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Der Ring von Ikribu

Titel: Der Ring von Ikribu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David C. Smith & Richard L. Tierney
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studierte den Mann. Groß, stark und anziehend war er – und plötzlich schien ihr, als trüge er die schwere Last eines unnatürlichen Geschicks, eines ungerechten Loses auf seinen Schultern.
    »Hat Eure Rede geholfen?« fragte sie ihn.
    Olin seufzte. »Sie sind meine Männer. Sie werden mir folgen. Es ist in ihrem eigenen Interesse, Suthad zurückzugewinnen. Aber sie sind auch … verängstigt? Hm, vielleicht nicht das, aber besorgt. Das Böse erhebt sich vor ihnen wie ein Tunnel, wie eine schwarze Mauer, und sie sind unsicher …« Olin setzte seinen Becher ab. »Es ist um ein Fünffaches schwieriger, gegen einen Zauberer Krieg zu führen als gegen ein ganzes Menschenreich.«
    Sonja nippte an ihrem Wein. Sie trat an die Tür, stand kurz davor, als überlegte sie, dann schaute sie hinaus. Sie wollte offen mit Olin sprechen, ihm sagen, dass sie Pelides nicht traute. Sie wartete, blickte vor sich hin, bis sie ihren Becher zur Hälfte geleert hatte, dann drehte sie sich um und sah Olin fest an.
    Sie bemerkte, dass er sie beobachtete, dass sein Blick in unverhohlener Bewunderung auf ihr ruhte – mit dem Ausdruck eines Mannes, der den Anblick einer schönen Frau genoss. Ihre Augen begegneten sich, und er lächelte leicht. Ein verständnisvolles Lächeln war es, das mit einer Spur müder Traurigkeit gemischt war.
    Sonja verstand ebenfalls. Sie nippte weiter an ihrem Wein.
    »Wer ist da draußen?« fragte Olin, als er seinen Becher nachfüllte.
    »Pelides, Lord Olin.«
    »Oh. In der Nähe?«
    »Nein – aber ich traue ihm nicht.«
    »Ah-hh!« Olin hob den Becher. Wieder betrachtete er Sonja, dann ließ er sich auf einen Stuhl fallen. Seine Haltung war ganz ungewollt die eines Herrschers, der sich ein wenig Entspannung gönnte. »Und warum traut Ihr ihm nicht, Sonja?«
    »Traut Ihr ihm?«
    Olin zuckte die Schulter und nahm einen Schluck Wein. »Ich traue ihm, solange ich weiß, wo er ist, Sonja. Beruhigt Euch das ein wenig? Wir beide wissen, dass er von Hass getrieben wird.«
    »Olin, hat er Euch gesagt, weshalb Asroth Suthad besetzt hält?«
    »Nein. Glaubt Ihr, er weiß es?«
    »Wenn er öfter mit dem Zauberer zusammen war …«
    Olin winkte ab. »Pelides ist ein stolzer Mann. Er weiß vielleicht mehr, als er sagt, aber ich glaube, er schweigt hauptsächlich aus Stolz. Er wurde zutiefst verletzt und ist nicht bereit, sich zu offenbaren.«
    »Ihr sucht Entschuldigungen für ihn. Aber wie lange kennt Ihr ihn denn schon?«
    Olin seufzte nachsichtig. »Ich habe meine eigene Meinung über ihn, Sonja. Ich traue niemandem bedenkenlos. Das kann kein Führer sich leisten. Aber ich glaube nicht, dass Pelides ein Feigling ist oder ein böser Mensch.«
    »Ich denke, er ist zu Gefährlichem fähig, wenn man ihn nicht davon abhält.«
    Olin zuckte die Schulter. »Möglich. Wie dem auch sei, Pelides wird nur kurz bei uns bleiben. Er will Rache an Asroth nehmen. Sobald wir in Suthad eingedrungen sind, wird Pelides mich und meine Armee nicht mehr brauchen. Und weiter traue auch ich ihm nicht.«
    »Habt Ihr schon einmal sein Gesicht gesehen?«
    »Nein«, antwortete Olin. »Zweifellos ist er bloß eitel.« Er lächelte.
    Sonja erwiderte sein Lächeln und gestattete, dass Olin ihr nachschenkte.
    »Pelides ist nur eine meiner Sorgen«, gestand ihr Olin und reichte ihr den Becher. »Ich verstehe nicht, wieso Ihr Euch so viele Gedanken über ihn macht.«
    »Mein Instinkt trügt mich selten, Olin. Ich spüre etwas an ihm, das mich warnt.«
    »Ich verstehe.« Olin beobachtete Sonja, als sie den Kopf leicht zurücklegte und trank. Er bewunderte den Schnitt ihrer Züge, ihre selbstbewusste Haltung, die sie ebenbürtig mit jedem seiner Offiziere machte. »Ich verstehe«, wiederholte er. Er kehrte zu seinem Stuhl zurück und setzte sich. Er wollte gerade weitersprechen, als ein Posten salutierend durch die Tür schaute.
    »Was gibt es?«
    »Die Söldner, mein Lord. Einige ihrer Führer bitten um eine Unterredung.«
    Olin runzelte die Stirn. »Na gut.« Als der Posten gegangen war, warf er Sonja einen Blick zu. »Das hatte ich befürchtet – diese Narren.«
    Er erhob sich und ging hinaus. Sonja folgte ihm. Hinter den Lagerfeuern von Olins Offizieren standen die Führer von einigen Söldnertrupps – vier kräftige Männer in den unterschiedlichsten Rüstungen und mit verschiedenen Waffen. Olin ging an seinen Posten vorbei und trat vor seine Offiziere und Wachen, die sich vor seinem Zelt gesammelt hatten.
    »Worum geht es?« fragte er.
    »Lord

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