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Der rote Planet

Titel: Der rote Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander A. Bogdanow
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mehrere Tage
nicht seine Kajüte, und
in Sternis Augen bemerkte ich manchmal Hass. Zweifellos war meinetwegen
ein bedeutender Gelehrter umgekommen; Sternis mathematischer Verstand
musste wohl den Wert des verlorenen Lebens mit 'dem des geretteten
vergleichen. Menni blieb unverändert freundlich und
verdoppelte sogar
seine Fürsorge um mich, ebenso verhielten sich Enno und alle
anderen.
    Ich trieb beflissen meine Sprachstudien, und einmal bat ich
Menni,
mir ein Buch über die Geschichte der Marsmenschen zu geben.
Menni war
von diesem Einfall sehr angetan und brachte mir ein Lehrbuch, in dem
Kindern die Weltgeschichte dargelegt wurde.
    Mit Nettis Hilfe begann ich, das Buch zu lesen und zu
übersetzen.
Mich erstaunte die Kunst, mit der der unbekannte Verfasser die
allgemeinsten, abstraktesten Begriffe und Schemen illustriert und
veranschaulicht hatte. Die Dinge wurden nach einem logischen System mit
solcher Folgerichtigkeit dargestellt, wie es kein irdischer
Schriftsteller in einem populärwissenschaftlichen Kinderbuch
gewagt
hätte.
    Das erste Kapitel hatte geradezu philosophischen Charakter, es
behandelte das Weltall als einheitliches Ganzes, das alles in sich
birgt und alles durch sich erklärt. Das erinnerte mich lebhaft
an die
Werke des Arbeiter-Philosophen, der auf einfache und naive Weise als
erster die Grundlagen der proletarischen Naturphilosophie entworfen
hatte.
    Im folgenden Kapitel wurde die unermesslich ferne Zeit
behandelt,
als sich im Weltall noch keine der uns bekannten Formen gebildet
hatten, als im grenzenlosen Raum Chaos herrschte. Der Verfasser
schilderte, wie sich die ersten formlosen Ansammlungen von unfassbar
feiner, chemisch nicht zu bestimmender Materie absonderten. Diese
Ansammlungen dienten als Keime gigantischer Sternenwelten, darunter
unserer Milchstraße mit zwanzig Millionen Fixsternen, von
denen unsere
Sonne einer der kleinsten ist
    Die Materie konzentrierte sich, ging zu immer festeren
Verbindungen
über und nahm die Form chemischer Elemente an; gleichzeitig
zerfielen
die ursprünglichen, formlosen Bildungen, und aus ihnen
entstanden
gasförmige Nebel, wie man sie noch heute durch ein Teleskop zu
Tausenden sehen kann. Die Entwicklungsgeschichte dieser Gasnebel, die
Bildung von Sonnen und Planeten wurde wie in unserer Kant-Laplaceschen
Theorie dargestellt, allerdings mit größerer
Bestimmtheit und mit mehr
Einzelheiten.
    Verwundert fragte ich Menni; »Halten Sie es
für richtig, Kindern
diese allgemeinen und abstrakten Ideen anzubieten, diese blassen
Weltbilder, die dem Leben so fern sind? Wird das kindliche Gehirn nicht
mit leeren Begriffen belastet?«
    »Wir unterrichten die Schüler nicht gleich
nach Büchern«, antwortete
Menni. »Ein Kind schöpft seine Kenntnisse erst aus
der lebendigen
Beobachtung der Natur und aus dem lebendigen Umgang mit anderen
Menschen. Bevor ein Kind zu einem solchen Buch greift, hat es schon
viele Exkursionen gemacht und verschiedenartige Bilder der Natur
gesehen, es kennt viele Pflanzen- und Tierarten, kann mit Teleskopen,
Photoapparaten, Phonographen und Mikroskopen umgehen, hat von
älteren
Kindern, von Erziehern und erwachsenen Freunden viel über
Vergangenes
und Entferntes gehört. Ein Buch wie dieses soll lediglich
Kenntnisse
zusammenfassen und festigen, indem es allenfalls Lücken
ausfüllt und
den weiteren Lernweg andeutet. Dabei muss die Idee vom Ganzen stets mit
aller Deutlichkeit hervortreten, sie muss sich von Anfang bis Ende
durchziehen und darf sich nie in Einzelheiten verlieren. Den
ganzheitlichen Menschen muss man schon im Kinde schaffen.«
    Das alles war für mich sehr ungewohnt, aber ich
fragte Menni nicht
ausführlicher danach, denn ohnehin würde ich
Marskinder und ihr
Erziehungssystem kennen lernen. Ich las weiter in meinem Buch.
    In den folgenden Kapiteln wurde die Geschichte des Planeten
dargestellt. Obwohl alles sehr kurz beschrieben wurde, gab es
ständig
Vergleiche mit der Erde und der Venus. Bei aller Gleichartigkeit der
drei Wandelsterne besteht ein wesentlicher Unterschied darin, dass der
Mars doppelt so alt wie die Erde und fast viermal älter als
die Venus
ist. Auch das Alter der Planeten wurde angegeben, ich weiß es
noch
genau, aber ich werde es hier nicht nennen, um unsere Gelehrten nicht
zu erzürnen. Sie haben ganz andere Vorstellungen davon.
    Es folgte die Geschichte des Lebens. Beschrieben wurden die
ursprünglichen Verbindungen,

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