Der Ring von Ikribu
gegangen. Ich folgte meinem Weg, der blutig und manchmal auch mit Gold gepflastert war. Aber nie, Olin, nicht ein einziges Mal habe ich mich einem Mann hingegeben. Täte ich es – dieses Gefühl habe ich jedenfalls –, würde ich mich selbst verdammen, mir den Faden meiner Vergangenheit und Bestimmung selbst durchtrennten. Olin, ich leistete dieser Erscheinung einen Keuschheitseid. Und kein Mann hat mich mehr berührt seit jener Nacht, als man mich schändete, während die Leichen meiner Eltern und Brüder um mich lagen und das Feuer nach ihnen griff.«
»Sonja«, sagte Olin sanft. »Sonja, kann niemand deine Liebe gewinnen?«
Sie blickte ihn mit einer Offenheit an, die ihm mehr als nur die reine Wahrheit verriet. »Sollte ich bestimmt sein, einen Mann zu lieben, Olin, werde ich es erfahren, indem er mich im Schwertkampf besiegt.«
»Sonja …«
»Und das wird nie sein«, fügte sie hinzu. Sie bedauerte bereits, dass sie so viel gesagt hätte.
Olin stand auf, sichtlich weit besserer Laune denn zuvor. Er schaute auf Sonja hinunter und erklärte: »Ich liebe dich. Mehr kann ich dazu in Worten nicht sagen. Aber wenn ich es beweisen muss, werde ich es gern tun.«
Sonjas Augen weiteten sich. »Olin, n-ein!«
Seine Hand griff nach dem Schwertknauf, und die Klinge kam scharrend aus der Scheide.
»Olin – zieh dein Schwert nicht! Denn tust du es, muss ich die Herausforderung annehmen, und das bedeutet den Tod für einen von uns.«
Aber seine Klinge glitzerte bereits silbern im Mondschein. Er tat ein paar Schritte rückwärts. Er lächelte, denn er hatte volles Vertrauen in seine Fähigkeit – und in seine Liebe zu Sonja.
Sie stand auf, verärgert und zögernd, spöttisch und traurig zugleich. »Olin, warum hast du dein Schwert gezogen?«
»Weil ich dich liebe!«
»Ich muss die Herausforderung annehmen.«
»Dann komm!« Er wirbelte die Klinge vor ihr, dass sie wie ein Rad blitzte.
»Verdammt, Olin!« flüsterte Sonja, und fast stiegen ihr Tränen in die Augen. Langsam, widerstrebend zog sie ihr Schwert. Wie sehr sie hoffte, Olin würde es sich anders überlegen und die Klinge zurück in die Hülle schieben.
»Ich möchte dich nicht töten, Olin.«
»Das wirst du auch nicht, Sonja!« Er lachte fröhlich und glücklich, ihr seine Liebe beweisen zu können. »Komm!« drängte er. »Tauschen wir Streich um Streich – und später, Rote Sonja, werden wir uns unsere Liebe auf zärtlichere Art beweisen.«
Wild hob sie die Klinge und trat auf ihn zu. »Verdammt, Olin!« fluchte sie. »Ich will nicht gegen dich kämpfen!«
»Komm!« drängte er vergnügt.
Sonjas Muskeln spielten und bewiesen ihre Kraft. Olin hüpfte vor ihr und tupfte mit seiner Klinge spielerisch auf ihre Schwertspitze.
Freudlos schlug Sonja seine Klinge zur Seite.
Es erschreckte Olin nicht. »Gut, dann wollen wir im Ernst kämpfen. Aus Liebe zu dir, Rote Sonja, nehme ich sogar eine Niederlage hin.«
»Ich spiele nicht, Olin.«
»Genauso wenig wie ich«, versicherte er ihr nüchtern.
Er stieß nach ihrem Herzen, aber Sonja erkannte, dass der Stoß nicht wirklich ernst gemeint war. Mühelos wich sie aus, schlug seine Klinge zur Seite, duckte sich und griff an. Olin parierte geschickt. Die Spitze seines Schwertes traf den Griff des ihren, und beide Klingen scharrten über die ganze Länge aneinander. Olin zog seine hoch und lächelte Sonja an. »Noch einmal!« rief er schnaufend.
Sonjas blaue Augen glitzerten so kalt wie Brillanten.
Olin stieß zum Scheinangriff vor, sprang zur Seite und ließ die Klinge durch die Luft wirbeln, in der Hoffnung, Sonja durch einen Überraschungsangriff zu überwältigen. Schon hieb seine Klinge herab, doch Sonja parierte sie.
»Verdammt!« fluchte sie hitzig. »Du willst also fechten, Olin?«
»Ja!« knurrte er, die Lippen zu einem schiefen Grinsen verzerrt.
»Dann zeig, was du kannst!«
Von Kampflust erfüllt, griff sie an. Olin wich zurück, er war auf die Heftigkeit ihres Ansturms nicht gefasst gewesen. Es war kein Spiel mehr. Sonja focht mit wilder Sicherheit und augenverwirrender Flinkheit. Ihr Schwert war überall, und nirgendwo deutlich zu sehen. Olin fluchte und sah sein Leben einen Augenblick wirklich gefährdet. Er parierte, parierte erneut, stieß zu, parierte wieder. Immer mehr wurde er zurückgedrängt. Als er einmal versuchte, ihren nächsten Stoß vorherzusehen, kam er aus dem Gleichmaß, und es fehlte nicht viel und er wäre aufgespießt worden. Noch nie in seinem Leben hatte er mit einem
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