu schlucken. Unmöglich! Wagners Mund war trocken wie die Wüste Gobi. Angestrengt versuchte er, sämtliche Sinne zu mobilisieren. Es polterte wieder. Wagner zuckte erneut zusammen. Langsam wurde es lächerlich. In einem Punkt war Hauptkommissar Wagner sich jetzt wenigstens sicher: Das Geräusch kam von draußen. Jetzt, da sein Sehvermögen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatte, starrte Wagner angespannt in den Garten hinaus. Dort wogten die dunklen Kiefern am Waldrand sanft im Wind. Vor der großen Glasschiebetür machte er einen Teil der Terrasse aus. Die Sicht auf ihre rechte Seite war jedoch durch einen schmalen Samtvorhang verdeckt. Er musste sich wohl aus seiner Deckung hervorwagen, wenn er den Ursprung des Geräusches orten wollte.
    War es Albert Müller, der auf dem Grundstück herumschlich? Hatte er den Eindringling in seinem Haus bereits entdeckt? Wohl kaum. Ein cleverer Kerl wie der würde sicher nicht polternd durch den Garten stolpern, sondern sich viel mehr heimlich anschleichen und… Wieder verbot Theobald Wagner sich diese destruktiven Gedanken. Langsam löste er sich von der Wand und trat möglichst leise auf die Glastür zu. Ein vorbeihuschender Schatten und ein weiteres dumpfes Poltern ließen ihn erneut abrupt inne halten. Im nächsten Moment warf Theobald Wagner sich flach auf den Boden. Sein Herz raste wie ein Hundert-Meter-Sprinter. Er hörte das Blut in seinen Adern rauschen. War es Einbildung? War es das Ende? ‚Reiß dich zusammen! Konzentriere dich auf das Wesentliche!‘, ermahnte er sich erneut.
    Irgendjemand versuchte sich über die Terrasse Zutritt zum Haus zu verschaffen, deshalb musste er schleunigst aufstehen und nach seiner Waffe greifen. Kampflos wollte er sein Leben gewiss nicht lassen. Langsam hob Wagner den Kopf und zuckte im nächsten Moment erneut zusammen. Der Schatten war so schnell wieder verschwunden, wie er gekommen war. Was, zum Teufel, war da draußen los? Als er die Waffe endlich fest im Griff hatte, wurde ihm bewusst, wie peinlich seine Situation war. Hauptkommissar Wagner rollt sich schweißgebadet und beinahe mit voller Hose im Haus eines Serienmörders auf dem Boden herum. Wie einfach wollte er es diesem Scheißkerl eigentlich noch machen? Im nächsten Moment war er auf den Füßen und richtete die Waffe auf die Tür. Der Schatten kam zurück, dann das Poltern. Beinahe

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