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Der Rosenmord

Der Rosenmord

Titel: Der Rosenmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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ihnen noch gefehlt. Ich hatte mir schon Sorgen gemacht, ob die Witwe Perle dieses Jahr pünktlich ihren Pachtzins bekommen kann, aber wenn die Sträucher hier die verlorene Zeit wettmachen, dann werden es auch ihre weißen Rosen tun. Ein trauriges Jahr wäre es, wenn es bis zum zweiundzwanzigsten Juni keine Rosen gäbe!«
    »Die Witwe Perle? O ja, die junge Vestier!« gab Hugh zurück.
    »Jetzt fällt es mir wieder ein! Die Pacht is t am Tage von St.
    Winifreds Grablegung fällig, oder? Wie viele Jahre sind jetzt seit der Schenkung vergangen?«
    »Dies ist das vierte Mal, daß wir ihr die Pacht für ein Jahr zahlen. Eine weiße Rose vom Busch in ihrem alten Garten, zu übergeben am Tage der Grablegung von St. Winifred -«
    »Am Tage der angeblichen Grablegung«, widersprach Hugh grinsend. »Eigentlich müßtet Ihr jedesmal vor Scham erröten, wenn Ihr dieses Ereignis erwähnt.«
    »Das tue ich auch, nur fällt es dank meiner Hautfarbe kaum auf.« Nachdem er jahrelang im Osten wie im Westen im Freien gelebt hatte, war seine Hautfarbe in der Tat tiefbraun. Der Winter konnte diese Farbe kaum bleichen, und jeder Sommer erneuerte die Bräune.
    »Eine sehr bescheidene Gegenleistung«, bemerkte Hugh nachdenklich, während sie auf einer zweiten Holzbrücke den Seitenkanal überquerten, der das Gästehaus versorgte. »Die meisten unserer geschäftstüchtigen Händler in der Stadt schätzen Landbesitz viel höher als Rosen.«
    »Sie hatte verloren, was ihr am teuersten war«, erwiderte Cadfael. »Mann und Kind binnen zwanzig Tagen. Kurz nach seinem Tod hatte sie eine Fehlgeburt. Sie konnte es nicht ertragen, allein in dem Haus weiterzuleben, in dem sie so glücklich gewesen war. Und weil ihr das Haus so teuer war, wollte sie es lieber Gott stiften, als es zusammen mit dem Rest des Besitzes zu behalten, der ohnehin groß genug war, um sie selbst, ihre Verwandte und Diener gut zu versorgen. Die Miete, die wir für das Haus bekommen, reicht aus, um das ganze Jahr über Kerzen und Schmuck für den Marienaltar zu kaufen. So hat sie sich entschieden, doch eine Verbindung mußte bestehen bleiben – eine Rose im Jahr wollte sie bekommen.
    Edred Perle war ein stattlicher Mann«, erklärte Cadfael, während er über die Vergänglichkeit der Schönheit leicht den Kopf schüttelte. »Ich sah ihn von einem heftigen Fieber bis auf die Knochen ausgezehrt, und all meine Kunst konnte ihm nicht helfen. So etwas vergißt man nicht.«
    »Ihr habt hier und vor langer Zeit auf den Schlachtfeldern in Syrien sicher viele solcher armen Seelen gesehen«, versuchte Hugh ihn abzulenken.
    »In der Tat! In der Tat! Und habt Ihr mich je sagen hören, daß ich auch nur eine vergessen hätte? Aber ein junger, hübscher Mann, dahingerafft noch vor der Blüte seines Lebens, eine Frau zurücklassend, die dann auch noch des Kindes beraubt wurde, das sie an ihn hätte erinnern können … ein trauriges Schicksal, wenn Ihr erlaubt.«
    »Sie ist noch jung«, erwiderte Hugh abwesend, da er mit anderen Dingen beschäftigt war. »Sie sollte wieder heiraten.«
    »Das denken auch viele Händler in der Stadt«, stimmte Cadfael mit einem schiefen Lächeln zu. »Als Erbin und Herrin des Vestierschen Tuchmachergeschäfts ist sie vermögend.
    Aber nach diesem Verlust wird sie einen alten Knauser wie Godfrey Füller wohl kaum in Betracht ziehen. Zwei Frauen hat er schon begraben und aus beiden Ehen einen Profit geschlagen, und nun wirft er ein Auge auf eine dritte gute Partie. Auch die hübschen jungen Burschen, die sich ins gemachte Bett legen wollen, dürften sie nicht interessieren.«
    »Wer wäre das zum Beispiel?« erkundigte Hugh sich amüsiert.
    »Zwei oder drei könnte ich nennen. Da wäre etwa William Hyndes Jüngster, wenn an den Gerüchten etwas dran ist. Dann der Aufseher ihrer Weber, ein gutaussehender junger Mann, der sich bei ihr wohl einige Chancen ausrechnet. Wie ich hörte, sucht auch ihr Nachbar, der Sattler, eine Frau und hält Judith anscheinend für geeignet.«
    Hugh begann aus vollem Halse zu lachen und klopfte Cadfael überschwenglich auf die Schulter, während sie den großen Hof betraten, wo jetzt, vor der Messe, die übliche zielstrebige, stille Geschäftigkeit herrschte. »Wie viele Augen und Ohren habt Ihr nur in den Straßen Shrewsburys? Ich wünschte, meine eigenen Spione könnten mir nur halb soviel zutragen. Schade, daß Euer Einfluß nicht bis in die Normandie reicht. Ich wüßte zu gern, was Robert und Geoffrey dort aushecken. Allerdings

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