Der Ring von Ikribu

Titel: Der Ring von Ikribu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David C. Smith & Richard L. Tierney

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bewegten, als dass sie zu den Wolken gehören konnten. Sie flatterten, schossen tiefer, schienen schneller noch als der Sturm zu sein.
    »Sie sind keine Wolken«, flüsterte Olin. Angestrengt starrte er zum Himmel, blinzelte, um vielleicht dadurch besser sehen zu können, und er bemühte sich zu ergründen, was es sein konnte. Wie die Sturmwolken kamen sie aus dem Norden …
    Plötzlich drehte er sich um und brüllte einem Mann, der etwas weiter hangaufwärts stand, zu: »Alarm blasen! Kampfbereitschaft!«
    Schriller Hörnerschall folgte seinem Befehl. Sofort hielten die Soldaten unten auf der weiten Wiese zu arbeiten auf, stellten ihre Hacken und Schaufeln ab, ihre Eimer mit Erde und Wasser, und blickten zu Olin hoch, dann zum nördlichen Himmel.
    Die Punkte waren gewachsen und kamen mit den Wolken immer näher. Die Wolken verdrängten den Sonnenschein von den fernen Wiesen und Feldern, um die Decke der Schwärze darüber zu breiten. Im letzten Tageslicht, ehe die unnatürliche Finsternis Olins Lager verschlang, wurden die fliegenden Wesen deutlicher, und der letzte Sonnenschein spiegelte sich auf einigen, während sie, noch weit entfernt, hoch über dem Land flogen.
    »Es sind Männer!« flüsterte Olin. »Fliegende Männer mit Schwertern. An die Waffen! Asroth schickt einen neuen Zauber!«


3.
DIE RÄCHER

    Tausende und Abertausende waren es, die wie ein Todeshagel vom Himmel fielen: in Bronzerüstungen, schwerterschwingend, flatternd, mit schwarzen Schwingen, die wie geöltes Leder glänzten. Sie kamen mit dem Wind, der den Wolken voranstürmte, und wirbelten mit den schwarzen Schatten, die den Tag zur Nacht machten.
    Es regnete nicht, blitzte nicht, donnerte nicht. Nur der tobende Wind kündete ihr Kommen an, sie selbst waren der Sturm. In Wellen stießen sie herab, mit kreischenden Stimmen, rasselnder Rüstung und glitzernden Waffen. Allein durch die Wucht des geballten Sturms wurden Olins Männer zurückgeworfen.
    »Tötet sie!« brüllte Olin und warf sich auf die Geflügelten. Viele seiner Männer folgten seinem Beispiel und stießen ihre Schlachtrufe hervor.
    Sonja stand breitbeinig und zog ihre Klinge, deren Gewicht sich in ihrer Hand beruhigend anfühlte. Som, neben ihr, knurrte und beobachtete wachsam, wie die Geflügelten unentwegt vom Himmel fielen, wie die wogenden Wolken sie in endlosen Reihen auszuspucken schienen. Es wurde nun deutlich, dass sie nicht richtig flogen, sondern vom Wind getragen schnell segelten.
    Ebenfalls offenbar wurde, dass sie nicht wirklich menschlich waren, sondern wie aus Alpträumen geborene Zerrbilder von Engeln mit ihren gewaltigen schwarzen Schwingen, ledrig wie die von Flugechsen. Riesenfledermäusen ähnelten sie ein wenig, wenn man ihre blutroten Augen betrachtete, die spitzen, scharfen Zähne. Und ihre Haut war grau und schwarz gefleckt und schillerte ganz leicht wie verderbendes Fleisch.
    Ein Dutzend stürmte auf Lord Olin hinab, mit erhobenen Schwertern und Streitäxten, und der Wind ihrer Schwingen raubte ihm fast das Gleichgewicht. Tief duckte Olin sich, als Stahl die Luft über ihm durchschnitt, dann sprang er, während die Geflügelten vorüberbrausten, und einen traf seine Klinge.
    Der Getroffene schrillte grauenerregend, und das Schwert entglitt seinem Griff. Einen Augenblick trug allein sein Schwung ihn noch weiter, doch dann zerfielen seine gewaltigen schwarzen Schwingen wie Papyrusasche, und er stürzte kopfüber, mit flüchtig blitzender Bronzerüstung herab. Schlamm spritzte auf, und etwas wie Dunst war zu sehen – und seine Schwingen waren verschwunden.
    Sonja und Som warteten, angespannt ab, als die fliegende Legion über den Hügel fegte. Die Schar, die über Lord Olin hinweggebraust war, stürmte nun auf sie zu. Sonja duckte sich. Stahl blitzte dicht an ihrer Seite vorbei, und schon stand sie wieder auf gespreizten Beinen und schwang das Schwert. Sie traf die Rüstung eines Geflügelten. Weitere Klingen zielten nach ihr. Sie warf sich zu Boden, rollte herum, sah dicht über sich einen Bauch, und stieß zu.
    Der Geflügelte kreischte, und sein herabspritzendes Blut raubte Sonja kurz die Sicht. Instinktiv drückte sie sich auf den Boden. Ein Schwert schwang über sie hinweg, und eine abgeschnittene rote Locke landete dicht neben ihrem Gesicht.
    Som brüllte vor Kampfeslust. Der Schwarm war nun über ihm. Das Langschwert in weitem Bogen schwingend, sprang er hoch. Eine Streitaxt, die seinem Hals gegolten hatte, wechselte die Richtung und flog