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Der Ring von Ikribu

Titel: Der Ring von Ikribu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David C. Smith & Richard L. Tierney
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könnte es ihm verdenken? Sie ist ein so guter Krieger wie er, außerdem ist sie erfreulich anzusehen.«
    Som schürzte die Lippen, blinzelte Tias zu und schaute sich um.
    Lord Olin kniff die Augen gegen die strahlende Morgensonne leicht zu und freute sich über seine Armee. Immer wieder schaute er über die Schulter, und Stolz schwellte seine Brust beim Anblick der langen Reihen, die ihm auf und ab über niedrige Hügel, durch Täler und über weite Wiesen folgten! Eine Armee, mit der er seine Stadt zurückerobern und den Zauberer vernichten würde!
    Dann schaute er geradeaus, hob eine Hand und deutete nordwestwärts.
    »Suthad«, wandte er sich an Sonja, »liegt hinter dem Wald dort.«
    »Werden wir ihn noch vor Nachteinbruch erreichen?«
    »Mit Leichtigkeit, wir werden dort lagern. Und bis morgen um diese Zeit sehen wir Suthad am Horizont.« Eifer und Bitterkeit zugleich sprachen aus seiner Stimme.
    Sonja entspannte sich. Pelides ritt schweigsam wie gewöhnlich neben ihnen. Er hätte eine Statue sein können, dem Sattel angepasst, so leblos wirkte er. Bestimmt ist er in düstere Gedanken versunken, dachte sie.
    Sie nahm sich vor, sich nicht mehr mit Pelides zu beschäftigen, sondern lieber die Gegend zu bewundern. Sie war grüner und freundlicher als die Landschaft ihrer hyrkanischen Heimat: ein Gebiet grauer und brauner Ebenen, hoher Berge, schroffer Felsen und tiefer Seen. Hyrkanien war ein gewaltiges Land, grenzenlos, wie es schien, das, wohin man dort auch kam, von einem Horizont zum nächsten reichte. Koth war irgendwie leuchtender und blauer und jünger als Hyrkanien, wo Alter, Reife und Zähigkeit in der Erde zu stecken schienen und in den Menschen, die sie bearbeiteten.
    »Sonja, warum habt Ihr ein Wanderleben erwählt?« fragte Olin sie plötzlich. »Was hat Euch dazu gebracht, das Schwert umzuschnallen und Eure Heimat zu verlassen, um Euch für die Kriege anderer anheuern zu lassen?«
    »Haltet Ihr es für eine Frau unschicklich, Olin?« Das war immer ihr erster Gedanke und die ersten Worte, wenn jemand ihr diese oder ähnliche Fragen stellte. Eine Frau mit Schwert …
    »Unschicklich, keineswegs.« Olin lächelte. »Aber ungewöhnlich, interessant. Jeder Reisende hat etwas zu erzählen, jeder Wanderer hat so allerhand erlebt. Eine Geschichte kann die Zeit auf einer so langen Reise vertreiben.«
    Sonja runzelte die Stirn, dann warf sie den Kopf zurück, dass ihr üppiges rotes Haar, vom Wind zerzaust, weit über den Rücken fiel. »Meine Familie in Hyrkanien wurde ermordet, als ich noch sehr jung war«, antwortete sie Olin. »Ich entging als einzige. Mein Vater war Söldner gewesen, einer der besten Schwertkämpfer seiner Zeit. Er lehrte mich die Grundbegriffe des Fechtens, und nach seinem Tod lernte ich, vom Schwert zu leben, wie er es einst getan hatte.«
    Wie oft hatte sie diese Geschichte erzählt? Wie viele Male hatte sie sich dieser und jener Armee angeschlossen und ihre Gründe für das Tragen von Schwert und Rüstung erklärt? Mein Vater war Söldner gewesen. Das Fechten lernte ich von ihm …
    Das war verständlicher als das, was wirklich geschehen war …
    Die Straße durch die Wiesen führte nun abwärts in ein Tal. Sonja blickte voraus, während ihr Pferd dahintrabte. Wie vielen Straßen war sie als ruheloser Wanderer gefolgt? Und wie vielen weiteren würde sie noch folgen? Morgen, übermorgen …
    Ich lernte das Fechten von meinem Vater …
    »Versuch nicht, dich zu wehren, Rotschopf! Es wird dir bestimmt noch Spaß machen!«
    Schmerz – sengender Schmerz – die Hausmauern, die so viel Liebe geborgen hatten, in verschwommenes Chaos aus Tränen und Schatten verwandelt. Und die ganze Zeit das Gesicht – grauenvoll!
    Das anhaltende, qualvolle Schluchzen, das Gefühl, bis ins Mark beschmutzt zu sein. Das grässliche Gesicht – einem kantigen Totenschädel gleich, grinsend, die Augen tanzend, lachend und schwarz wie Sumpffieber – füllte die Dunkelheit hinter ihren geschlossenen Lidern. Das leise Lachen, wenn sie vor Schmerz und Ekel aufschrie.
    Und dann war er gegangen. Sonja fragte sich, weshalb er sie nicht erstochen, sie nicht hatte ermorden lassen wie ihren Vater, ihre Mutter, ihre Brüder.
    Er hätte sie töten sollen!
    Statt dessen: »Hier stinkt es, Horvak. Zünd die Hütte an!«
    Die Flammen hatten sie schließlich aus ihrer Benommenheit gerissen. Durch das Prasseln der Flammen, das Knistern des Holzes, die umhüllende Hitze, den jenseits der Wellen schwarzen, teerigen Rauch im

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