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Der Ring

Der Ring

Titel: Der Ring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Melko
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McCorkle im Dschungel getötet.
    In den Wald!
    Mother Redd wird uns folgen.
    Wir wissen nicht, wie viele Duos an Bord sind.
    Sicher ist sicher.
    Also los.
    Wir rennen los Richtung Wald.
    »Apollo!«, ruft Mother Redd aus fünfzig Metern Entfernung.
    Quant bleibt stehen, um sie näher heranzuwinken, bevor wir zwischen den Bäumen verschwinden.
    Weil sie damals noch zwischen Fieberwahn und Ohnmacht schwankte, kann sich Moira nicht an den Weg hierher erinnern. Jetzt bittet sie Strom um seine Erinnerungen. Als sie sein Handgelenk berührt, verwandelt sie sich für einen Moment in ihn, in Kraft und Unschuld, und die Route, die die Bären und wir zum Labor genommen haben, liegt klar vor ihr.
    Unterdessen klettert Manuel eine Kiefer hinauf. Das Harz, das noch lange in seiner Kleidung kleben wird, gibt seinen Händen zusätzlichen Halt. Bald hat er die schwankenden Äste ganz oben erreicht.
    Außer Mother Redd steigt niemand aus.
    Der Wind trägt die Worte kaum – so drücken wir uns aus, wenn unsere Kommunikation durch bestimmte Bedingungen erschwert ist, auch wenn kein Wind weht, wie hier in diesem dichten Wald, wo nur der durchdringende Duft der Kiefern unser gemeinsames Denken erschwert. Unsere Schuhe versinken zentimetertief in den Nadeln.
    Wir bleiben stehen und warten, ohne uns die Mühe zu machen, einen Konsens zu suchen. Stattdessen konzentrieren wir uns auf unsere individuellen Überlegungen, die wir später vielleicht mit den anderen teilen werden, vielleicht aber auch nicht.
    Noch bevor wir sie sehen, spüren wir ihre Gegenwart.
    Sie ist alt geworden.
    Sie wirkt viel älter, als wir sie in Erinnerung hatten.
    Dabei ist es erst ein paar Monate her, dass wir uns von ihr verabschiedet haben.
    »Kind?«, ruft sie herüber.
    Meda antwortet für uns. »Hier sind wir!«
    Hand in Hand in Hand tastet sich Mother Redd den Pfad entlang, vier Augen auf die Wurzeln gerichtet, die überall aus der Erde ragen. Vor unserem inneren Auge erscheint eine vierte, geisterhafte Mother Redd, die hinter den dreien herläuft. Früher war sie ein Quartett.
    Als sie sich bis auf fünf Meter genähert hat, fangen wir erste Gedanken auf:
    Wir müssen stark sein.
    Wir dürfen nicht nachgeben.
    Er muss unsere Anweisungen befolgen.
    Den Geruch ihrer Gedanken kennen wir noch von der Farm, nur hatten wir sie damals nicht verstanden . Eigentlich sollte das Bewusstsein eines Pods privat sein, unzugänglich für andere Pods, aber wir konnten schon die Bären belauschen, und nun Mother Redd. Was uns nicht einmal sonderlich überrascht.
    »Du kannst uns nicht kontrollieren«, sagt Meda.
    Mother Redd hält inne.
    Er hat unsere Worte vorausgeahnt.
    Wir müssen geschickter vorgehen.
    Apollo respektiert uns. Er hat Sinn für Moral.
    Konzentrieren wir uns auf Moira.
    Einen Moment lang sind wir schockiert – wie berechnend sie vorgeht!
    Dass sie ihre Pläne so offen bespricht, empört sich Strom.
    Wir sind genauso offen zueinander, sendet Quant.
    Das wahre Selbst zeigt sich, wenn es keine Zeugen gibt, predigt Moira.
    »Apollo.« Mother Redd räuspert sich. »Es ist Zeit, auf die Farm zurückzukehren. Es gibt viel zu tun.« Ihre Augen ruhen auf Moira. »Das OG hat …«
    »Das OG hat versucht, uns auseinanderzureißen.«
    »Wie kommst du darauf?«
    Gleichzeitig hören wir, was sie denkt: Was weiß er? Obwohl Mother Redd aus drei identischen Frauen besteht, wissen wir sofort, wer die Frage gestellt hat. Ein Name, der uns völlig neu ist, scheint auf und verbindet sich mit dem Gedanken: Martha.
    Woher weiß er das? Rachel.
    Wir müssen uns erst daran gewöhnen, dass sie plötzlich drei Namen hat. Früher hieß sie für uns nur Mother Redd.
    »Schwarm …«, ertönt Manuels Stimme aus der Baumkrone.
    »… töter«, fährt Quant weiter unten fort.
    »Schon mal davon gehört?«, fragt Meda.
    Sie haben ihn erwischt!
    Was haben sie nur angerichtet?
    »Keine Sorge«, antwortet Meda. »Unsere Naivität hat gelitten, sonst nichts.«
    Anscheinend begreift Mother Redd noch immer nicht, dass wir uns in den Außenbezirken ihres Denkens eingenistet haben. Sie probiert es mit Beschwichtigungen. »Das war eine Gruppe, die sich vom OG abgespalten hat. Die handeln nicht im …«
    Er ist in unserem Kopf!
    Panik schwängert die Luft. Mother Redd weicht zurück und verschränkt die Arme vor der Brust, um uns auszusperren, was ihr aber auch nicht weiterhilft.
    Jetzt lässt Manuel den Ast los, landet vor Vivian und berührt ihr Pad. Auf einmal sind wir ein Oktett. Erinnerungen

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