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Der Ritter von Rosecliff

Der Ritter von Rosecliff

Titel: Der Ritter von Rosecliff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rexanne Becnel
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werden. Nicht dass er diesen normannischen Titel begehrt hätte, aber er war ein Mann, und die übrigen Knappen waren unreife Jungen. Zusammen mit ihnen lernte Rhys Latein und Französisch und die strengen Regeln der Etikette. Er bediente seinen englischen Herrn bei Tisch, half ihm manchmal beim Ankleiden. Alles in allem war das dem Verlies von Rosecliffe vorzuziehen, aber es hatte lange gedauert bis er das ein-, gesehen hatte.
    Anfangs war er aufsässig gewesen, aber harte Prügel hatten ihn gelehrt dass Rebellion sich hier nicht lohnte. jetzt hörte er aufmerksam zu, lernte und beobachtete scharf. Alles, was man ihm hier beibrachte, könnte eines Tages von großem Nutzen für ihn sein. Die Bruder Fitz Hugh glaubten zweifellos, ihn mit der Zeit für die englische Lebensweise gewinnen zu können. Diese Narren! Er würde seinem Heimatland immer die Treue halten.
    Er war ein stolzer Waliser. In seinen Adern floss das Blut von Drachen. Daran konnten weder gute Umgangsformen noch ordentliche Kleidung noch kurz geschorene Haare etwas ändern!
    Er hatte gelernt korrekt im Sattel zu sitzen und mit dem Schwert nicht wild um sich zu schlagen, sondern dabei auch seinen Kopf einzusetzen und kluge Strategien zu entwickeln. Er war im Schwertkampf mittlerweile sogar den meisten Rittern auf Barnard Castle überlegen, und als Bogenschütze hatte er nicht seinesgleichen. Nach außen hin hatte er sich perfekt angepasst doch heimlich schmiedete er Rachepläne gegen die Brüder Fitz Hugh.
    Als er den Stall als Letzter verließ, lächelte ein Milchmädchen ihm schüchtern zu. Er nickte zum Gruß, zwang sich aber, ihr Lächeln nicht zu erwidern. Eine Frau hatte ihn ins Exil gebracht in ein fremdes Land unter fremden Menschen.
    Und er hatte sich schon vor langer Zeit geschworen, dass nie wieder eine Frau solche Macht über ihn besitzen würde.
     
    Rosecliffe Village, Juni 1146
    Hinter sich hörte Isolde die Glocken der Burgkapelle, die zur Vesper läuteten. Obwohl die Sonne noch am Himmel stand, war es schon ziemlich spät. Bald würde das Burgtor geschlossen werden. Wenn sie bis dahin nicht zu Hause war, würde ihre Mutter sich Sorgen machen.
    Aber Isolde war heute rastlos. Seit der Taufe des kleinen Guy am Vormittag hatte sie das seltsame Gefühl, dass irgendeine wichtige Veränderung dicht bevorstand. Deshalb war sie mit ihrer Freundin Edithe in den Ort gegangen. Und anstatt jetzt nach Hause zu eilen, trödelte sie am unvollendeten Teil der Stadtmauer herum, an der Stelle, wo die Klippen schroff zum Meer hin abfielen. In der anderen Richtung erstreckten sich die Hügel und Felder. An einen Haufen roh behauener großer Steine gelehnt bewunderte sie die ihr so vertraute Landschaft bis ein heftiger Magenkrampf sie aus der Verzückung riss. Isolde schnitt eine Grimasse. Sie hatte ihren Magen schon den ganzen Tag über unangenehm gespürt doch jetzt hatte sie richtig starkes Bauchweh. Sie presste ihre Hände auf die schmerzende Stelle. Hatte sie irgendetwas Verdorbenes gegessen?
    Ein Rabe flog über die Mauer hinweg und erschreckte sie mit seinem Krächzen. Sie beschloss, sich endlich auf den Heimweg zu machen, als sie im Schatten der Mauer eine winzige Gestalt erspähte. »Newlin!«, rief sie begeistert.
    Er lächelte ihr zu, wodurch sein altes Gesicht noch mehr Runzeln und Falten bekam. »Du denkst doch nicht an ein neues Abenteuer im Wald.« Es war eher eine Feststellung als eine Frage.
    Sie schob sich eine lose Haarsträhne aus den Augen. »Natürlich nicht«, antwortete sie so würdevoll, wie sie nur konnte.
    »Das ist gut«, kommentierte der alte Barde. »Deine Mutter ruft nach dir«, fügte er hinzu.
    Isolde stieß einen tiefen Seufzer aus. »Warum behandelt sie mich immer noch wie ein kleines Kind?« Sie reckte das Kinn und straffte die Schultern. »Ich bin elf - bald zwölf. Fast schon im heiratsfähigen Alter. Ich kann ausgezeichnet auf -mich selbst aufpassen, wenn ich hier im Städtchen bin. Außerdem hat niemand mehr Grund sich zu fürchten, seit mein Vater dieses Ungeheuer von Rhys ap Owain in die Verbannung geschickt hat.«
    Ihr Auftrumpfen wurde bedauerlicherweise durch einen weiteren Krampf unterbrochen, und sie krümmte sich vor Schmerz zusammen. Als es vorbei war, schaute sie Newlin leicht beschämt an. »Ich glaube, ich habe irgendetwas Verdorbenes gegessen.«
    Lächelnd wiegte er sich vor und zurück, kaum merklich und doch hypnotisierend. »Du bist kein Kind mehr«, sagte er ruhig. »Geh zu deiner Mutter. Sie wird dir

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