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Der Ring

Der Ring

Titel: Der Ring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Melko
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Verbindung zwischen Pods und Community, die er angedeutet hatte, wollte er sich nicht weiter auslassen. »Unwichtig! Unwichtig!«, rief er jedes Mal und winkte ab, als wäre das alles graue Vorzeit.
    Gentechnik war nicht unser Spezialgebiet. Natürlich kannten wir die Grundlagen, schließlich hatten wir in einem Sommer auf Mother Redds Farm einen Entenpod konstruiert – ein Beitrag zu einem wissenschaftlichen Wettbewerb, der etwas übers Ziel hinausgeschossen war. Aber an menschliche oder Säugetier-DNA hatten wir uns noch nie herangewagt.
    Quant war frustriert. Ich hab keine Ahnung, was diese Sequenz darstellen soll!
    Anscheinend produziert sie Enzyme, meinte Meda.
    So weit war ich auch schon!
    Jetzt reiß dich mal zusammen.
    Vielleicht fungiert sie als Katalysator für den Transfer chemischer Erinnerungen ins Gehirn, schlug Manuel vor.
    Ausnahmsweise riss sich Quant wirklich zusammen und erwiderte nichts. Alle waren müde, wir hockten schon seit Stunden über dem Genom.
    Wir müssen mit Mother Redd sprechen.
    Wir könnten sie anrufen.
    Dann würde sie das OG verständigen.
    Würde sie nicht!
    Ruhe!, sandte ich. Wir machen jetzt erst mal Pause!
    »Hallo!«, ertönte Dr. Bakers blecherne Stimme aus einem Lautsprecher neben der Tür. »Würdet ihr freundlicherweise das größere Weibchen ins Untersuchungszimmer bringen?«
    Wenigstens hatten wir jetzt eine Aufgabe, die wir auch bewältigen konnten. Die Jungs gingen Strolch holen, während wir eine Betäubungsspritze vorbereiteten.
    Dr. Baker kam herein. »Tja, leider müssen wir ihre Föten abtreiben.«
    »Was?« Meda konnte es nicht glauben.
    »Auf keinen Fall!«, rief ich.
    Dr. Baker hob die buschigen Augenbrauen. »Doch, auf jeden Fall. Die Bären dürfen sich noch nicht fortpflanzen.«
    »Aber Strolch freut sich so auf ihre Kleinen«, meinte Meda.
    »Quatsch. Die weiß doch gar nicht, dass sie schwanger ist.«
    Die Tür öffnete sich. Gemütlich trottete Strolch hinter Strom und Manuel in den Raum.
    Er will Strolchs Babys abtreiben!, sandte ich.
    Strom blieb abrupt stehen. Sein Gesicht verzerrte sich, Wut flutete den Raum.
    »Doch«, sagte Meda, »sie weiß, dass sie schwanger ist. Das weiß sie ganz genau.«
    Währenddessen kratzte sich Strolch hinterm Ohr. Abtreiben? Was heißt das?
    »Ihr dürft die Bären nicht vermenschlichen, Kinder«, sagte Dr. Baker. »Sicher, eines Tages werden ihre Nachkommen die Welt beherrschen, aber diese drei sind praktisch noch wilde Tiere.«
    Ehe ich einschreiten konnte, hatte Manuel ein mentales Bild für Strolch gezeichnet.
    Strolch blinzelte – und heulte auf wie unter extremen Schmerzen. Angstpheromone erfüllten das Untersuchungszimmer. Sie fuhr herum, rammte Strom zur Seite wie eine Pappfigur und warf sich gegen die Tür zum Stall, die sich jedoch automatisch verriegelt hatte. Ihre Krallen zerfurchten das Metallschloss. Papa!
    Keine Angst, wir lassen das nicht zu, sandte ich.
    Jetzt verhakten sich ihre Klauen im Türspalt. Als sie mit aller Kraft drückte, bog sich das Metall unter ihrem Gewicht.
    Dr. Baker packte die Spritze und rannte auf sie zu.
    Nein!
    Doch er hatte die Nadel schon in ihre Flanke gerammt.
    Strolch fuhr herum, stieß Meda um und brüllte, bis die Wände vibrierten. Durch das Fenster sah ich, wie sich Papas Ohren aufrichteten. Strolch schnaubte, trabte ein paar Schritte auf Dr. Baker zu – und brach zusammen.
    Der Doktor rang um Atem. »Sie ist einfach ausgerastet. Als wüsste sie, was wir vorhaben.«
    »Natürlich weiß sie es!«, schrie ich.
    Dr. Bakers Augen wurden schmal. Sein Blick wanderte von mir zu Quant zu Manuel zu Strom zu Meda, die noch immer auf dem Boden kauerte. Auf einmal zuckte er zusammen.
    Medas Haar war zur Seite gerutscht, die Interface-Buchse glänzte im kalten Licht des Labors.
    »Du gehörst zu denen! Ich hätte es wissen müssen!«, schrie er und floh aus dem Zimmer. Schnell halfen wir Meda auf und klopften Strom ab, der durch Strolchs Schubser an die Wand gekracht war. Draußen schnüffelten Papa und Schlummer an der verbogenen Tür, während Strolch im Schlaf wimmerte.
    Wir müssen ihm die Wahrheit sagen.
    Dann kann er uns keinen Vorwurf machen.
    Und Strolchs Babys bleiben am Leben.
    Plötzlich stand Dr. Baker wieder in der Tür.
    Vorsicht!
    Kaum hatte Strom versucht, die Kontrolle zu übernehmen, verstummte er. Ein merkwürdiges Gefühl ergriff mich, als würden einzelne Teile von mir nacheinander ausgeknipst. Erst Strom, dann Meda, die auf der Stelle zusammenbrach, als

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