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Der rote Planet

Titel: Der rote Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander A. Bogdanow
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Hoffnung, der Beschluss würde Anna
Nikolajewna
besänftigen, betrat ich das Zimmer. Auf dem Tisch fand ich
einen Zettel.
    »Ich fahre fort. Je mehr ich über uns
nachdenke, um so klarer wird
mir, dass wir auf verschiedenen Wegen gehen und dass wir uns beide
geirrt haben. Es ist besser, wenn wir uns nicht wieder sehen. Verzeih
mir.«
    Ich irrte lange durch die Straßen, im Kopf ein
Gefühl der Leere, das
Herz verkrampft. Als ich heimkam, fand ich einen unvermuteten Gast vor.
An meinem Tisch saß Menni und schrieb.

2. Die Einladung
    »Ich muss wegen einer sehr ernsten und etwas
eigenartigen Angelegenheit mit Ihnen reden«, sagte Menni.
    Mir war alles gleichgültig; ich setzte mich und
hörte ihm zu.
    »Ich habe Ihre Arbeit über Elektronen und
Materie gelesen«, begann
er. »Auf diesem Gebiet habe ich selbst mehrere Jahre
geforscht, und ich
glaube, Ihre Arbeit enthält viele richtige Gedanken.«
    Ich verneigte mich schweigend.
    »In Ihrer Arbeit findet sich eine besonders
interessante Bemerkung.
Sie äußern, dass die elektrische Theorie der Materie,
die die
Gravitation als von elektrischen Kräften abhängige
Anziehung und
Abstoßung erklärt, notwendigerweise zur Entdeckung
einer Gravitation
mit umgekehrtem Vorzeichen führen müsse, das
heißt zu einer Materie,
die von der Erde, der Sonne und den anderen Himmelskörpern
abgestoßen,
aber nicht angezogen wird. Zum Vergleich verweisen Sie auf die
diamagnetischen Eigenschaften von Körpern und auf die
Abstoßung von
unterschiedlich gepoltem Gleichstrom. Das alles wird beiläufig
gesagt,
aber ich glaube, dass Sie das für wichtiger halten, als Sie
zeigen
wollen.«
    »Sie haben Recht«, antwortete ich,
»und ich meine, die Menschheit
wird auf diesem Wege die Aufgabe lösen, sich völlig
frei in der Luft zu
bewegen und dann zu anderen Planeten zu fliegen. Mag diese Idee nun
richtig sein oder nicht, sie ist völlig fruchtlos, solange es
keine
genaue Erklärung der Materie und der Gravitation gibt. Wenn
ein anderer
Materietyp existieren sollte, so ist er offensichtlich nicht zu finden:
Durch die Repulsionskraft ist er längst aus dem gesamten
Sonnensystem
vertrieben worden, oder noch genauer — er gelangte gar nicht
erst in
dieses System, als es sich in Form eines Nebels zu bilden begann. Das
bedeutet, dass man diese Materie erst theoretisch konstruieren und dann
praktisch herstellen muss. Vorläufig besitzen wir keine
Voraussetzungen
dazu und können die Aufgabe lediglich erahnen.«
    »Diese Aufgabe ist bereits gelöst«,
sagte Menni.
    Ich sah ihn verblüfft an. Sein Gesicht war wie immer
ausdruckslos,
aber seine Stimme klang so sicher, dass ich ihn nicht für
einen
Scharlatan halten konnte.
    Vielleicht ist er geisteskrank, ging es mir durch den Kopf.
    »Ich weiß sehr wohl, was ich sage. Warum
sollte ich Ihnen etwas
vorgaukeln?« antwortete er auf meine Gedanken.
»Hören Sie mich geduldig
an, danach lege ich Ihnen Beweise vor, wenn Sie es für
nötig erachten
sollten.« Und er fuhr fort:
    »Die große Entdeckung, von der die Rede ist,
wurde nicht von einem
einzelnen gemacht. Sie ist das Werk einer wissenschaftlichen
Gesellschaft, die schon ziemlich lange besteht und viele Jahre auf
diesem Felde geforscht hat. Es ist eine Geheimgesellschaft, und ich bin
nicht bevollmächtigt, Sie näher mit ihrer Entstehung
und Geschichte
vertraut zu machen, solange wir nicht in der Hauptsache
übereingekommen
sind.
    Unsere Gesellschaft ist der akademischen Welt in vielen
wichtigen
Fragen der Wissenschaft weit voraus. Radioaktive Elemente und ihr
Zerfall waren uns weitaus früher bekannt als Curie und Ramsay,
und
unsere Wissenschaftler haben viel früher und
gründlicher den Aufbau der
Materie analysiert als die bedeutendsten Forscher der neuesten Zeit. So
gelangten sie zu der Erkenntnis, dass Elemente existieren, die von
irdischen Körpern abgestoßen werden, und dann wurde
diese ›Minus-Materie‹, wie wir sie kurz bezeichnen,
synthetisiert.
    Nun war es ein leichtes, diese Entdeckung technisch zu nutzen

anfangs wurden Flugapparate zur Bewegung in der irdischen
Atmosphäre
gebaut, dann Sternschiffe für den Flug zu anderen
Planeten.«
    »Und all das konnten Sie geheim halten?«
unterbrach ich ihn.
    »Ja, weil wir das in höchstem Maße
für wichtig halten. Es wäre
gefährlich, unsere wissenschaftlichen Entdeckungen zu
veröffentlichen,
solange in den meisten Ländern reaktionäre

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