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Der rote Prophet

Der rote Prophet

Titel: Der rote Prophet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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Stelle, wo der Stoff über dem Balken hing und im Webstuhl mündete. Auf dem Weg dorthin scharten sich die schwarzen Fäden von Ta-Kumsaws Armee immer enger zusammen, verknoteten sich, wurden miteinander verwoben. Und andere Fäden, manche blau, manche gelb, einige schwarz, versammelten sich an der anderen Stelle, wodurch der Stoff stark aufgebauscht wirkte. Hier war er zwar dicker, doch schien es Alvin nicht so, als wäre er auch nur um eine Spur stärker. Eher sogar schwächer.
    »Dieser Stoff wird nicht sehr viel wert sein, wenn das so weitergeht«, meinte Alvin.
    Becca lächelte grimmig. »Noch nie hat jemand etwas Wahreres gesagt, Junge.«
    »Wenn das die Geschichte eines einzigen Jahres ist«, sagte Alvin, »dann müßt Ihr hier an die zweihundert Jahre versammelt haben.«
    Becca legte den Kopf schräg. »Noch mehr«, sagte sie.
    »Wie stellt Ihr fest, was alles geschieht, um es in den Stoff einzuspinnen?«
    »Ach, Alvin, es gibt eben Dinge, die manche Menschen einfach tun, ohne zu wissen, wie«, erwiderte sie.
    »Und wenn Ihr die Fäden verändert, könntet Ihr dann auch die Geschehnisse verändern?« Alvin dachte an eine vorsichtige Umordnung, bei der man die Fäden gleichmäßiger verteilen und diese schwarzen Fäden weiter von einander abhalten könnte.
    »So funktioniert das nicht«, sagte sie. »Mit dem, was ich hier tue, bewirke ich nichts. Die Dinge, die geschehen, verändern mich. Mach dir deswegen keine Sorgen, Alvin.«
    »Aber vor zweihundert Jahren gab es in diesem Teil Amerikas doch noch gar keine Weißen. Wie kann dieser Stoff dann noch weiter zurückführen?«
    Sie seufzte. »Isaac, warum hast du ihn mitgebracht? Damit er mich mit Fragen plagt?«
    Ta-Kumsaw lächelte sie an.
    »Junge, wirst du es auch niemandem erzählen?« fragte sie. »Wirst du das Geheimnis wahren, wer ich bin und was ich tue?«
    »Ich verspreche es.«
    »Ich webe, Alvin. Das ist alles. Meine ganze Familie bestand schon seit Menschengedenken aus Webern.«
    »Dann ist das Euer Name? Becca Weaver? Mein Schwager, Brustwehr-Gottes, dessen Vater ist ein Weaver und ...«
    »Niemand nennt uns Weber«, erwiderte Becca. »Wenn sie überhaupt einen Namen für uns hätten, würden sie uns ... nein.«
    Sie wollte es ihm nicht sagen.
    »Nein, Alvin, damit kann ich dich nicht belasten. Denn dann würdest du kommen wollen, um zu sehen ...«
    »Um was zu sehen?« fragte Alvin.
    »Wie Isaac hier. Ihm hätte ich es auch nie sagen dürfen.«
    »Er hat aber das Geheimnis bewahrt. Er hat niemals auch nur ein Wort davon erzählt.«
    »Er hat es aber nicht vor sich selbst bewahrt. Er ist gekommen, um zu sehen.«
    »Um was zu sehen?« fragte Alvin wieder.
    »Um zu sehen, wie lang die Fäden sind, die meinen Webstuhl emporströmen.«
    Erst dann bemerkte Alvin den hinteren Teil des Webstuhls, wo die Fäden von einem Gitter aus feinen Stahldrähten geordnet wurden. Die Fäden besaßen überhaupt keine Farbe. Sie waren von ungebleichtem Weiß. Baumwolle? Jedenfalls keine Wolle. Vielleicht Leichen. Angesichts all der Farben im fertigen Tuch hatte er gar nicht bemerkt, woraus es überhaupt bestand.
    »Woher kommen die Farben?« fragte Alvin.
    Niemand antwortete ihm.
    »Manche der Fäden werden schlaff.«
    »Manche von ihnen enden«, sagte Ta-Kumsaw.
    »Viele von ihnen enden«, sagte Becca. »Und viele beginnen. Das ist das Muster des Lebens.«
    »Was siehst du, Alvin?« fragte Ta-Kumsaw.
    »Wenn diese schwarzen Fäden Euer Volk sind«, sagte Alvin, »dann würde ich sagen, daß eine Schlacht bevorsteht, in der viele sterben werden. Allerdings nicht wie am Tippy-Canoe. Nicht so schlimm.«
    »Das sehe ich auch«, meinte Ta-Kumsaw.
    »Und diese anderen Farben, die sich hier bündeln, was ist das? Eine Armee aus Weißen?«
    »Es heißt, daß ein Mann namens Andrew Jackson aus dem westlichen Tennizy-Gebiet eine Armee aufstellt. Man nennt ihn Old Hickory.«
    »Ich kenne den Mann«, sagte Ta-Kumsaw. »Er sitzt nicht allzu fest im Sattel.«
    »Er hat mit den Weißen getan, was du mit den Roten getan hast, Isaac. Er ist im Westen auf und ab geritten, um die Leute aufzuwiegeln und ihnen etwas von der roten Gefahr zu erzählen. Über dich Isaac. Für jeden roten Soldaten, den du aufgestellt hast, hat er zwei Weiße rekrutiert. Und er vermutet, daß du nach Norden gehen willst, um dich mit einer französischen Armee zu verbünden. Er kennt alle deine Pläne.«
    »Er weiß gar nichts«, antwortete Ta-Kumsaw. »Alvin, sage mir, wie viele Fäden der weißen Armee

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