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Der Ring

Der Ring

Titel: Der Ring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Melko
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»Aber warum kontaktieren Sie nicht das OG? Die interessieren sich doch bestimmt für Ihre Forschung?«
    Dr. Bakers Gesicht verfinsterte sich, seine Augen blitzten bedrohlich. Der liebenswürdig-harmlose Wissenschaftler war verschwunden. »Das OG ist auch nicht besser als die Community. Alles derselbe Dreck.«
    Themenwechsel, sandte ich.
    »Ich meine, schaut euch doch mal an, was sie euch angetan haben.« Er deutete auf Quant. »Haben euch ein defektes Teil aufgehalst. Die Kleine würde ich gerne mal testen.«
    »Nur über meine Leiche!«, rief Quant.
    »Siehe da, wenn die beiden anderen dabei sind, kann sie sogar reden! Als hätte sie richtig was im Kopf! Ich schätze, allein versteht sie kein Wort, das aus meinem Mund kommt.«
    Quant fixierte ihn. »Keine Sorge, Doktor, ich verstehe Sie wunderbar.«
    »Denkst du! Aber das ist ja auch kein Wunder.« Er kratzte sich den Bart, in dem verschmiertes Eigelb klebte. »Was haben die sich nur dabei gedacht? Warum belastet man einen Pod mit einem defekten Bauteil?«
    »Ich habe meine Qualitäten!«
    Er legte die Stirn in Falten. »Da fragt man sich doch, zu welchem Zweck ihr konstruiert wurdet.«
    »Vielleicht sollten wir uns mal um Papas Zahn kümmern«, meinte Meda, und damit war der Themenwechsel endlich geglückt.
     
    Misstrauisch beäugte Papa die Nadel. Scharf.
    Ich kraulte ihn hinter den Ohren. Und für eine Honigwabe fängst du dir tausend Stiche ein.
    Honigwabe? Du hast eine Honigwabe für mich?, kam es mit stark ironischem Unterton zurück.
    Dein Zahn tut weh, oder?
    Als er nickte, stach ich ihm schnell die Spritze in den Hals. Sekunden später verschwamm sein Blick, und sein massiver Kopf sank auf den Labortisch. Er war so schwer, dass ich ihn kaum auf das MRT-Gerät ausrichten konnte.
    »Nicht schlecht«, meinte Dr. Baker. »Sonst wehrt er sich immer gegen die Nadel.«
    Obwohl die Jungs mit allen Mitteln versuchten, Strolch und Schlummer abzulenken, standen die beiden Weibchen vorm Fenster und sahen zu. Ihre Sorgen drangen durch die Scheibe bis zu mir.
    »Die drei hängen sehr aneinander«, sagte Meda.
    Dr. Baker nickte. »Stimmt. Beim letzten Trio war das anders, da kamen irgendwann nur noch zwei zurück. Natürlich hatte ich ihnen einen Peilsender eingepflanzt, aber was genau passiert ist – keine Ahnung.«
    »Wie alt sind Papa, Strolch und Schlummer eigentlich?«
    »Sechs Jahre. Die drei sind schon mein sechster Bärenpod, und so lange ist noch keiner zusammengeblieben.« Der MRT brummte, ein klobiges, altertümliches Gerät, das dennoch ein äußerst scharfes Bild von Papas Schädel produzierte. »Hier.« Dr. Baker deutete auf die Anzeige. »Das Jacobson-Organ, zu beiden Seiten der Nasenscheidewand. Seht ihr, wie groß es ist? Das musste ich in eurer DNA anpassen, unter anderem.«
    Meda schreckte auf. »Wie bitte?«
    »Na ja, bei euch Pods ist das Jacobson-Organ nun mal vergrößert. Damit ihr die feinen Nuancen der Pheromone einfangen könnt.«
    »Das ist uns bekannt. Wir hatten Bio in der Schule.«
    »Kein Grund, frech zu werden.« Dr. Baker klopfte Meda auf die Schulter. »Ich wollte ja nur sagen: Vor langer, langer Zeit konnten alle Menschen über Pheromone kommunizieren, aber zum Ende des letzten Jahrhunderts war diese Fähigkeit weitgehend verlorengegangen. Die Podbiologie nutzt also lediglich Anlagen, die ohnehin in der menschlichen DNA schlummern. Nur nicht im vollen Umfang.«
    »Was soll das heißen?«
    »Na ja, über den Daumen gepeilt nutzen die Chemorezeptoren menschlicher Pods nur circa drei Prozent ihres Potenzials. Bei den Bären ist es genauso.«
    Ich konnte es nicht fassen. Und das ist Absicht ?
    Meda nahm meine Frage auf. »Wollen Sie damit sagen, dass … dass die Pod-DNA sabotiert wurde?«
    »Genau«, sagte Dr. Baker und führte zwei Plastikzangen in Papas Maul ein, während er immer wieder auf die MRT-Anzeige blickte. »Na, wo steckst du denn?«
    Unsere DNA wurde sabotiert, sandte Quant, unsere Leistungsfähigkeit absichtlich verringert. Das ist eine Verschwörung.
    Moment, erwiderte ich. Jetzt mal langsam. Vielleicht ist das mit dem Jacobson-Organ ein simpler Zufall. Vielleicht ist es das einzige derartige Phänomen, und vielleicht gibt es einen guten Grund dafür, der einfach nur in Vergessenheit geraten ist.
    Quant ließ nicht locker. Was verstecken sie noch vor uns? Was haben wir noch für Mängel?
    »Gibt es noch ähnliche Phänomene?«, fragte Meda.
    »O ja, zuhauf! Zum Beispiel die künstlich verringerte

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