Der Ritter von Rosecliff
Kinder.«
»Vielleicht solltest du dich fragen, ob du nicht der Vater etlicher >walisischer Bälger< bist«, sagte Rand streng. »Du bist mit deinem Samen nicht gerade sparsam umgegangen ... « Er schüttelte den Kopf und kehrte zum Ausgangsthema zurück. »Nein, Bruder, du wirst auf Rosecliffe bleiben und Josselyn und die Kinder beschützen. Ich vertraue sie dir an, weil ich weiß, wie sehr du an ihnen hängst obwohl sie walisisches Blut in sich haben. Glaub mir, es gibt keinen Menschen, dem ich mehr vertraue als dir.«
Jasper war beleidigt über die Anspielung auf seinen ausschweifenden Lebenswandel, aber er zweifelte nicht an der Aufrichtigkeit von Rands Worten. Wenn er in ihm nur einen verantwortungslosen Burschen sähe, würde er ihm niemals seine Frau und Kinder anvertrauen, die er über alles liebte.
Würde er selbst jemals eine so tiefe, leidenschaftliche Liebe für jemanden empfinden - für eine Frau, für eigene Kinder? Manchmal wünschte er es sich, bezweifelte aber, dass irgendeine Frau ihn für immer fesseln könnte. Es hatte durchaus große Vorteile, frei und ungebunden zu sein ...
Rand klopfte ihm auf den Rücken, vergaß seinen Bruder jedoch völlig, als Josselyn die Treppe hinabkam. In seinen Augen stand die Liebe geschrieben, die in zehn Ehejahren stetig gewachsen war. Und Josselyn lächelte ihrem Mann so zärtlich zu, dass es Jasper einen Stich der Eifersucht versetzte.
Er gestand sich ein, dass er dieses glückliche Paar beneidete. Vielleicht wurde es für ihn doch allmählich Zeit zu heiraten. Doch hier in den Hügeln von Nordwales würde er niemals eine geeignete Partnerin finden. Er kannte alle Frauen dieser Gegend und hatte mit vielen von ihnen reizvolle Stunden verbracht doch nie sein Herz verloren.
Während Rands Abwesenheit würde er Rosecliffe nach besten Kräften beschützen, aber nach der Rückkehr seines Bruders musste er dann mit ihm ernsthaft über seine Zukunft sprechen. Vielleicht sollte er ihren ältesten Bruder John auf dessen Familiensitz in Aslin besuchen. Dort hätte er ganz bestimmt Gelegenheit, reiche Erbinnen kennen zu lernen. Und nachdem er nun schon seit zehn Jahren in diesem öden Grenzgebiet lebte, würde ein Ortswechsel ihm sicher sehr gut tun.
Als die Glocken der Burgkapelle am nächsten Morgen zur ersten Gebetstunde läuteten, nahm Rand Abschied von seiner Familie. Bailwynn, Simon Lamonthes Festung am Divernn River, war drei Tagesritte von Rosecliffe entfernt. Acht Ritter und ein Dutzend Fußsoldaten würden ihn zu dem Treffen begleiten.
Mit Gwendolyn in den Armen schmiegte Josselyn sich ein letztes Mal an ihren Mann. »Schwöre mir feierlich, Liebster, dass du vorsichtig sein wirst. Lamonthe ist kein Mann, dem man vertrauen darf.«
»Ich schwöre es«, versicherte Rand und wandte sich Jasper zu, auf dessen Schultern Gavin ritt während die neun Jahre alte Isolde den Arm ihres Onkels umklammerte. Rand grinste. »Wie ich sehe, ist es überflüssig, dich zu bitten, gut auf meine Familie aufzupassen.«
»Gavin und ich werden dafür sorgen, dass kein Schurke sich in die Nähe von Rosecliffe wagt stimmt's, Gav?« Jasper kitzelte den kleinen Jungen, der kichernd sein Holzschwert schwenkte.
»Jawohl, wir werden jedem Angreifer den Garaus machen!«, beteuerte er.
»Mein Sohn, sei nett zu deinen Schwestern und gehorche deinem Onkel.«
»Du kannst dich auf mich verlassen, Vater.«
»Ich werde dieses Treffen mit anderen Lords auch dazu nutzen, eine geeignete Pflegefamilie für dich zu finden.«
Gavin krähte vor Begeisterung, doch Josselyn runzelte die Stirn. Jasper wusste, dass sie die normannische Sitte, Söhne zur Ausbildung in fremden Häusern unterzubringen, als unmenschlich ablehnte. Das war einer der wenigen Streitpunkte zwischen ihr und ihrem Mann. Rand hatte seiner walisischen Frau zuliebe im Laufe der Jahre viele Zugeständnisse an die Waliser gemacht die in seinem Herrschaftsbezirk lebten, er hatte sich in so mancher Hinsicht ihren Gewohnheiten angepasst aber dieses Mal war er fest entschlossen, seinen Willen durchzusetzen.
Rand küsste seine Töchter und schüttelte seinem Sohn feierlich die Hand. Seine letzten Worte vor dem endgültigen Aufbruch waren an Jasper gerichtet. »Du solltest wirklich heiraten, Bruderherz. Es ist ein Jammer, dass ein Mann, der so gut mit Kindern umgehen kann, keine eigenen hat.«
Gleich darauf donnerten Pferdehufe über die Zugbrücke. Die Waffen und Rüstungen der Ritter funkelten in der Morgensonne, Dohlen und
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