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Der Ritter von Rosecliff

Der Ritter von Rosecliff

Titel: Der Ritter von Rosecliff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rexanne Becnel
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vor diesem seltsamen Mann. Er war ihnen unheimlich, und manche - so auch Osborn, Rands Hauptmann - glaubten sogar, Newlin stehe mit dem Teufel im Bunde. Hingegen suchten Rand und Josselyn oft seine Gesellschaft und hielten ihn für einen Weisen. Jasper selbst fürchtete sich nicht vor dem Barden, hatte aber auch nichts für dessen rätselhafte Bemerkungen Übrig.
    »Im Gegensatz zu euch Walisern gibt es bei uns Engländern eine streng geregelte Erbfolge. Dieses Land wird eines Tages nicht mir, sondern Gavin gehören.«,
    Newlin lächelte wieder. »Veränderungen sind immer möglich. Der Wind weht manchmal von Süden, manchmal von Norden. Wir Waliser erdulden alles. Was dieses Land betrifft, so wird es stets im Besitz jener bleiben, die mit ihm verwachsen sind.«
    »Das ist bei mir nicht der Fall. Meine Pflicht besteht nur darin, in Abwesenheit meines Bruders den Frieden zu sichern. Bald wird sein Sohn alt genug sein, um diese Aufgabe zu übernehmen.«
    »Sein Sohn ... «, murmelte Newlin. »ja, aus Söhnen werden Väter, die ihrerseits Söhne haben ... Hast auch du einen Sohn?«
    »Du weißt genau, dass ich keinen habe.«
    »Vielleicht wirst du bald einen haben.« Der Barde richtete seinen Blick in die Ferne, so als sei die Unterhaltung für ihn beendet.
    Jasper hielt nichts von Visionen und Prophezeiungen, doch Newlins letzte Bemerkung hatte ihn unwillkürlich neugierig gemacht. »Werde ich bald heiraten und einen Sohn haben?«, fragte er.
    Der kleine Krüppel schaute weiter zum Horizont hinüber. »Der Tag wird kommen, an dem du einem Kind den Gesang dieser Hügel beibringen wirst.«
    »Gesang?«
    Newlin gab keine Antwort. Er schloss die Augen, wiegte sich stärker vor und zurück und summte kaum hörbar. Der Wind, der in den Bäumen sang, schien die Weise aufzugreifen.
    Wenn Steine wachsen wie sonst nur Bäume ...
    Jasper erinnerte sich nur an Bruchstücke dieses walisischen Wiegenlieds, in dem die Unbesiegbarkeit von Cymru beschworen wurde. Die beiden anderen unsinnigen Prophezeiungen fielen ihm nicht ein, weil er sich herzlich wenig für die Torheiten der Einheimischen interessierte, die nicht einsehen wollten, dass die Herrschaft der Engländer unabwendbar war. Dabei hatten sie in den vergangenen zehn Jahren doch gesehen, dass Steine wirklich wie Bäume wachsen konnten: die stolzen Mauern von Rosecliffe waren der beste Beweis dafür ...
    Newlin saß jetzt völlig in sich versunken da und war nicht mehr ansprechbar. Wütend ritt Jasper weiter. Diese verdammten Waliser und ihr verdammtes Land hätten ihm eigentlich das abenteuerliche Leben bescheren sollen, das ihm weder die Kirche noch der englische Hof bieten konnte. Er war bereitwillig nach Wales gekommen, als Rand seine Hilfe brauchte, weil er sich auf viele Schlachten gefreut hatte. Aber sein Bruder wollte keinen Krieg, sondern Frieden, und zu größeren Auseinandersetzungen war es nur im ersten Jahr gekommen. Seitdem gab es nur noch gelegentliche Scharmützel, die für einen Ritter keine Herausforderung darstellten. Die Reise zu Simon Lamonthe wäre eine willkommene Abwechslung gewesen, doch stattdessen musste er sich weiterhin auf Rosecliffe langweilen.
    In düstere Gedanken versunken, erreichte Jasper den Fluss, stieg ab und ließ Helios grasen, ohne den Hengst anzubinden. Mit dem Weinschlauch in der Hand machte er es sich auf einem Felsen am Ufer bequem und genehmigte sich einen ordentlichen Schluck. An der Qualität von Wein und Bier war in Rosecliffe wirklich nichts auszusetzen, doch das tröstete ihn nicht darüber hinweg, dass Rand ihn zurückgelassen hatte. Mürrisch starrte er ins dunkle Wasser. Ein silbriger Barsch schnellte an die Oberfläche und schnappte sich eine Fliege. Eine Krähe krächzte und erhielt Antwort von einer anderen. Jasper nahm das alles kaum wahr. Er trank Wein, haderte mit seinem Schicksal und träumte von Heldentaten. Gleich nach Rands Rückkehr würde er Rosecliffe verlassen, sich Stephans - oder Matildas -Armee anschließen und endlich zu Ruhm und Ehre gelangen. Und falls er im Kampf tödlich verletzt wurde, würde er in Würde zu sterben wissen ...
    Während er nach und nach den Weinschlauch leerte und träumte, wanderte die Sonne am Himmel dahin, ließ Jasper im Schatten zurück und tauchte das andere Ufer in helles Licht. Der junge Mann blinzelte, vom Alkohol benommen. Eine der Weiden sah fast wie eine Frau aus - schlank und biegsam.
    Dann trat der vermeintliche Baum näher ans Wasser heran, und Jasper begriff, dass es

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